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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Quinn
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Henry Quinn
    Eisvampire
     
    DÄMONEN-KILLER-Buch
    im Erich Pabel Verlag KG
    Deutsche Erstveröffentlichung Mai 1977
     
     
    Sogar durch die dicke Kunststoffbeschichtung des halbkugelförmigen Zeltes konnte man das Heulen des Schneesturmes hören. Er pfiff und zerrte und toste an den Verstrebungen, daß man kaum noch das eigene Wort verstehen konnte.
    Rubett wartete ungeduldig, daß das Wasser in dem Kessel über dem kleinen Propangaskocher endlich heiß wurde. Rubett war ein bärtiger, kräftiger Mann von unbestimmtem Alter und unbestimmter Herkunft, aber er hielt sich schon länger in diesem verdammten Land auf als jeder andere, den Szargosh kannte.
    »Wo nur Drunkley bleibt«, murmelte Szargosh mehr zu sich selbst. Er ächzte und streckte sich in dem wohligen Heißluftstrom aus dem batteriebetriebenen Heizgerät. Mit müden Augen starrte er den Kistenstapel vor ihm an, der ihre Lebensmittelvorräte enthielt.
    »Er überprüft den Eisrover«, antwortete Rubett leise. Dann nahm er den Kessel von dem Kocher und schüttete das dampfende Wasser in die große Tasse, wo sich rasch der Würfel aus konzentrierter Hühnerbrühe auflöste und zu einer kräftigen, wohlschmeckenden und angenehm duftenden Suppe wurde.
    Szargosh schnupperte und leckte sich über die spröden Lippen, griff nach seiner eigenen Tasse und bereitete sich ebenfalls eine Brühe zu.
    Für eine Weile erklang nur noch das Schlürfen der beiden Männer. Selbst der Schneesturm schien etwas abgeflaut zu sein.
    Szargosh gab sich schließlich einen Ruck.
    »Ich seh mal nach, was mit Drunkley ist«, erklärte er und zog die dicke Felljacke mit der isolierenden Innenbeschichtung an. Anschließend streifte er die Maske über das Gesicht, die nur schmale Schlitze für Augen und Mund besaß und ansonsten die Haut lückenlos bedeckte. Gefütterte Handschuhe, Beinschützer und eine Brille – jenen nicht unähnlich, die Schweißer bei ihrer Arbeit tragen-vervollständigten die Ausrüstung.
    Szargosh wirkte wie ein aufrechtstehender Bär in seiner Fellkleidung.
    Eine derartige Präparierung war nötig. Über Alaska lag der Winter mit Temperaturen bis zu minus siebzig Grad. Bei einer derartigen Kälte konnte eine einzige Träne – sofort zu Eis gefroren – die Hornhaut des Auges zerstören. Ein tiefer Atemzug hatte nicht selten eine Lungenentzündung zur Folge, und wenn man mit der bloßen Haut ein Stück Metall berührte, war sie so gut wie verloren – oft sogar das Fleisch bis hinunter zu den Knochen.
    Rubett musterte kritisch seinen Partner und warf ihm dann den Atemschutz zu. Ein ironisches Lächeln überzog seine gegerbten Züge.
    »Greenhorn«, sagte er spöttisch.
    Szargosh grinste verlegen. »Gut, daß du bei uns bist, Mart.«
    Rubett nickte ernst. »In ein paar Monaten brauchst du mich nicht mehr«, sagte er leise. »Entweder bist du dann tot, oder du machst alles automatisch, um dein Leben zu schützen.« Er räusperte sich. »Und nun sieh nach. Drunkley ist schon zu lange draußen. Bei der Kälte frieren einem manchmal die Gedanken ein.«
    Szargosh drehte sich schwerfällig um und tapste unbeholfen auf die zweigeteilte Ausgangstür zu, öffnete die vordere Pforte, schloß sie sorgfältig und wartete einen kleinen Augenblick. Dann stieß er die zweite Tür auf.
    Sofort war er in einem Wirbel tanzender Schneeflocken versunken, und die eisige Kälte biß und brannte selbst durch seine dicke Kleidung noch wie mit Hunderten winziger Zähne auf seiner Haut.
    Konzentriert blickte er durch seine getönte Schneebrille. Obwohl es Mittag war und die Sonne schien, herrschte eine trübe Dämmerung. Der Schneesturm mußte den halben Polarkreis in die Atmosphäre geblasen haben.
    Ein ohrenbetäubender Lärm marterte seine Ohren. Szargosh hatte schon manchen Schneesturm erlebt, aber dieser übertraf alle bisherigen bei weitem.
    Unverkennbar strebte der Winter allmählich seinem Höhepunkt entgegen.
    Er sah sich kurz um. Das graue Material des Kunststoffzeltes war kaum noch zu erkennen; eine dicke Schneeschicht hatte sich über die Halbkugel gestülpt und paßte sie der weißen Umgebung immer mehr an.
    Wenn der Sturm vorbei ist, müssen wir den Schnee entfernen, sonst bricht uns noch das Zelt zusammen, dachte Szargosh. Dann erinnerte er sich an sein Vorhaben. Gebückt stapfte er nach rechts. Dort hatten sie bei Beginn des Sturmes den Eisrover abgestellt und ihn mit einer kältehemmenden Plane bedeckt. Aber selbst mit diesem Schutz würden sie noch einen ganzen Tag den

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