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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Und Fehler konnten ihn das Leben kosten.
    Mitnehmen können hatte er sie nicht. Das stand außer Frage. Aber nun fragte er sich allmählich, wie er ohne sie leben sollte.
    »Sir«, rief der Scanning-Crewmann in scharfem Ton.
    Holt Fasner richtete die Aufmerksamkeit eben noch rechtzeitig auf die Bildschirme, um zu sehen, daß eine Explosion die GD zerriß.
    In grellem Aufflammen zerfiel das Stahlskelett der Orbitalstation wie ein Kartenhaus und flog auseinander. Sämtliche Energiegeneratoren und -akkumulatoren mußten gleichzeitig detoniert sein. Viele Kilometer entfernt, loderte die Zerstörung der GD lautlos auf den Bildschirmen so gräßlich und unwiderruflich wie ein geborstenes Herz. Kurz glosten Glut und Helligkeit durch die zersprungenen Strukturen, ehe das Dunkel des Alls sie verschlang. Binnen weniger Sekunden verfinsterte der Weltraum das Trümmer- und Leichenfeld, und nur einige noch erkennbare, versengte Stahlträger markierten die ungefähre Position, an der die GD-Orbitalstation bis dahin eine Rolle in der Geschichte der Menschheit gespielt hatte.
    Norna war tot.
    Aber so ging es eben Warden Dios. Letzten Endes waren die ehrgeizigen Machenschaften des Polizeichefs doch mißlungen, hatte die Anfälligkeit der Orbitalstation sie zum Scheitern gebracht. Wahrscheinlich hatte ein gewieftes BS-Mitglied die Explosion eingeleitet. Oder Dios selbst hatte sie durch ungeschicktes Zugreifen auf die Stationscomputer unwillentlich ausgelöst. Die Ursache war Holt Fasner einerlei. Für ihn zählte ausschließlich, daß jetzt Warden Dios von dem Verderben ereilt worden war, das er so eifrig über Fasner zu bringen beabsichtigt hatte.
    Und auch Nornas Wunsch, ihr Sohn möge durch ein Verhängnis zugrundegerichtet werden, war nicht in Erfüllung gegangen.
    Ihr Tod war ein kleiner Tribut, den er zu zollen hatte.
    Darüber hinaus hatte Holt Fasners nun exklusive Datensammlung gerade einen exponentiellen Wertzuwachs erfahren.
    Er stieß einen gedehnten Seufzer der Befriedigung aus. »Na, das enthebt uns aller Sorge in bezug auf diesen großtuerischen Kotzbrocken Warden Dios«, nuschelte er der Crew zu. »Endlich hat der Saubeutel gekriegt, was er verdiente. Ich wünschte, ich hätte seine Fresse sehen können, als er merkte, daß die GD ihm gleich unterm Arsch explodiert. Soviel raffinierte Planung, um meine Daten zu stehlen, und plötzlich erkennt er, daß er deshalb abschrammen muß. Ich wette, er hat sich eingeschissen, als er…«
    Auf einmal krallte sich eine Faust in Holt Fasners lichtes Haar, drückte seinen Kopf an die Rücklehne des Andrucksessels. »Ich wette, ’s war anders«, knurrte fröhlich eine Stimme, die er noch nie gehört hatte. »Vielmehr wette ich, er hat die Explosion selbst herbeigeführt. Ich wette, ihm war vor Ihnen so eklig, daß er nicht das Kleinste, was Ihre Flossen je angerührt haben, weiterexistieren lassen konnte.«
    Die Crewmitglieder wirbelten an ihren Plätzen herum, starrten bestürzt an Fasner vorbei den Eindringling an.
    »Er hat seine Versprechen eingehalten«, fügte der Mann hinzu. »Alle. Eigentlich ist es ja erfreulich, aber in gewisser Hinsicht ist’s Scheiße. Ein alter Schuft wie ich hat dann das Gefühl, das gleiche tun zu müssen.«
    Die auf Holt Fasners Schädel ausgeübte Gewalt erstickte ihn fast; brach ihm beinahe das Genick. Er konnte kein Wörtchen über die Lippen bringen.
    Und ohne Befehl regte sich seine Crew nicht.
    »Vestabule hat mir wahrhaftig gedroht. Ist so was zu glauben?« höhnte der Fremde voller Grausamkeit. »Er hat angekündigt, meine DNS aus der Galaxis auszumerzen. Ich vermute, er hat nicht damit gerechnet, daß mir so ein Raumschiff wie das hier zufällt, das von interessanten Geheimnissen wirklich strotzt. Aber ein Fehler ist und bleibt ’n Fehler. Da ich mit dem Bannkosmos wohl keine Geschäft mehr machen kann, gibt’s keinen Grund, warum ich Dios nicht den Gefallen tun soll, den er erbeten hat.«
    Entsetzen krampfte Fasners Brustkasten zusammen. Wie ein Rasender wand er sich im Andrucksessel, um die Überdehnung seiner Kehle zu beheben. Halb erdrosselt krächzte er das Wort hervor, das seine Männer in Nahkampfmodus versetzte.
    Sie reagierten augenblicklich, gehorchten dem Zwang der Z-Implantate. Fausthiebe öffneten die Sesselgurte, sie sprangen auf, griffen nach den Waffen – und starben auf der Stelle. Der Eindringling ließ Holt Fasners Kopf los. Ein dünner, rubinroter Strahl brannte ein Loch in die Stirn des Waffensysteme-Crewmanns und

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