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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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halbvergessener Träume.
    Ihr Anblick jagte ihm Furcht ein. Die Stiller Horizont verkörperte sein Verhängnis; war so unheilvoll wie Mutagene und Protonengeschützfeuer. Doch seine entschlossene Selbstaufopferung konnte dadurch nicht erschüttert werden. Ebensowenig schwächte es sein Vertrauen zu Angus Thermopyle.
    Der Amnioni beabsichtigte Davies Hyland und Vector in Gewahrsam zu nehmen, damit seine Spezies die Möglichkeit erhielt, sie gegen die Menschheit zu benutzen. Und er war weit und breit der einzige Lieferant des speziellen Antimutagens, das es Sorus Chatelaine erlaubt gehabt hatte, Mensch zu bleiben.
    Er trug die Verantwortung für das, was Sorus Chatelaine ihm angetan hatte.
    Auch das VMKP-HQ konnte Ciro sehen, eine stählerne Kugel, an deren einer Hälfte das Feuer der Sonne leckte. Die Orbitalstation gleißte geradezu von Lichtquellen aller Art, als dächten die Astro-Schnäpper, sie könnten der Dunkelheit trotzen, indem sie den Platz, den sie sich darin gesucht hatten, besonders hell beleuchteten. Am Rande fiel Ciro auf, daß das VMKP-HQ eine deutlich größere Konstruktion als die Defensiveinheit war; aufgrund der weiteren Entfernung sah die Orbitalstation jedoch kleiner aus, und die scharfen Umrisse, die sich infolge der Lichter abzeichneten, schrumpften sie zusätzlich. Das VMKP-HQ glänzte lediglich im Sonnenlicht; die Stiller Horizont dominierte die kalten Klüfte zwischen den Planeten.
    Eine Anzahl von Lichtpunkten, zu nahe, um Sterne zu sein, waren Raumschiffe, hatte Angus erklärt, gehörten zu Min Donners Kordon. Irgendwo im Umraum mußten auch weitere Orbitalstationen kreisen. Wenn Ciro am Heck der Posaune vorbei ins Sonnenlicht zwinkerte, gewahrte er verschwommen die im Finstern nahezu unsichtbaren Konturen der Rächer. Doch für den Polizeikreuzer erübrigte er keine Aufmerksamkeit mehr. Wenn ihn Furcht packte und er die Stiller Horizont nicht mehr sehen mochte, zog er es vor, sich in die Richtung des Planeten zu wenden, der hinter dem VMKPHQ wie eine angestrahlte Kulisse leuchtete.
    Die Erde.
    Sonnenglut brachte die ausgedehnten Meere zu blauem Glänzen, Inseln und Kontinente hoben sich vom Azur wie braune Intarsien ab. Wegen irgendeiner optischen Täuschung oder der Polarisation der Helmscheibe konnte er keine Wolken sehen. Die gesamte, lichte Atmosphäre des Planeten erregte einen nachgerade unberührten Eindruck, wirkte geradeso klar und freundlich wie die Ozeane – und war gänzlich schutzlos, jeder Gewaltanwendung preisgegeben.
    Ciro hatte die Trefferfolgen eines Superlicht-Protonenstrahls nie persönlich beobachten können; allerdings kannte er sich in der Physik hinlänglich aus, um sich zu vergegenwärtigen, daß das Protonengeschütz der Stiller Horizont einen Krater des Verderbens in eine der braunen, dichtbevölkerten Landmassen brennen und sie zu Asche versengen konnte. Eine Wunde, die noch aus weit größerem Abstand zu erkennen wäre.
    Ciro war dort nicht geboren. Das gleiche galt für seine Eltern. Aber deren Eltern kamen von der Erde. Sie war seine Herkunftswelt. Sein genetischer Code erinnerte sich an sie, obwohl sein Gedächtnis daran keine Erinnerungen hatte. An den Rumpf der Posaune gehakt, die vom Rächer-Kommandomodul in Richtung der Stiller Horizont geschleppt wurde, befand er sich jetzt so nah an seinem Heimatplaneten, wie er je gelangen sollte.
    Falls er und Angus Thermopyle scheiterten, mochte diese wehmütigschöne, erhaben blaue Kugel zum Grab der Menschheit werden.
    Zum drittenmal überprüfte Thermopyle, ob Ciro sich richtig festgehakt hatte. Es ließ sich nicht ausschließen, daß die Anflugdaten, die der Stiller Horizont übermittelte, Kapitänhauptmann Ubikwe zu plötzlichem Schub zwangen.
    Doch Ciro war sicher angehakt. Auf die Weise, die jemandem den Wahn suggerierte, er könnte sich mit der Hand an einem Raumschiff halten, wenn es Schub gab, war er nicht verrückt. »Ist dir noch bewußt, was du zu tun hast?« keuchte Thermopyles Stimme in Ciros Helm. »Ist dir alles klar?«
    Ciro wußte, daß die Amnion diese Helmfunkfrequenz nicht abhören konnten. Er und Thermopyle untereinander sowie Posaune und Kommandomodul standen auf einer besonders chiffrierten Frequenz in Verbindung, die dem Feind unerkennbar blieb. Trotzdem wünschte sich Ciro, Angus Thermopyle würde weniger reden. Durch das Gerede in seinen Ohren fühlte er sich entblößt, als könnten Worte ihn an die Defensiveinheit verraten.
    Er faßte das Impacter-Gewehr. Ein Flexistahlband koppelte

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