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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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phlegmatisch in die plötzliche Stille. »Sonst hätten wir jetzt kein Druckmittel. Und vielleicht wären wir schon mausetot.«
    Kapitänhauptmann Ubikwe stieß ein geringschätziges Schnauben aus. »Ich habe Sie gewarnt, Leutnantin!« knurrte er. »Ich will mich nicht wiederholen. Aber sollten Sie…«
    »Das reicht!« Davies richtete die Waffe auf den Kapitän. »Wenn Sie nicht von sich aus die Schnauze halten, sorge ich dafür, daß Sie’s tun, und zwar endgültig. Glauben Sie etwa, wir hätten Spaß daran, so vorzugehen? Denken Sie, ’s fällt uns leicht? Gottverflucht noch mal, hätte Ciro nicht die Antriebsanlagen sabotiert, wären wir weit fort von Ihnen, und Sie müßten Ihre Meinung für sich behalten.«
    Anscheinend war er am Ende seiner Geduld angelangt. Die Inaktivität und der Streß, den es ihm bereitete, sich gegen Menschen zu stellen, denen er Achtung entgegenbrachte, bedeuteten für ihn offenbar eine größere Belastung, als er verkraften konnte.
    Dennoch beeindruckte seine Drohung Ubikwe nicht. Der Kapitän rollte spöttisch die Augen. »Du ulkst doch nur herum«, brummte er. »Erwartest du von mir, daß ich glaube, du legst mich kaltblütig um? Scheiße, Junge, so ein harter Kerl bist du doch gar nicht.«
    Bevor Davies ihm eine Erwiderung entgegenschleudern konnte, mischte sich Min Donner ein.
    »Beruhigen Sie sich, Kapitän Ubikwe.« Ihre Stimme klang unvermutet gelassen; Gefaßtheit und innere Gewißheit sprachen aus ihrem Ton. Trotzdem war ein Anklang von Autorität nicht zu verkennen. »Was verlangen Sie denn von ihnen? Was täten Sie an Morn Hylands Stelle, wären Sie ein anständiger Polizist, den seine Truppe verraten hat« – möglicherweise spielte Min Donner auf den Entschluß der VMKP an, Morn auf der KombiMontan-Station Nick Succorso auszuliefern –, »und keinen Grund zu der Annahme hätten, daß es kein zweites Mal vorkommt? Sind Sie nicht der Ansicht, daß die Formel an die Öffentlichkeit gehört? Ich bin dafür. Ein wirksames Antimutagen geheimzuhalten, ist ein Verbrechen an der Menschheit, der wir doch dienen sollen. Diese Schweinerei hätte längst behoben werden müssen. Aber bliebe es uns überlassen, täten wir es nicht. Ohne höhere Erlaubnis dürften wir der Öffentlichkeit die Formel nicht bekanntgeben. Wenn Morn Hyland die Absicht hat, das Problem für uns zu lösen, denke ich gar nicht daran, ihr dabei im Weg zu stehen.« Ohne den winzigsten Flinken Humor lächelte die OA-Direktorin. »Da ich hier nicht das Kommando habe, bin ich auch nicht dazu gezwungen.« Unumwunden hielt sie Ubikwe vor: »Sie haben vor knapp zwanzig Minuten genau das gleiche gesagt.«
    »Verflucht«, murmelte Angus in Min Donners Richtung. »Jetzt wird mir klar, daß wir tief in der Scheiße stecken. Mir war wohler zumute, als Sie noch die Selbstgerechte gespielt haben.«
    Dolph Ubikwe glotzte die Direktorin an. Für einen Augenblick stand ihm der Mund offen. Endlich schloß er ihn. »Aber das war doch«, setzte er zu einer Entgegnung an, »ehe…« Doch er konnte den Einwand nicht beenden.
    Unvermittelt knackten die Brücken-Lautsprecher. Wieder ertönte Direktor Lebwohls Stimme.
    »Leutnantin Hyland, hier spricht befehlshabender Direktor Lebwohl.« Seine Gönnerhaftigkeit war verflogen, spürbarer Besorgtheit und einem Anflug von Zermürbung, gewichen. »Bitte hören Sie mir zu. Ich muß Sie dringend auffordern, von derlei extremen Handlungen abzusehen. Da Sie weder Kapitänhauptmann Ubikwes noch Direktorin Donners Autorität anerkennen, muß ich davon ausgehen, daß Sie es ebenso ablehnen, von mir Anordnungen entgegenzunehmen. Deshalb befehle ich Ihnen nicht, auf keinen Fall das Feuer zu eröffnen. Aber ich bitte Sie, nein, ich beschwöre Sie, Leutnantin Hyland, sich Ihr Verhalten zu überlegen. Mit Ihnen die taktischen und strategischen Besonderheiten der Situation zu diskutieren, steht gänzlich außerhalb meines Mandats. Weder Ihnen noch Ihren Begleitern kann gestattet werden, auf die Entscheidungen Einfluß auszuüben, die es hier im HQ zu treffen gilt. Wenn Sie keine Zurückhaltung bewahren, muß ich unseren Streitkräften den Befehl erteilen, die Stiller Horizont gegen Sie zu unterstützen.«
    »Zum Donnerwetter!« begehrte Davies auf. »Wenn wir kein Recht haben, ›auf die Entscheidungen Einfluß auszuüben‹, wer dann?«
    Morn hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu veranlassen. Hashi Lebwohl hatte noch nicht alles gesagt.
    »Aber ich will Ihnen eine Einzelheit nennen«, fügte der

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