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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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haben. »Um Himmels willen, sie hat ein Superlicht-Protonengeschütz. Sie kann das VMKP-HQ zerpulvern. Suka Bator kann sie atomisieren. Nennen Sie das ›Schäden‹!«
    »Na gut«, knurrte Ing ungnädig, »wir erleiden schwere Schäden. Aber sie übersteht’s trotzdem nicht.«
    Er schöpfte tief Atem, um sich zu beruhigen. »So oder so«, meinte er beherrschter als zuvor, »bis jetzt hat sie nicht das Feuer eröffnet, Gott weiß warum nicht. Und je länger sie wartet, um so geringer fallen die Verluste aus, die sie uns beibringen kann.«
    Intuitiv durchschaute Koina den Grund für die Zurückhaltung des Amnioni. Die Defensiveinheit war in den Human-Kosmos eingedrungen, um die Posaune zu vernichten. Doch diese Absicht des Kriegsschiffs war gescheitert. Daraufhin mußte man an Bord den logischen Schluß gezogen haben, daß die Posaune – und die Rächer – aus dem Massif-5-System zur Erde heimkehrten. Der Amnioni war hier, um sie abzufangen. Er griff auf keinen Fall an, riskierte niemals den eigenen Untergang, bevor er keinen weiteren Versuch unternommen hatte, um den Interspatium-Scout zu zerstören.
    Diese Gewißheit war freilich nicht geeignet, Koina aus ihrer Unentschlossenheit zu befreien.
    Doch nachdem sie einige Worte gesprochen hatte, hemmte keine Erstarrung sie mehr. Sie nahm alle Courage zusammen und wandte sich an eine RÖA-Technikerin. »Geben Sie mir mal die Stationszentrale, ja? Ich glaube, ich sollte mich erkundigen, ob es neue Anweisungen gibt.«
    »Sofort, Direktorin.« Unverzüglich tippte die Frau Tasten an dem kleinen Gerät, das die RÖA-Direktorin mit dem VMKP-HQ verband.
    Die Antennen der Orbitalstation mußten vollständig überlastet sein. Mehrmals mußte die Kommunikationstechnikerin den Anruf wiederholen und sich zudem auf Koinas volle Autorität berufen. »Verbindung steht, Direktorin«, konnte sie endlich melden. Rasch händigte sie Koina ein Kehlkopfmikrofon aus.
    Koina drückte sich das Mikrofon seitlich an den Hals. »Hier ist Koina Hannish, Direktorin des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit«, sagte sie in möglichst festem Ton.
    »Hier Stationszentrale, Direktorin Hannish«, drang eine unpersönliche Stimme an ihr Ohr. »Entschuldigen Sie die Verzögerung. Wir haben alle Hände voll zu tun.«
    »Ist mir klar, Stationszentrale.« Koina sprach betont deutlich, um trotz des Wirrwarrs, der aus dem Hintergrund der Stationszentrale ertönte, verständlich zu sein. »Ich will Ihnen die Lage keineswegs weiter erschweren. Polizeipräsident Dios hat wahrscheinlich sowieso keine Zeit, um mit mir zu reden. Aber ich muß Sie fragen, ob von ihm neue Weisungen für mich vorliegen. Irgendeine Mitteilung?«
    Perplexen Gesichtsausdrucks schaute Forrest Ing herüber, als machte ihre Anfrage ihn konfus – als wäre er der Auffassung, ihr alles erklärt zu haben –, doch er verzichtete auf eine Bemerkung.
    »Einen Moment, Direktorin.« Koina hörte das leise Klappern einer Tastatur. Dann erreichte die Stimme aus der Stationszentrale wieder den Ohrhörer. »Ja, Direktorin Hannish.« Der Mann hörte sich so weit entfernt an, als säße er in einer Gruft. »Es ist eine Nachricht für Sie hinterlegt.« Wenn die Defensiveinheit das Feuer eröffnete, war das VMKP-HQ dem Untergang geweiht. Die meisten Menschen, die Koina schätzte oder gerne hatte, kämen in einem Glutausbruch pervertierter Physik ums Leben. »Polizeipräsident Dios hat nicht angeordnet, sie Ihnen zu schicken«, sagte der Mann, als sähe er Anlaß, sich ein zweites Mal zu entschuldigen. »Der Codierung zufolge soll sie Ihnen übermittelt werden, falls Sie anrufen.«
    »Verstehe, Stationszentrale«, behauptete Koina, obwohl sie überhaupt nichts verstand. »Also her damit.«
    »Jawohl, Direktorin.« Ohne Zweifel betrachtete der Mann jetzt einen Monitor. »Der Text lautet: ›Nichts hat sich geändert. Verfahren Sie wie besprochen.‹« Kurz schwieg der Techniker. »Das ist alles, Direktorin«, meinte er abschließend. »Tut mir leid.«
    »Es genügt«, antwortete Koina. Sie wollte niemanden in der Stationszentrale – oder im Shuttle – merken lassen, daß ihr Herz zu versagen drohte. »Vielen Dank.«
    Sie sah die Kommunikationstechnikerin an und nickte, doch statt ihr das Kehlkopfmikrofon zurückzugeben, nachdem die Frau die Verbindung getrennt hatte, senkte Koina den Kopf an die Rücklehne des Andrucksessels und versuchte, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen.
    Nichts hat sich geändert. Verfahren Sie wie besprochen. Es genügt.
    Nein, es

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