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Volle Kanne

Volle Kanne

Titel: Volle Kanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Kapitel 1
    »Maggie, was in aller Welt machst du dort oben?«
    Dr. Maggie Davenport balancierte auf ihrem Drehstuhl und fuhr beim Klang der Stimme ihrer Sprechstundenhilfe zusammen. Der Stuhl schwenkte nach rechts und beschrieb einen Halbkreis. »Huch!« Maggie suchte Halt an einem der Regale des Einbauschranks und riss einige medizinische Bücher herunter, unter anderem
Grays Anatomie für Studenten.
Der dicke Wälzer prallte ihr auf den Kopf, und Maggie zuckte zusammen, als kleine Punkte wie Glühwürmchen vor ihren Augen tanzten. Der Stuhl rollte noch einige Zentimeter weiter.
    Die Krankenschwester Queenie Cloud stand reglos da, die Lippen zu einem O geformt. »Du wirst dich noch umbringen!«
    Maggie versuchte, den Stuhl unter Kontrolle zu bringen, aber er weigerte sich und hüpfte vor und zurück, als wollte er nach einem Song von Chubby Checker Twist tanzen. »Verdammter Mist!«
    Queenie stürzte vorwärts, und Maggie streckte blindlings eine Hand aus und krallte ihre Finger versehentlich in die ordentlich festgesteckten weißen Locken der Schwester.
    »Lass meine Haare los!«, kreischte Queenie. Sie packte die Stuhllehne und hielt sie fest. »Komm sofort runter, bevor wir beide noch in der Notaufnahme landen!«
    »Das ist nicht meine Schuld! Du hast mich fast zu Tode erschreckt, als du hereingestürmt bist, während ich auf der Suche nach einem Nachschlagewerk war«, erklärte Maggie. Es gelang ihr, ohne weitere Verletzungen von dem Stuhl zu klettern, aber ihr Kopf begann bereits zu pochen.
    »Welches Nachschlagewerk?«, wollte Queenie wissen.
    Maggie strich sich mit den Fingern das dunkle Haar aus der Stirn, straffte ihre Schultern und bemühte sich um ein professionelles Auftreten, soweit das unter diesen Umständen möglich war. »Meine … äh … Enzyklopädie der seltenen Krankheiten, wenn du es unbedingt wissen willst«, erwiderte sie im Tonfall einer Ärztin.
    »Spar dir den unschuldigen Blick aus deinen himmelblauen Augen«, meinte Queenie. »Bilde dir nur nicht ein, ich wüsste nicht, wonach du gesucht hast. Du wolltest an dein Versteck.« Sie schnaubte unwillig. »Du hast es noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden lang ausgehalten.«
    Maggie hätte wissen müssen, dass sie Queenie nichts vormachen konnte. Im Alter von siebzig Jahren besaß die Krankenschwester noch einen ebenso scharfen Verstand wie an dem Tag, an dem sie begonnen hatte, für Maggies Großvater zu arbeiten. Die damals sechsjährige Maggie hatte der Schwarzen die Hand geschüttelt und ihr stolz verkündet, dass sie wusste, woher die Babys kamen. Queenie behandelte sie immer noch wie ein kleines Mädchen, obwohl Maggie inzwischen ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine dreizehnjährige Tochter vorweisen konnte.
    Maggie sank in sich zusammen. »Hör mal, ich habe mir jetzt zwei Stunden ohne Pause Babygeschrei angehört und mich mit mürrischen Kindern herumgeplagt. Ich leide an Entzugserscheinungen. Du kannst doch keinen kalten Entzug von mir erwarten!«
    Queenie seufzte tief. »Das habe ich kommen sehen. Also gut, du kannst einen haben – aber nur einen.« Sie griff in die lasche ihrer weißen Uniform, zog einen Schokoriegel hervor und drückte ihn Maggie wie ein chirurgisches Instrument in die ausgestreckte Hand. »Beeil dich. Wir werden im Röntgenraum gebraucht, und es warten noch einige Patienten auf dich.« Die Schwester eilte hinaus.
    Maggie riss das Einwickelpapier von der Schokolade und steckte sich ein Stück in den Mund. Sie ließ es auf ihrer Zunge liegen, bis die Schokolade weich wurde und zerschmolz. Dann schloss sie die Augen und wartete darauf, dass Endorphine durch ihren Körper strömten. Diese Glückshormone waren etwas Wunderbares. Auch beim Sport und beim Sex wurden Endorphine ausgeschüttet, aber sie hatte sich in letzter Zeit nicht sportlich betätigt, und sie hatte auch keinen Sex gehabt. Sie dachte zwar oft daran … Meine Güte, eigentlich drehten sich ihre Gedanken ständig darum. Leider gab es zurzeit niemanden, mit dem sie ins Bett gehen wollen würde, obwohl sie oft im Geist die Liste der Männer durchging, mit denen sie seit ihrer Rückkehr nach Beaumont ausgegangen war. Wie schade, dass sie auf Schokolade zurückgreifen musste, um sich diese Glücksgefühle zu verschaffen. Vielleicht wären die Männer auf ihrer Liste verlockender, wenn sie weniger Schokolade essen würde.
    »Dr. Davenport?«
    Maggie öffnete die Augen und sah Alice, ihre Röntgenassistentin, am Türrahmen stehen. Mit dem

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