Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Amnion-Sektion scheuchen konnte, flammten die Bogenlampen wieder auf.
LIETE
Vollkommen still saß Liete in ihrem G-Andrucksessel und schwitzte vor sich hin, während sie auf weitere Befehle wartete; Anzeichen dafür abwartete, daß die Amnion glaubten, ihre Anweisungen wären befolgt worden.
»Na schön«, ächzte Pastille. »Jetzt verstehe ich. Glaube ich wenigstens. Du willst, daß wir einen hilflosen Eindruck machen, damit wir uns unsere Optionen offenhalten. Du möchtest den Amnion verheimlichen, daß Nick die Codes längst geändert hat…«
»Weil sie nämlich unseretwegen Anlaß zur Sorge hätten, wüßten sie, daß die Codes nichts mehr nutzen«, sagte Malda in angespannten Ton. »Dann würden sie uns abknallen, bevor wir irgend etwas unternehmen könnten.«
Doch Pastille war noch nicht fertig. »War das alles, was sie übermittelt haben? Daß wir den Pulsator-Antrieb abschalten sollen?«
»Und die Waffensysteme«, informierte Malda ihn.
»Aber was haben sie denn davon?« meinte Pastille. »Wir liegen weiter auf dem bisherigen Kurs. Nur die Beschleunigung ist entfallen. Trotzdem fliegen wir der Sturmvogel nach.«
»Kannst du eigentlich überhaupt nicht denken?« Maldas Stimme zitterte. »Wir gelangen Kassaforts Artillerie ins Schußfeld. Bald können sie das Feuer auf uns eröffnen. Aber wir haben keine Möglichkeit mehr zum Manövrieren… Und nicht zum Zurückschießen.«
»Das ist alles erst der Anfang«, erwiderte Liete, als wäre sie ihrer Sache vollständig sicher. »Wenn sie der Ansicht sind, daß wir ihre Befehle befolgt haben, schicken sie bestimmt weitere Anweisungen. Sie kennen unsere Bordsysteme nicht. Selbst mit den Codes bringen sie uns nicht verläßlich unter ihre Kontrolle. Darum haben sie es als erstes mit ’ner groben Beeinflussung probiert. Sobald sie dazu die Gelegenheit sehen, versuchen sie’s garantiert mit irgendwelchen Feinheiten.«
Falls sie dazu Gelegenheit finden. Falls sie sich den Kopf nicht schon über zu vieles zerbrechen müssen.
»Der erste Befehl lautete«, rekapitulierte Lind nervös, »eine direkte Kommunikationsverbindung zu unserem Bordcomputer zu schalten. Wahrscheinlich versuchen sie als nächstes, mit dieser Methode bei uns Informationen zu melken, um ihre ›Feinheiten‹ besser planen zu können.«
Waren sie den Unterschied festzustellen imstande? überlegte Liete. Wußten sie, daß die Käptens Liebchen gar nicht aufgrund ihrer Befehle den Schub verloren, die Waffensysteme stillgelegt hatte, sondern durch Lietes Eingreifen?
Wahrscheinlich nicht. Momentan taten sie nichts, um Daten zu melken. Noch nicht. Sie hatten lediglich gewisse Instruktionen gefunkt und warteten jetzt das weitere ab.
Liete durfte keine Zeit verschwenden. Der Wind durchströmte sie: wie Nick beraubte er sie aller Alternativen. Es galt jetzt Vorbereitungen zu treffen, ehe die Stiller Horizont die nächsten Maßnahmen einleitete.
»Falls es dich interessiert«, bemerkte Carmel von der Scanningkonsole herüber, »inzwischen kann ich dir sagen, wohin die sieben Leute aus der Posaune unterwegs sind.«
Liete konnte das Angebot unmöglich abwimmeln. Beinahe mit Gewißheit mußte sie davon ausgehen, daß Nick zu den sieben Personen drunten auf der Planetoidenoberfläche gehörte.
Und sie brauchte noch ein, zwei Minuten zum Nachdenken.
»Dann raus mit der Sprache«, antwortete sie Carmel.
»Keiner von ihnen hat sich den Artilleriebunkern genähert«, erklärte die Scanning-Hauptoperatorin in ausdruckslosem Ton. »Drei haben an einer Trichterantenne der Kommunikationsanlagen Halt gemacht. Sie schleppen was mit. Es ist zu klein, um es genau zu scannen, Kassafort emittiert zuviel elektronischen Müll… Aber es könnte ein Kabel sein. Die vier anderen Personen überqueren das Dockgelände. Sie rennen, meine ich. Aber nicht zusammen, sondern getrennt. Zwei laufen voraus. Zwei folgen in größerem Abstand. In der Richtung, die sie nehmen, liegen keine Raumschiffe. Außer der Friedlichen Hegemonie.« Carmel schwieg kurz. »Wenn du mich fragst«, fügte sie dann unumwunden hinzu, »ich würde sagen, sie sind auf ’m Weg zur Amnion-Sektion.«
Liete bekam Sodbrennen. Zur Amnion-Sektion.
Nick! Was machst du da?
»Soviel zu deiner Theorie in bezug auf die Artillerie«, schnaubte Pastille.
Ohne Warnung riß die trockene Hitze des Wüstenwinds Liete mit sich fort, und sie verlor die Beherrschung.
Sie warf die Gurte beiseite, sprang aus dem G-Andrucksessel. »Wirst du wohl endlich
Weitere Kostenlose Bücher