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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Beratungstafel aus. Die einundzwanzig Konzilsmitglieder saßen um die Außenseite der Ratstafel; vor sich hatten sie ihre kleinen Computerterminals sowie diverse schriftliche Unterlagen; hinter ihnen standen die jeweiligen persönlichen Berater. Unter normalen Umständen durfte jemand, den das Konzil zu befragen wünschte, an einem Zeugentisch in der Mitte der ovalen Ratstafel Platz nehmen, wo er zu jedem Konzilsmitglied den gleichen Abstand hatte. Diesmal jedoch nahm der Monitor, der Dios und Lebwohl dem Konzil zeigte, die Stelle von Tisch und Stuhl ein. Dios’ Perspektive des Saals vermittelten Kameras hinten über diesem Monitor; doch die Leute, die Holt Fasner stets nur als ›Stimmen‹ bezeichnete, konfrontierten ihn auf dem Wandbildschirm des Büros, als säße er ihnen frontal gegenüber.
    Ein rascher Rundblick klärte ab, die Konzilsdeputierten waren vollzählig versammelt. Das wunderte Warden nicht; bei diesem Anlaß war allemal die Aussicht gering gewesen, daß ein ordnungsgemäß gewählter Abgeordneter der Erde oder ihrer weithin verstreuten Weltraumstationen die Konferenz verpaßte. Irgendwo im Hinterkopf wußte er sogar die Namen aller einundzwanzig Deputierten und sogar eines ziemlich großen Teils ihrer Berater; die Umstände würden seine Erinnerung bei Bedarf auffrischen. Und Hashi Lebwohl konnte wahrscheinlich jederzeit den Inhalt der VMKP-Akte jeder dort im Saal anwesenden Person wortwörtlich auswendig zitieren.
    Warden bemühte sich vorsätzlich, dem alten Sixten Vertigus, trotz seines hohen Alters fest wie Stahl in seinem Sessel plaziert, keine besondere Beachtung zu schenken, ihm so wenig wie einem der übrigen Konzilsangehörigen, von denen man erwarten konnte, daß sie die Vorlage eines Abtrennungsgesetzes unterstützten. Er wollte nicht den kleinsten Hinweis darauf liefern, daß er Pläne schmiedete, die ihrer Laufbahn schaden oder ihre Karriere sogar ruinieren mochten.
    Auf dem Wandbildschirm war ein ärgerliches Geflacker zu sehen, ohne Zweifel zurückzuführen auf Sonnenflecken-Aktivitäten. Zahlenreihen wanderten über den unteren Rand des Bilds, zeigten an, daß die Kommunikationstechniker die Störung herauszufiltern versuchten. Verdrießlicherweise reizte die Flimmrigkeit der Übertragung Wardens Sehnerv und rief einen Eindruck hervor, als bekäme er Migräne.
    Konzilsdeputierte wühlten in Papieren, checkten nochmals die Informationen ihrer Computer oder löschten die Bildschirme. Innerhalb eines Moments waren sämtliche Blicke auf Wardens Abbild geheftet. Aufgrund seines Blickwinkels sah es aus, als ob das ganze Konzil auf seinen Unterleib starrte. Er empfand es als Nachteil, keinem der Gesprächsteilnehmer ins Auge sehen zu können, und ebenso vermißte er die bei der Konferenzschaltung fehlende IR-Dimension seiner visuellen Optikprothese; doch an derlei Diskrepanzen war er inzwischen gewöhnt.
    »Polizeipräsident Dios, vielen Dank für das prompte Zustandekommen der Videokonferenz.«
    Der Mann, der das Gespräch eröffnete, saß im Mittelabschnitt des Halbrunds der Ratstafel. Nur der Standort seines Stuhls wies auf seinen Rang hin: Abrim Len war Vorsitzender des Erd- und Kosmos-Regierungskonzils. In den Räumlichkeiten des VMKP-HQ scherzten Techs und Kadetten des öfteren, Godsen Frik sei ein Klon Abrim Lens. Beide Männer waren zur gleichen öffentlichkeitswirksamen Aufplusterung fähig, zu den gleichen klangvollen Tönen begabt. Aber Len war kein Handlanger Holt Fasners. Vielmehr war er schlicht und einfach ein Mann, der jede Form des Konsens, egal wie unzweckmäßig er auch sein mochte, jeder Art des Konflikts vorzog. Infolge vorstehender Zähne und eines fliehenden Kinns ähnelte er einem Frettchen.
    »Wie Sie sich vorstellen können«, sagte er, »hat uns allen die vor wenigen Stunden vom Direktor Ihres Ressorts Öffentlichkeitsarbeit verbreitete Verlautbarung ernsten Anlaß zur Besorgnis gegeben. Ich hoffe, Sie sind dazu imstande, uns den Vorfall auf eine Weise zu erklären, der unsere Befürchtungen zerstreut.«
    Erwartungsvoll verstummte der EKRK-Vorsitzende.
    »Verehrter Vorsitzender und ehrenwerte Konzilsmitglieder«, antwortete Warden zur Begrüßung, »Sie kennen mich als Warden Dios, Polizeipräsident der Polizeiorganisation der Vereinigten Montan-Kombinate.« Er traf seine Feststellung, als wollte er verdeutlichen, wem er sich in erster Linie verpflichtet fühlte. »An meiner Seite sehen Sie Direktor Hashi Lebwohl, den Leiter unserer Abteilung Datenakquisition.

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