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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die Antenne gejagt haben, daß in Kassafort sämtliche Sicherungen rausgeflogen sind. Dadurch wird die Station allerdings nicht lang lahmgelegt. Ich meine, man kann die Energieversorgung schnell wiederherstellen, vor allem für die Lebenserhaltungs- und Waffensysteme und dergleichen. Solche Anlagen haben Notstromgeneratoren und reaktivieren sich automatisch. Es dürfte keine Minute dauern, bis sie wieder in Betrieb sind. Anders verhält’s sich mit der Kommunikation.«
    Lind war so aufgeregt, daß er in seinem Andrucksessel hüpfte. »Kommunikationsanlagen werden nirgends so gebaut, daß sie derartige Überlastungen durchstehen können! Wenn wir Glück haben, sind in den Zentralsystemen Schmelzschäden aufgetreten. Falls ja, dauert’s Stunden, um den Schaden zu beseitigen. Vielleicht müssen alle Computer der Leitzentrale neu programmiert werden… Aber das hat natürlich erst ’n Zweck, nachdem die Schäden samt und sonders festgestellt und behoben worden sind.«
    Carmel betrachtete ihre Anzeigen. »Da«, sagte sie einen Moment später. »Kassafort hat wieder Strom.«
    Lind drückte sich den Ohrhörer fester ins Ohr und lauschte angestrengt. »Kein Ton von der Leitzentrale«, meldete er mit beinahe übermütigem Krähen. »Der Betrieb liegt noch still.«
    »Und damit haben wir genau, was wir brauchen.« Lietes Herz sang, obwohl ihre Stimme ruhig blieb. »Eine Ablenkung. Plötzlich hat man größere Sorgen als uns. Wir sind ja hilflos, also nicht mehr so wichtig. Jetzt zählt bloß noch, was in Kassafort passiert. Das ist unsere Chance.«
    Sie wandte sich Pastille direkt zu. Nick hat uns eine Chance verschafft. »Wir dürfen sie nicht verpassen.«
    Pastille nickte, als hätte ihn Ehrfurcht gepackt.
    »Malda?« rief Liete.
    Gebeugt tippte die Waffensysteme-Hauptoperatorin ihrer Konsole Befehle ein, so schnell sie es konnte. »Bin gleich soweit«, murmelte sie zerstreut.
    »Zielverfolgung auf die Friedliche Hegemonie einpeilen«, befahl Liete aus dem einfachen Grund, weil Nick und seine Helfer sich auf Thanatos Minors Oberfläche in so exponierter Situation befanden. »Sie ist unser wichtigstes Ziel. Mit der Sturmvogel befassen wir uns, wenn wir mehr darüber wissen, was eigentlich vorgeht.«
    Malda nickte.
    Lietes Blick streifte den Sichtschirm, auf dem eines der Radarechos die Position der Käptens Liebchen anzeigte, die der Sturmvogel auf ihrem Kurs zur Stiller Horizont folgte. Insgeheim versprach sie Nick, ihn nicht zu enttäuschen.
    Nicht nach dem, was sich eben ereignet hatte. Jetzt war ihr endgültig vollkommen klar, daß niemand, niemand ihn schlagen konnte.

 
ANGUS
     
     
    Im ersten Moment blieben die Bogenlampen trübe; sie flimmerten, als wären sie im Innern ins Sieden geraten. Dann strahlten sie wieder mit voller Leuchtkraft, als ob in Kassafort jemand einen Regler justiert hätte.
    Angus stand reglos am Rande der Betonfläche und wartete darauf, daß sein Data-Nukleus ihn weiterhetzte; ihn in halsbrecherischem Tempo zu Milos Taverner und in den Rachen des Unheils trieb.
    »Was ist schiefgegangen?« krächzte Sib Mackern abgehackt, als hätte er keine Erfahrungen mit Datensystemen und Schadensbekämpfung.
    »Nichts«, antwortete Angus halblaut. Hoffe ich wenigstens.
    »Der Strom ist Nebensache.« Nicks Stimme klang nach Geistesabwesenheit, als dächte er in Wirklichkeit über etwas völlig anderes nach. »Auf die Kommunikation kommt’s an.« Er bog den Kopf zurück, starrte nach oben, als könnte er die Käptens Liebchen noch erkennen. Aber natürlich sah er sie nicht; selbst wenn sie sämtliche Positionslichter und Außenscheinwerfer angeschaltet hätte, wäre sie wegen des grellen Lichts der Bogenlampen unsichtbar geblieben. Dennoch deutete ein seltsamer Anklang von Sehnsucht in seinem Tonfall an, daß er nicht mit Sib Mackern sprach, sondern seinem Raumschiff. »Falls genug Schaltkreise durchgeglüht sind, haben wir sie gründlich sabotiert. Dann kann der Kassierer mit niemandem mehr quasseln.«
    Im Effekt mußte der Kassierer völlig hilflos sein. In seinem Panzergewölbe, wo er vollständig vom Kommunikationsnetz abhing, fehlte ihm jede Möglichkeit, um den Verlauf der Geschehnisse zu verfolgen. Er mußte sein Stahlbeton-Schlupfloch verlassen und mit dem Lift zur Leitzentrale hinauffahren, nur um sich Informationen zu holen. Die Stiller Horizont und die Friedliche Hegemonie standen selbstverständlich noch in Funkverbindung; sie konnten die Sturmvogel kontaktieren. Aber niemand von ihnen war

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