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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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durchgedrückt, warum er den geheimen – und nur einen solchen – Gebrauch des Intertech-Antimutagen-Medikaments genehmigte: um sowohl unter der Menschheit wie auch bei den Amnion Unruhe zu stiften; um den Frieden zu stören.
    Wem nutzte diese Politik? Nur Holt Fasner und den VMK. Und dennoch erhob sich unweigerlich die Frage: Weshalb machte sich Fasner diese Mühe? Längst war er reicher und mächtiger als vor ihm jeder andere Einzelmensch in der Geschichte des Planeten Erde. Was, um Gottes Willen, drängte ihn zum Raffen weiteren Reichtums, zum Ballen von noch mehr Macht?
    Warden Dios war zu dem Schluß gelangt, daß Holt Fasner auf einen Vorteil gänzlich anderer Art erpicht war: Den wichtigsten Hinweis hatte ihm Norna Fasner gegeben, und seitdem sah er Fasners Ambitionen in völlig neuem Licht.
    Der VMK-GD hatte Warden befohlen, Angus Thermopyle der Befehlsgewalt Nick Succorsos auszuliefern. Als Gegenleistung für ein Raumschiff und einen ihm verfügbaren Cyborg hatte Succorso an Bord sämtliche Personen liquidieren sollen – mit Ausnahme Davies Hylands. Fasner wollte Morn Hylands Sohn in seinem Gewahrsam haben.
    Wenn die Amnion Davies Hyland junior mit ihrer Schnellwachstumsmethode gezüchtet und ihm Leutnantin Hylands Geist introjiziert hatten, was sollte sie daran hindern, mit einer beliebigen Anzahl menschlicher Föten ähnlich zu verfahren und ihnen Holt Fasners Psyche einzupflanzen? Was könnte es dem Drachen dann noch verwehren, praktisch in alle Ewigkeit zu leben?
    Raffte er genug Reichtum und Macht zusammen, um den Amnion etwas Wichtigeres anbieten zu können als Rohmaterial – Menschen und anderes – oder technische Kenntnisse, gelang es ihm vielleicht, mit ihnen in dieser Hinsicht ein Geschäft abzuschließen. Wie Satan, der Vater der Lügen, hielten auch die Amnion Übereinkünfte ein.
    Gegenwärtig brauchte Holt Fasner nicht mehr als den Beweis dafür, daß die Amnion tatsächlich dazu imstande waren, einen menschlichen Geist auf einen anderen Körper zu übertragen, ohne daß er Schaden nahm. Dann konnte er die nächsten Maßnahmen ergreifen.
    Warden Dios dachte an die Konsequenzen, während er dem VMK-Generaldirektor zuhörte, und ihn befiel ein Schaudern.
    Holt Fasner war für keine Sekunde verstummt. »Falls Sie’s noch nicht gemerkt haben«, sagte er sarkastisch, »seitens der Amnion ist eine Kriegshandlung verübt worden. Daran sind Sie schuld, Sie und Ihre gottverfluchten Geheimaktionen, die Schnapsidee, mit der Operation gegen Kassafort einen Illegalen wie Thermopyle und einen überführten Verräter wie Taverner zu betrauen. Nun wird das Stimmvieh eine Krisensitzung veranstalten. Diese Figuren dürften inzwischen völlig aus dem Häuschen sein. Wahrscheinlich denken Sie jetzt, daß jeder, der mit dem Finger zuckt, ein Kaze ist, der gleich explodiert.« Holt Fasner lachte: Sein Lachen klang hart und humorlos, als zerbrächen Stöcke. »Auch dafür messe ich Ihnen die Schuld zu. Dank Ihrer und der Umtriebe Ihrer hochgeschätzten Koina Hannish strotzen die Deputierten auf einmal alle von Verantwortungsbewußtsein. Ich vermute, sie versuchen nun irgendeine ungeheuerliche Dummheit zu begehen, wie dem Bannkosmos den Krieg zu erklären. Wenn Cleatus Fane es nicht schafft, sie irgendwie abzuwiegeln, richten sie mehr Unheil an, als wäre eine ganze Flotte Amnion-Raumschiffe in den Human-Kosmos eingedrungen. Und ich frage mich, was Sie eigentlich unternehmen. Wie Sie Ihre Aufgabe erfüllen.« Fasners Ton wurde hämisch. »Soweit ich Überblick habe, glauben Sie anscheinend, der Amnion kreuzt als nächstes hier auf. Erst ordern Sie jedes erreichbare Kriegsschiff zur Erde zurück und verstärken dadurch noch die Panik des Stimmviehs, obwohl ein schwachköpfiges Kind Ihnen sagen könnte, daß die Defensiv-Einheit sich längst abgesetzt hat. Und jetzt haben Sie auch noch Ihren verdammten Orbit mit Suka Bator synchronisiert.«
    Es stimmte: Die Stationszentrale hatte veranlaßt, mit gewaltigem Energieaufwand die Bahngeschwindigkeit des VMKP-HQ zu beschleunigen, so daß die Orbitalstation über der EKRK-Insel in Position blieb.
    »Man könnte meinen, Sie glauben, wir befänden uns schon im Krieg«, folgerte Holt Fasner bissig, »und die Niederlage stünde kurz bevor.«
    Warden Dios überlegte, ob er seine Befürchtungen Fasner einfach zuschreien sollte. Er erwog, das Mikrofon abzuschalten und nie wieder mit dem Drachen zu reden. »Eine Vorsichtsmaßnahme«, gab er dann jedoch schlichtweg zur Antwort.

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