Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
1
E mily? Bist du noch dran? Er glitzert in der Sonne, hab ich recht? Er verwandelt sich bei Vollmond in ein zähnefletschendes Biest? E-MI-LY !«
Emily zuckte zusammen, als Fees Stimme sie letztlich erreichte, ihre Gedanken waren abgeschweift. »Du liest wirklich zu viel von diesem Vampir-Kram«, murmelte sie. Wer war dieser Junge, mit dem Matt da sprach? Sie hatte ihn noch nie gesehen, und er starrte zu ihr herauf, als wollte er im nächsten Moment den Hügel entern und sie herunterzerren.
»Wirklich, Em, wenn du mir nicht bald antwortest, steige ich in den nächsten Flieger und statte diesem ominösen Dorf höchstpersönlich einen Besuch ab, das schwöre ich! Tagelang meldest du dich nicht und nun lässt du dir alles aus der Nase ziehen! Wer ist dieser Typ, der dich im Moor aufgegabelt hat? Emily! Okay, vergiss es, ich buche einen Flug. Nächste Woche habe ich ein paar Tage frei und da kann ich leicht …«
Was? Nein!
»Sorry, Fee, was hast du gesagt?« Emily presste das Handy fester ans Ohr und drehte sich um, hin zu der großen Eiche, die ihr schon so vertraut war, weg von Matts Anblick, der sie verwirrte, und von dem fremden Jungen, der ihr unheimlich war. »Entschuldige, ich war abgelenkt.«
»Du fehlst mir«, seufzte Fee.
Emily lächelte. »Du mir auch«, sagte sie.
»Deine stoische Verschlossenheit vermisse ich allerdings überhaupt nicht.«
»Fee …«
»Emily. Spuck’s aus.«
Emily holte Luft. »Hör zu«, sagte sie, »mehr gibt es im Moment wirklich nicht zu erzählen. Ich habe das Dorf gefunden, ich habe meine Großmutter getroffen und …« – Sie stockte und warf einen Blick über die Schulter. Matt unterhielt sich nach wie vor mit Mr. Unbekannt, aber das Gespräch sah nicht unbedingt herzlich aus. Was machte Matt überhaupt hier? »Ich bleibe noch ein paar Tage«, fuhr sie fort. »Ich möchte alle erst ein wenig kennenlernen.« Sie hatte schließlich nicht geahnt, dass sie eine Großmutter hatte, hier in England, und sie wollte gern noch Zeit mit Rose verbringen. Viel Zeit. Mit Rose … und mit Matt. Sie wollte so viel Zeit mit Matt verbringen, wie ihr blieb.
Fee schnaubte. »Spuck’s. Aus«, wiederholte sie, eindringlicher diesmal. »Wer ist der Typ?«
Emily spürte, wie sie rot wurde. Sie hatte Matt nur beiläufig erwähnt, als sie Fee erklärt hatte, wie genau sie Hollyhill hatte finden können – dass ein Junge neben ihr gehalten hatte, der zufällig aus dem Dorf kam und sie netterweise in seinem Wagen mitnehmen wollte.
So viel war seither geschehen. Und nichts davon durfte sie Fee erzählen.
»Er heißt Matt«, sagte sie schließlich und hielt dann vorsorglich den Hörer ein Stück von ihrem Ohr weg.
»Ich wusste es!«, kreischte Fee, und Emily musste lachen, nichtsdestotrotz. Sie konnte ihrer Freundin unmöglich erklären, was sie in den vergangenen fünf Tagen erlebt hatte – es war einfach zu überwältigend, zu unglaublich gewesen.
Fee, ich bin in die Vergangenheit gereist. Ich habe einen Mörder verfolgt, damit er dich in der Gegenwart nicht entführen kann. Und oh, dann habe ich noch meine Mutter getroffen – ja, ich weiß, sie ist seit dreizehn Jahren tot, aber ich bin schließlich in die 80er-Jahre gesprungen und da bin ich ihr begegnet.
Emily spürte, wie sich in ihrem Magen ein Knoten formte. Niemals würde sie in Worte fassen können, was sie empfunden hatte in dem Moment, als sie ihrer Mutter in die Augen sah. Als sie vor ihr gekniet hatte, dort, in diesem Auto, inmitten einer Blase aus verlangsamter Zeit und betäubten Gefühlen.
Sie wusste, sie durfte Fee nicht einweihen, nicht jetzt, vermutlich niemals. Doch sie sehnte sich danach, ihrer Freundin von Matt zu erzählen. Davon, dass er sie geküsst und was er zu ihr gesagt hatte. Wie sie sich fühlte, wenn sie in seinen Armen lag. Wie sie diese Gefühle verwirrten, weil sie ihn doch erst ein paar Tage kannte. Sie wusste nur nicht … Sie konnte das Durcheinander in ihrem Inneren kaum in Gedanken fassen, schon gar nicht in Worte. Nicht einmal zwei Stunden waren vergangen, seit sie mit Matt zurück in die Gegenwart gesprungen war, in Matts Armen, um genau zu sein, und sie hatte seither noch keine Zeit gehabt, sich über irgendetwas klar zu werden. Über gar nichts.
»Emily?«
»Ja?«
»Du hörst schon wieder nicht zu.«
»Entschuldige, ich …«
»Papperlapapp. Hat er dich geküsst?«
»Fee!«
»Ach, komm schon, Em!« Fees Stimme nahm einen jammernden Tonfall an. »Hat er?«
Emily atmete geräuschvoll
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