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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Möglichkeit, interstellare Entfernungen zurückzulegen – d.h., den Weltraum zu erforschen und sich darin auszubreiten –, hätten Fragen von dieser Tragweite nie aufgeworfen werden können.
    In der Zeit, während Dr. Juanita Estevez Gefahr lief, sich selbst und die AstroLabor-Station mit dem ersten Prototyp des Ponton-Antriebs auszuradieren, litt die Erde unter einer Periode politischer und ökonomischer Stagnation; eine Phase derartiger Atrophie, daß mehr als nur ein paar Analytiker die Schlußfolgerung zogen, der Planet hätte nicht nur seine Ressourcen erschöpft, sondern zudem die Fähigkeit zur Problemlösung verloren. Über einhundertfünfzig eigenständige Nationen waren in eine derartige wechselseitige Abhängigkeit gelangt, daß Krieg nicht mehr als gangbarer Weg zu politischer und wirtschaftlicher Neubelebung galt. Durch dieselbe allgemeine Verflechtung stand allerdings jede der Nationen unter dem Zwang, den Verfall ihrer Nachbarn zu teilen. Mit anderen Worten, die Bewohner des Planeten gingen an eben dem zugrunde, was sie am Leben erhielt.
    Ohne genügend fossile Brennstoffe, die eine billige Energieproduktion erlaubt hätten (außer im Weltall waren Fusionsgeneratoren im Bau und im Unterhalt unzumutbar kostspielig), ohne genug Bäume zur Sauerstoffanreicherung der Atmosphäre, ohne neue an der Stelle der verbrauchten Rohstoffe, bar jeder adäquaten Methode, um Abfall sinnvoll zu verwerten oder ihn ohne neue Umweltschädigung zu entsorgen sowie in Ermangelung aller Herausforderungen oder Kriege, die zur Begeisterung angestiftet bzw. Innovationsdruck erzeugt hätten, glich die Erde mittlerweile einer scheinbar endlosen Liste von Dingen, die ihren Bewohnern fehlten. Es sah so aus, als hätte der Planet die eigene Zukunft sabotiert.
    Im Rahmen einer letzten Anstrengung, um den eigenen Fortbestand zu sichern, gründete eine Anzahl von wirtschaftlicher Unternehmen und quasikommerzieller Firmenkonglomerate private Weltraumstationen. Es handelte sich um Forschungseinrichtungen, überwiegend reine Hoffnungsprojekte: riesige Orbitallaboratorien, Hydroponiehabitate, Startbasen für Sonden zu den äußeren Planeten sowie HighTech-Entwicklungszentren. Der erklärte Zweck dieser kolossalen Investitionen sollten Entdeckungen sein, die der Menschheit wieder eine Zukunft geben konnten. Doch als tatsächliches Resultat trat eine so enorme Beanspruchung der ohnehin in krassem Schwinden begriffenen Ressourcen des Planeten ein, daß überall auf der Erde stagnierende Volkswirtschaften in steilen Niedergang absanken.
    Paradoxerweise schienen diese kommerziellen und quasikommerziellen Firmen um so unverzichtbarer zu werden, je mehr Aufwand sie trieben und je mehr Kosten sie verschleuderten, je mehr ihre Macht wuchs. Bald war es nicht mehr so, daß die Erde sie lediglich brauchte; vielmehr wurde es für die Erde notwendig, daß sie Erfolg hatten.
    Als die AstroLabor-Station zu guter Letzt vollbrachte, was sie leisten sollte – d.h., als Dr. Estevez den Ponton-Antrieb konstruierte, der die Erforschung und Erschließung des Kosmos außerhalb des Sonnensystems zunächst vorstellbar, dann praktikabel machte –, hatte der Mutterkonzern der Station (der damals noch den schlichten Namen AstroLabor AG trug) für die Nationen, unter denen er seiner Wirtschaftstätigkeit nachging, einen derartigen Status der Unentbehrlichkeit gewonnen, daß keine der beteiligten Regierungen auf die Produkte der Station irgendeinen Einfluß nehmen konnte.
    Durch diese verkürzte Darstellung wird einsichtig, warum alles, was danach an Ereignissen folgte, keine Angelegenheiten der staatlichen Souveränität mehr waren, sondern ausschließlich kommerzielle Abläufe. Das einzige Zugeständnis, auf das sich die AstroLabor AG gegenüber den betroffenen Regierungen einließ – ganz zu schweigen von der Konkurrenz –, war die Einwilligung, für den Ponton-Antrieb gegen finanzierbare Gebühren Lizenzen zu vergeben.
    Naturgemäß blieb die AstroLabor AG (heute Forschungs- und Erschließungsgesellschaft Sagittarius AG) einige Zeit lang der mächtigste Wirtschaftskonzern. Und ihre Vormachtstellung festigte sich erst recht, als ihre Explorer schon von einem der anfänglichen extrasolaren Erkundungsflüge mit der Nachricht von der Entdeckung eines an Rohstoffen reichen Asteroidengürtels heimkehrten. Dieser Asteroidengürtel war nicht derselbe, dessen Ausbeutung der VMK zu ihrer Finanzstärke verhalf; er war viel kleiner und dünner, und seine Rohstoffe

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