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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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1
Billy
     
     
     
    Ei­nes Nach­mit­tags um zehn vor fünf be­gann der Os­zil­la­tor auf Pauls Bild­schirm zu piep­sen. Er drück­te auf einen Knopf und schau­te zu dem klei­nen Mo­ni­tor hoch. Es war Alec Marg­gold, sein Vor­ge­setz­ter in der Pa­ten­t­ab­tei­lung.
    „Ich ha­be eben einen An­ruf aus Chi­ka­go be­kom­men“, sag­te der An­walt. „Ich muß mor­gen früh zur Ver­hand­lung. In ein paar Mi­nu­ten muß ich zum Flug­ha­fen.“
    Das war be­un­ru­hi­gend. „Aber was ist mit der Tria­lin-Be­spre­chung mit Kuss­man mor­gen früh?“
    „Das müs­sen Sie al­lein ma­chen.“
    Paul hör­te, wie sein In­ne­res lang­sam zer­floß.
    Marg­gold sah ihn nur düs­ter an. „Sie sind neu hier. Sie ha­ben kei­ne Er­fah­rung. Das weiß ich. Aber wel­che an­de­re Mög­lich­keit hät­ten wir? Die Kon­fe­renz ver­schie­ben, bis ich zu­rück bin? Aus­ge­schlos­sen. Wir ha­ben sie schon ein­mal aus dem glei­chen Grund ver­scho­ben. Einen an­de­ren An­walt da­mit be­auf­tra­gen? Un­mög­lich. Wir wür­den ris­kie­ren, daß das ge­sam­te Pro­jekt auf ihn über­tra­gen wird. Da­mit blei­ben nur Sie. Ich wer­fe Sie den Wöl­fen zum Fraß vor, aber wenn Sie ein we­nig auf­pas­sen, kön­nen Sie über­le­ben.“
    Ein Ss­s­st und ein Plop aus der Ecke, in der sich Pauls Kre­denz be­fand, sag­te ihm, daß so­eben et­was in den Auf­fang­beu­tel ge­bla­sen wor­den war.
    „Die Tria­lin-Per­le“, be­merk­te Marg­gold tro­cken. „Sie ge­hört Ih­nen. Re­den Sie wie der Teu­fel. Ich ha­be mit John­nie Se­ra­ne ge­spro­chen. Er ist heu­te in Wa­shing­ton, aber er kommt am Abend mit der U-Bahn zu­rück. Er wird da­bei sein und sich um Kuss­man küm­mern.“
    John­nie Se­ra­ne? Wer war denn die­ser Se­ra­ne? Ir­gend­ein ed­ler Ga­la­had der Che­mie? Der Be­schüt­zer der Wehr­lo­sen? Der weiß­be­kit­tel­te Ret­ter der un­er­fah­re­nen, hilflo­sen jun­gen Pa­ten­t­an­wäl­te? Er fühl­te, wie Wi­der­wil­le in ihm hoch­stieg. Er konn­te selbst auf sich auf­pas­sen. Doch dann über­leg­te er es sich an­ders. Wenn ich nun mit Kuss­man nicht fer­tig wer­den kann? Wenn er mich feu­ern läßt? Sei­ne Keh­le war plötz­lich aus­ge­trock­net. Er durf­te nichts ris­kie­ren. John­nie Se­ra­ne – wer er auch sein moch­te – wür­de ihm mit­samt sei­nen freund­li­chen Wor­ten höchst will­kom­men sein. „Ich wer­de ne­ben ihm sit­zen“, sag­te Paul.
    Marg­gold tat einen tie­fen Zug an sei­ner Zi­gar­re. „Und viel­leicht wird so­wie­so nichts Furcht­ba­res pas­sie­ren.“ Da­mit un­ter­brach er die Ver­bin­dung.
    Paul beug­te sich vor, fisch­te die Kap­sel aus dem Re­zep­tor­beu­tel und nahm die Per­le her­aus.
    Die Tria­lin-Per­le war ein trau­ben­großes Alu­mi­ni­um-Halb­kris­tall, AI2O3, dem Ma­te­ri­al für Ru­bi­ne und Sa­phi­re. Und es war, zu­min­dest zu Be­ginn sei­nes Le­bens und trotz sei­ner Form, ein ech­tes Kris­tall, wie die Rönt­gen-Kris­tal­lo­gra­phie zeig­te. Jetzt aber, da man es mit un­ge­heu­er um­fang­rei­chen In­for­ma­tio­nen über Tria­lin be­druckt hat­te, konn­te man ge­nau­ge­nom­men nicht mehr von ei­nem Kris­tall spre­chen, denn die wech­seln­den, wun­der­bar ge­ord­ne­ten Alu­mi­ni­um- und Sau­er­stof­fa­to­me wa­ren durch einen Mi­kro­la­ser-Auf­zeich­nungs­strahl ver­scho­ben wor­den und bil­de­ten kein re­gel­mä­ßi­ges Laue-Mus­ter mehr. Beim Ab­spie­len wur­de das Auf­zeich­nungs­ver­fah­ren um­ge­kehrt. Der ein­fal­len­de La­ser tas­te­te die lang­sam ro­tie­ren­de Per­le ab, und der re­flek­tie­ren­de Strahl über­trug die in­ter­nen mo­le­ku­la­ren Span­nun­gen, wel­che, so mo­du­liert, in ei­nem Ana­ly­se­ge­rät auf­ge­schlüs­selt und ei­nem Pro­jek­ti­ons­schirm und/oder Laut­spre­cher über­mit­telt wur­den.
    Seuf­zend schob Paul die Per­le auf die Spin­del des Ab­spiel­ge­rä­tes.
    Was war ei­gent­lich so wich­tig an Tria­lin? Wes­halb die­ser Wir­bel? Ei­ne in­ter­ne Ma­na­ge­ment-In­for­ma­ti­on blitz­te auf sei­nem Mo­ni­tor auf, um sei­ne Fra­ge zu be­ant­wor­ten. Er las sie sorg­fäl­tig.
    Tria­lin. Die Wun­der­che­mi­ka­lie.
    Seit hun­dert Jah­ren als fas­zi­nie­ren­des,

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