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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Klack-klack-klack. Das Stakkato einer Verfolgten. Saha-Fera rannte über den steinernen Boden. Ihre Fußkrallen unter dem weiten Gewand schlugen hektisch auf die harten Platten.
    Nein , dachte sie mit geöffnetem Schnabel. Das kann nicht sein!
    Sie hetzte zu der langen Trichtertreppe am Fuß des heiligen Turms. Hinter ihr klackten die Schritte ihres Verfolgers. Ruhiger. Fast gemächlich, als sei er sich seiner Sache sicher. Sein Körper schnitt ihr den Fluchtweg zum siebentorigen Portal ab. Saha-Fera konnte nicht anders. Als sie die Treppe erreichte und die Richtung wechselte, drehte sie sich zu ihm um. Er trug einen langen Umhang mit einer Kapuze, die sein Gesicht bis auf die Spitze des Schnabels verhüllte. In seiner Klaue blitzte die gekrümmte Klinge eines Dolches.
    Die Spitze war auf sie gerichtet. Noch trennten sie mehrere Längen.
    Oh ihr Heiligen! Die Priesterin sah mit gehetztem Blick über die siebzehn Statuen, die in der Mittelhalle des Tempels um das nierenförmige Sandbad des Raisa angeordnet waren. Die Steinbilder mit ihren vogelartigen Köpfen blickten sie aus starren Augen an. Es geschah kein göttliches Wunder. Die Bildnisse der Gründer des kridanischen Reiches wurden nicht lebendig. Sie standen ihr ebenso wenig zur Seite wie die Priester, die tagsüber im Ersten Tempel des Raisa ihren Dienst verrichteten. Es war späte Nacht. Außer Saha-Fera befand sich niemand mehr in den heiligen Hallen. Die Sandbäder lagen ebenso leer und verlassen da, wie die geschwungenen Nester der Nähe, in denen die Priester Gespräche mit den Suchenden führten, den Gläubigen, die um Rat baten. Nicht jeder Kridan durfte in diesem Tempel beten. Er war dem Raisa und seinem engsten Kreis vorbehalten.
    Saha-Fera wandte sich vom Tempelinnenraum ab. Im flackernden Licht der Wandfackeln stürmte sie die Stufen hinauf. Ihre Gedanken rasten. Sie war die einzige weibliche Kridan, die im Tempel Dienst tat. Und die einzige Person, die nachts Zugang zum Tempel hatte. Sie verstand nicht, wie der Fremde hatte eindringen können. Die Tore waren verschlossen, und nur sieben Auserwählte besaßen einen Schlüssel für den Priestereingang. Kein Kridan würde es wagen, in das Heiligtum Gottes einzubrechen. Er hatte ewige Verdammnis zu befürchten, und den weltlichen Zorn der Priesterkaste und des Raisa. Ein solches Sakrileg brachte doppelte Schande über Auge und Schnabel.
    Aber er ist hier … Der Dolchschlächter ist hier … Oder?
    Die Priesterin blieb mitten im Turm stehen. Viele Höhenmeter hatte sie schon zurückgelegt. Ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig. In ihrer dünnen Schnabelhaut pulsierte pochend das Blut. Sie lauschte. Keine Schritte mehr. War der Fremde vielleicht nicht real? Gehörte er zu den zahlreichen Visionen, die sie in der letzten Zeit quälten? Die sie Nacht für Nacht folterten mit Bildern des Grauens?
    Vielleicht ist er nicht mehr als der personifizierte Untergang. Trotzdem … Wenn es nun keine Vision ist …
    Die Priesterin sah das Treppengehäuse hinauf.
    Oben auf der Plattform kann ich die Tür verriegeln. Dort bin ich in Sicherheit!
    Sie raffte ihr hellgrünes Gewand aus Hama-Seide hoch und hastete weiter. Stufe um Stufe nach oben.
    Es dauerte nicht lange, bis sie das Klackern der Schritte erneut hinter sich hörte. Wenn diese Gestalt nur ein Geist aus einer ihrer Visionen war, dann ein verdammt hartnäckiger!
    Sie sprang die letzten Stufen hoch, riss die Tür zur Turmplattform auf, warf sich hindurch und schmetterte sie hinter sich zu.
    Sicherheit. Endlich.
    Ob es nun ein Visionenwesen oder ein echter Kridan war, der sie verfolgte: An diesem heiligen Ort konnte ihr nichts geschehen. Ihre Lungen brannten, als sie mit zitternden Klauen den gebogenen Verschluss vorschob. Von außen ließ sich der Zugang nur mit einem Schlüssel öffnen. Einem Schlüssel, den nur drei Kridan besaßen.
    Kühler Wind strich über ihren schweißnassen Körper. Saha-Fera wandte sich um und ging an den Rand der Plattform. Der taubengraue Turm war konisch, wie viele der historisch nachgebauten Tempel in diesem Distrikt. Er überragte die meisten anderen Tempeltürme. Die runde Plattform, auf der sie nun stand, maß nicht mehr als vier Schrittlängen im Durchmesser. Von unten aus wirkte sie wie eine Spitze. Es gab kein Geländer. Dieser Platz war ein Ort des Gebetes, an dem Saha-Fera bereits viele Stunden verbracht hatte.
    Dies war kein Spielplatz für frisch geschlüpfte Kridan, die ein Geländer zum Schutz benötigten. Dies war

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