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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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das Maul halten?!« schrie sie den Steuersysteme-Drittoperator an. »Oder muß ich dich von der Steuerbrücke weisen?« Jedes Mitglied der gegenwärtigen Brückencrew hätte lauter als sie brüllen können; niemand jedoch hatte eine so durchdringende, schneidend-scharfe Stimme wie sie.
    »Ich bin’s satt, mir dein Genörgel anzuhören, nur weil du nicht fähig bist, Nicks Strategie zu verstehen! Ob du’s glaubst oder nicht, Ransum kann ohne weiteres deine Konsole übernehmen, und sie meckert nicht die ganze Zeit herum!«
    Pastille vermied es, sie anzuschauen; er betrachtete seine Konsole, als müßte er sich angestrengt konzentrieren. »Dann gib mir was zu tun«, sagte er leise über die Schulter. »Ich sitze hier bloß nun.«
    »Ich will elektronisches Störfeuer!« Nachdem sie einmal zu schreien angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Der Wind in ihren Ohren schien sie aus sich selbst fortzureißen. »Ich wünsche, daß wir soviel Chaos emittieren, wie überhaupt möglich ist! Ich will, daß wir den Eindruck eines Raumschiffs hinterlassen, dessen Besatzung sich herauszufinden bemüht, was eigentlich los ist, irgendwie den Energiepegel wieder zu heben versucht, sich verzweifelt abmüht, die Situation zu bereinigen!«
    Schlagartig verflogen ihre Vehemenz und aller ruhelose Drang. Eine seltsame Stille erfüllte sie, als wäre sie an den Mittelpunkt eines Hurrikans geweht worden.
    »Ich will Tarnung«, erläuterte sie mit plötzlicher Gelassenheit. »Wir müssen dermaßen viel elektronisches Durcheinander ausstrahlen, daß Kassafort, die Stiller Horizont und die Sturmvogel es nicht merken, wenn wir wieder auf volle Pulle schalten.«
    Carmel kannte kein Zögern. »Ich kann in einigen unserer Scanninginstrumente ’ne Rückkopplungsschleife einrichten. Dopplersensoren, Strahlenemissionsrezeptoren, Partikelanalysatoren, diese Geräte. Ich kann sie vom Empfang aufs Senden umstellen. Das sähe dann aus, als wäre hier an Bord ’ne kritische Lage entstanden, ’ne Reaktorschmelze oder so was.«
    »Gut.« Liete nickte. »Dann tu’s!«
    Lind war schon an die Arbeit gegangen, seine Hände tippten Befehle. »Käptens Liebchen an alle Raumschiffe«, quäkte er in sein Mikrofon, »Käptens Liebchen an Leitzentrale Kassafort, Käptens Liebchen an alle! Havarie, Havarie! Unsere Steuerung ist ausgefallen. Wir können nicht mehr manövrieren. Halten Sie Abstand! Ich wiederhole, bleiben Sie auf Abstand! Wir haben eine Havarie der Schubaggregate.« Er tippte weitere Tasten, dann wandte er sich an Liete. »So, dieser Text ist jetzt auf automatische Wiederholung auf allen betriebsüblichen Frequenzen geschaltet.«
    »Gut«, sagte Liete noch einmal. Während sie mit den Händen die Kommandokonsole umklammerte, um nicht zu zittern, ließ sie sich langsam in ihren G-Andrucksessel zurücksinken.
    Malda kaute auf der Unterlippe. »Vielleicht krieg ich’s hin, ’n Kurzschluß in ein bis zwei Lasern zu simulieren…« Unterschwellige Schwingungen innerer Anspannung waren in ihrer Stimme. »So daß es so aussieht, als wollte ich Strom für Reparaturen umleiten, aber die Belastung wär zu hoch für die Kabel.«
    Erneut nickte Liete. »Und währenddessen führst du der Materiekanone wieder ’n bißchen Saft zu. Auf ganz minimalem Niveau, dann fällt’s eventuell nicht auf. In fünf Minuten will ich damit schießen können, wenn’s sein muß. Das gleiche gilt für dich, Pastille. Du fährst den Pulsator-Antrieb wieder hoch, aber langsam! Ich will, daß wir zu beschleunigen fähig sind, falls es nötig wird. Lind, du achtest auf Befehle von der Stiller Horizont, genau wie bisher. Sofortige Analyse, sobald was hereinkommt.«
    Lind öffnete den Mund, um etwas zu äußern. »Ach du Schande«, entfuhr es jedoch Carmel, ehe er ein Wort von sich geben konnte.
    »Was denn?« fragte Liete. »Was ist los?«
    »Die Trichterantenne hat gerade aufgeleuchtet wie ’n Blitz«, rief Carmel.
    Doch fast unverzüglich gewann sie ihre Ruhe zurück. »In Kassafort hat sich soeben«, meldete sie in merkwürdig förmlichem Ton, »ein totaler Stromausfall ereignet.«
    »Die Leitzentrale ist verstummt«, schnaufte Lind. »Sie gibt keinen Piepser mehr von sich.«
    Lietes Herz wummerte vor Bewunderung. O Nick!
    Sie maß Pastille festen Blicks. »Noch irgend was zu quengeln?«
    Aber sie ließ ihm gar keine Zeit zu einer Entgegnung. »Analyse, Carmel«, sagte sie so fröhlich, als sänge sie vor sich hin.
    Carmel atmete tief durch. »Nick muß soviel Saft in

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