Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
lassen Sie mich deutlicher werden. Ich glaube, der VMKP-Polizeipräsident hat vorsätzlich kriegerische Feindseligkeiten provoziert.«
    Mit Ausnahme Koinas war allem Anschein nach Abrim Len der einzige im Saal, der vorhergesehen hatte – oder gewußt hatte? –, was bevorstand. Er regte sich nicht; saß still an seinem Platz. Wieder überschattete er die Augen mit aneinandergelegten Händen, als hätte er längst mehr erlebt, als er verkraften konnte. Möglicherweise war er wirklich schon informiert gewesen. Ihm mußten irgendwelche Argumente vorgetragen worden sein, um ihm die Einwilligung für die Ernennung Igensards zu Sen Abdullahs vorübergehendem Stellvertreter abzuringen. Vielleicht war es so abgelaufen, daß Maxim Igensard den Konzilsvorsitzenden davon überzeugt hatte, er müßte, um seine Anwürfe erheben zu können, quasi den Status eines Konzilsmitglieds haben.
    Aber alle übrigen Anwesenden…
    Der VMK-Polizeipräsident hat vorsätzlich kriegerische Feindseligkeiten provoziert.
    In einer Ecke sprangen zwei, drei Leute um jemanden auf, den Koina nicht sah; wohl um eine in Ohnmacht gefallene Person. Überall im Saal wurden Frauen und Männer kreidebleich, als saugte eine unsichtbare Kraft ihnen das Blut ab. Der würdige Gelehrte Punjat Silat griff sich an die Brust, seine Hand tatterte in die Richtung eines Untergebenen, der ihm sofort ein Fläschchen reichte. Silat bog den Kopf in den Nacken und trank den Inhalt aus, dann sank er, das Gesicht aschgrau, im Sitz zusammen. Sigune Carsin und Vest Martingale stierten Maxim Igensard offenen Munds an. Sixten Vertigus’ Miene zuckte konvulsivisch, ehe er mehrmals den Handballen auf die Stirn hieb, um seine Betroffenheit zu meistern; das Gefühl des Hintergangenwordenseins zu verscheuchen. Cleatus Fane brachte seinen Bart ins Wackeln, indem er wiederholt die Lippen spitzte, als kostete er eine bittere Pille, um zu prüfen, ob er sie schlucken mochte.
    … vorsätzlich kriegerische Feindseligkeiten provoziert.
    Zu lange hatte das Regierungskonzil Warden Dios vertraut: Zu stark war die Menschheit von ihm abhängig. Der bloße Gedanke, er könnte die Gemeinheit verübt haben, deren Maxim Igensard ihm beschuldigte, riß einen derartig gewaltigen Abgrund auf, daß man unwillkürlich meinte, er würde die Erde verschlingen.
    Konnte Igensard recht haben? Für einen Moment erwog sogar Koina leidvoll diese Möglichkeit. Gütiger Gott, Dios. Was hat du getan?
    Aufgewühlt drehte sie sich den Kommunikationsexpertinnen zu. Gibt’s was Neues? fragte ihr Mund lautlos. Doch beide schüttelten den Kopf. »Sicherheitschef Mandich bittet um Entschuldigung«, flüsterte eine von ihnen, »aber Direktor Lebwohl läßt ausrichten, er möchte nicht gestört werden.«
    Koina biß sich auf die Lippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Sie brauchte Beweise; benötigte sie ganz verzweifelt dringend. Andernfalls mußte sich alles, was Warden Dios anstellte, gegen ihn wenden.
    Neben ihr raunte Cleatus Fane unterschwellige Worte in sein Kehlkopfmikrofon: kaum hörbarem Gebrabbel vergleichbare Laute, deren Sinn unverstehbar blieb. Er verständigte sich mit dem Drachen…
    Im nächsten Augenblick verdutzte es sie, daß Blaine Manses Stimme laut erschallte. »Um Himmels willen, warum denn, Sonderbevollmächtigter Igensard?« fragte die Delegierte von Beteigeuze Primus. »Welcher Mensch würde denn so was tun? Ich bezweifle, daß überhaupt irgend jemand so verrückt sein kann, einen Krieg zu wünschen.«
    »Ich bin sicher, daß Sie damit recht haben«, antwortete Igensard in schneidendscharfem Ton. »Polizeipräsident Dios will keinen Krieg. Nicht die Amnion sind das eigentliche Ziel seiner Handlungen, sondern wir sind es.«
    »Wieso das?« fragte Manse verblüfft.
    »Um es kurz und bündig zu formulieren…« Maxim Igensard schwieg einen Moment lang, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu steigern. »Zu dem Zweck, das Regierungskonzil einzuschüchtern, so daß es das Mandant für meine Untersuchungen widerruft.«
    Im Hintergrund des Saals stieß Tel Burnish ein geringschätziges Prusten aus. »Wissen Sie, was man unter ›Größenwahn‹ versteht, Sonderbevollmächtigter Igensard? Wie kommen Sie auf die Idee, Sie wären dermaßen wichtig, daß Warden Dios Ihretwegen einen Krieg anzettelt? Wieso bilden Sie sich ein, Sie könnten so wichtig sein, daß er Ihretwegen unter ein Leben hingebungsvollen Dienstes an der Menschheit einen Schlußstrich zieht und zum Kriegstreiber wird?«
    Maxim Igensard

Weitere Kostenlose Bücher