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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hinter sich hatte, und obwohl sie in mehr als einer Hinsicht sich selbst überlassen worden war, traute sie der OA-Direktorin immerhin noch ein wenig. Unter günstigeren Umständen wäre Min gerührt gewesen, dankbar; vielleicht beschämt. Momentan jedoch hatte sie für nichts dergleichen Zeit.
    Dennoch blieb ihr Morn Hylands Gegenwart ständig bewußt. Als Opfer Angus Thermopyles und Nick Succorsos – und Warden Dios’ Opfer – hatte sie sich und ihre Begleiter durch reine Hartnäckigkeit zur Erde heimgebracht, um einen wagemutigen, hochgradig gefahrvollen Versuch anzuzetteln, die Zukunft der Menschheit zu verändern. Und jetzt hatte sie nichts mehr zu tun, als sich aufs eigene Leid zu besinnen.
    Sie hatte ihre Geschichte erzählt; die Verbrechen aufgedeckt, die sie miterlebt und gesehen hatte. Ihr Vorsatz war von ihr kompromißlos ausgeführt worden. Sie saß noch im Kommandosessel; doch sie gab keine Befehle mehr, unterbreitete nicht einmal Vorschläge. Auch sie hatte keine Möglichkeit mehr, um Angus Thermopyle und ihrem Sohn Davies behilflich zu sein.
    Ihre Aufgabe hatte sie erfüllt; aber zufrieden war sie nicht. Bis jetzt war kein einziges Problem gelöst worden.
    Seit sie ihren Interkom-Apparat ausgeschaltet hatte, das Gespräch mit dem Regierungskonzil vorüber war, lag sie nahezu reglos im Andrucksessel, den Kopf an die Rücklehne gestützt, in den Augen einen unheimlichen Ausdruck des Alleinseins und der Einsamkeit, ja der Unnahbarkeit. In ihrem gequälten Blick spiegelte sich ein Grauen, das Min nicht einmal in Ansätzen nachempfinden konnte. Sie wußte, wie es war, wenn man Mutagene gespritzt bekam.
    Davies war auf dem Weg zu den Amnion, um sich ihnen auszuliefern. Und niemand außer einem Mann, der sie wochenlang mißhandelt und vergewaltigt hatte, vermochte ihren Sohn zu retten.
    Wahrscheinlich hätte Min sie ins Krankenrevier schicken sollen. Sie hinschleifen lassen sollen, falls nötig. Aber sie hatte etwas anderes verdient. Sie hatte sich das Anrecht erworben zu bleiben, wo sie zu sehen und zu hören imstande war, was geschah, auch wenn ihr inzwischen jeder Einfluß auf die Ereignisse fehlte.
    In ihrem und Warden Dios’ Namen – und im Interesse der Menschheit als Ganzes – hoffte Min Donner inbrünstig, daß das Regierungskonzil den richtigen Beschluß faßte.
    »Dr. Harbinger zufolge«, berichtete der RÖA-Kontakt von Suka Bator, »beweisen die Aufzeichnungen des Anodynum-Systemewerks, daß Nathan Alt den Chip erst vor ein paar Tagen in seinen Besitz gebracht hat. Er hatte in bezug auf die Firma Anodynum noch alle dienstlichen VMK-Vollmachten, obwohl er fünfeinhalb Wochen vorher entlassen worden sein soll.«
    Lane Harbingers Darlegungen besagten Min wenig. Ihr war über die Situation zuwenig bekannt: Hashi Lebwohl hatte keine Zeit gehabt, um sie in die Einzelheiten des dritten Kaze-Anschlags einzuweihen. Trotzdem ersah sie schon anhand der verhaltenen Eindringlichkeit, mit der Koina Hannishs Kommunikationstechnikerin die Information weitergab, wie wichtig der Beweis war, den Dr. Harbinger anführte. Dem Drachen war ein neuer Schlag versetzt worden…
    Unvermittelt rührte sich Morn Hyland. Ihr Engagement gönnte ihr keine Ruhe. Mit sichtlicher Anstrengung nahm sie an der Kommandokonsole eine aufrechte Sitzhaltung ein. Ihr müder Blick suchte Min Donners Augen.
    »Direktorin«, erkundigte sie sich halblaut, »wer ist Dr. Harbinger?«
    Min drehte sich um. Gegenwärtig hätte sie jede Frage Morn Hylands beantwortet, ganz gleich wen sie deshalb warten lassen mußte.
    »Eine Labortechnikerin Hashi Lebwohls«, sagte sie vorbei am Kehlkopfmikrofon. »Sie ist brillant, eine seiner besten Kräfte. Aber ich weiß nicht, warum sie für ihn spricht.« Doch kaum hatte sie den Satz beendet, fiel ihr eine Erklärung ein. »Außer er hatte Sorge wegen seiner Glaubwürdigkeit.« Aus der Sicht der Konzilsparlamentarier und im Kontext der von Morn Hyland gemachten Aussagen mußte er einen ungünstigen Eindruck machen, und das hätte Cleatus Fane gegen ihn ins Feld führen können. »Es kann sein, er geht davon aus, daß das Regierungskonzil ihr eher Glauben schenkt.«
    Langsam nickte Morn Hyland. »Da hat er recht.« Schwingungen des Zorns verschärften ihren Tonfall. »Er hat schon viel Unheil angerichtet. Ihm würde ich nicht einmal meinen eigenen Namen glauben.«
    Momentan kann man ihm glauben, dachte Min. Sie versuchte erst gar nicht zu erklären, was sich an ihrer Einstellung zu Hashi Lebwohl gerade

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