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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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genügte nicht! Überhaupt nicht! Es verriet ihr lediglich, daß Warden Dios es sich nicht anders überlegt hatte. Ihr Dilemma behob es nicht im geringsten.
    Trotz des Umstands, daß ein Alien-Kriegsschiff ihm quasi an die Gurgel sprang, wünschte er unverändert, daß sie seinen Sturz herbeiführte. Obwohl dabei sogar die Kapazität der Menschheit verloren gehen konnte, einen kriegerischen Konflikt gegen die Aliens durchzustehen.
    Es mußte doch einfach falsch sein, seine Position ausgerechnet jetzt zu untergraben?
    Das EKRK mußte außer sich vor Entsetzen sein: Soviel war Koina klar. Sicherlich behielten gewisse Konzilsdeputierte die Fähigkeit zum Denken und Planen, zum Dienst an der Menschheit. Der Rest verfiel bestimmt ins Rasen. Die Gefahr der Zwangsmutation hatte selbst auf Männer und Frauen, die normalerweise beherrscht blieben, eine derartige Wirkung. Mehr als alles andere verlangten die Konzilsdelegierten Schutz. Und beeinträchtigte etwas die Einsatzbereitschaft der VMKP, war es unvermeidlich, daß sie diese Schutzfunktion als nächstes von Holt Fasner erwarteten; sie auf die allgemeinere, jedoch weniger paramilitärische Macht der VMK bauten.
    Gütiger Himmel! Es ließ sich nicht ausschließen, daß Fasner aus der Krise als Diktator des gesamten Human-Kosmos hervorging.
    Aber wie könnte sie, Koina Hannish, es rechtfertigen, sich den direkten Anordnungen ihres Polizeipräsidenten zu widersetzen? Zumal nachdem Warden Dios ihr eindeutig gesagt hatte, was sie tun sollte: nämlich die Wahrheit auspacken?
    Egal, welchen Entschluß sie faßte, er konnte fürchterliche Konsequenzen haben. Sie wußte nicht, wie sie die Frage des richtigen Vorgehens durch bloßes Nachdenken klären könnte.
    Sie benötigte Hilfe.
    Ihr Problem jemandem darzulegen, war gefährlich, wenn nicht gar unverantwortlich. Dennoch rang sie sich dazu durch, das Risiko in Kauf zu nehmen. Allein blieb sie ratlos; außerstande zu wichtigen Entscheidungen. Tat sie nun nicht irgend etwas, fiel sie vielleicht zurück in den einer Lähmung ähnlichen Zustand völligen Unvermögens.
    Mit erheblicher Anstrengung hob sie den Kopf.
    »Noch ein Gespräch bitte«, sagte sie zu der Kommunikationstechnikerin. »Ich muß mit dem VWB-Konzilsdeputierten Kapitän Sixten Vertigus reden.«
    Die Durchsagen des VMKP-HQ in ihrem Ohr lenkten die Frau ab; sie sperrte die Augen auf, hatte jedoch gleichzeitig einen verschleierten Blick. »Sofort, Direktorin«, gab sie gewohnheitsmäßig zur Antwort. Aber als ihre Finger die Tastatur berührten, schien sie vergessen zu haben, wie man sie bediente. Ihre Hände bewegten sich fahrig, während sie sich bemühte, eine Funkverbindung herzustellen.
    Weil Koina wußte, wie der Frau zumute war, verzichtete sie darauf, die Kommunikationstechnikerin zur Eile anzutreiben. Beim Warten überlegte sie, wie deutlich sie sich gegenüber Sixten Vertigus ausdrücken durfte.
    Der Kapitän war ein alter Mann; eigentlich ein steinalter Greis. Die Hälfte der Zeit befand er sich kaum im Wachzustand. Aber er war die einzige Person, von der Koina annahm, daß sie für ihre verzwickte Lage Verständnis aufbrachte. Er war ein Befürworter der VMKP. Dagegen hielt er nichts von den VMK und Holt Fasner. Und er glaubte an die Verantwortlichkeit des EKRK für die Zukunft der Menschheit.
    Plötzlich beugte sich Forrest Ing an seinem Platz vor. »Ich bin der Ansicht, Sie sollten von dem Gespräch absehen, Direktorin.«
    Wenigstens vergaß er nicht, sie mit ihrem Rang anzureden.
    Als sie ihn anblickte – in sein hartes Gesicht schaute, die Soldatenaugen –, erkannte sie etwas, das ihr bislang nicht bewußt gewesen war: Er war dazu imstande, seine Gegner zu töten. Leben zu opfern, um seine Pflicht zu erfüllen. Sämtliche Mitarbeiter Min Donners hatten irgendwo in ihrem Kopf die Tendenz zum Blutvergießen.
    »Weshalb?« fragte Koina in neutralem Tonfall.
    Ing klaubte sich den Ohrhörer aus dem Ohr, um zu zeigen, wie ernst er seinen Einwand meinte. »Wir können keine Abhörsicherheit garantieren«, erklärte er. »Unter den gegenwärtigen Umständen ist’s einfach unmöglich. Das VMKP-HQ kann keine Richtstrahlfrequenz für uns abzweigen, und das Shuttle ist dafür nicht ausgerüstet.« Es schien, als wüßte er nachgerade hellsichtig im voraus, über was Koina mit Kapitän Vertigus zu sprechen beabsichtigte. Sicherheitschef Mandich mußte ihn gründlich informiert haben. »Also könnte jemand das Funktelefonat anzapfen und mithören.«
    Seine Sorge

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