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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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Morn nicht: Sie lief genau auf das hinaus, was sie erwartet hatte. In diesem Umfang fühlte sie sich darauf vorbereitet.
    Doch Nick die Sachlage in Worte kleiden zu hören, verblüffte sie – trotz ihrer Beunruhigung – in anderer Hinsicht. Bestand die Mög lichkeit, daß er einen Fehler begangen hatte? War es denkbar, daß er zum Verlierer werden konnte?
    Daß er Grenzen hatte, wußte sie schon...
    »Dort denken sie«, antwortete Nick sachlich, obwohl es der Art und Weise, wie er sie betrachtete, an jeder Zurückhaltung fehlte, »du hättest was, das sie brauchen.« Morn vermochte es nicht zu verhindern: Aus Panik und Erinnerung an wilde Leidenschaftlichkeit errötete sie am ganzen Leib. Die Scham brannte auf ihrer Haut, als hätte Nick sie nackt ausgezogen und trüge sie jetzt dem Meistbietenden an. Vollzählig beobachtete die Brückenbesatzung sie; sogar Vector schaute herüber. Morn konnte, obwohl Nick sie fest ansah und es ihr nicht gelang, sich von seinem Blick abzuwenden, hinter ihrem Rücken Mikka Vasaczks Feindseligkeit wie eine handfeste Drohung spüren.
    Das Kontrollgerät des Zonenimplantats! Selbstverständlich, das war es, was der Stationssicherheitsdienst haben wollte. Angus hatte es bei seiner Verhaftung nicht mitgeführt. Inzwischen hatte der Sicherheitsdienst genug Zeit gefunden, um die Strahlende Schönheit zu durchsuchen; jetzt wußte man, daß es sich nicht an Bord befand. Man mußte daraus abgeleitet haben, daß sie es hatte.
    Man wollte sie verhaften. Und man suchte nach einem Grund, um Angus hinrichten zu können.
    »Wir sollen dich zurückbringen«, sagte Nick wie zur Bestätigung ihrer Ansicht.
    »Was hast du nun vor?« erkundigte sie sich mit piepsiger Stimme, als wäre sie ein Vogel, den eine Schlange mit ihrem Blick gebannt hielt.
    »Das ist leicht zu klären.« Je dunkler Nicks Narben wurden, um so ausdrucksvoller lächelte er. »Wir holen die Wahrheit aus dir heraus.
    Dann werden wir uns besser entscheiden können.« »Welche ›Wahrheit‹?« Auf einmal war es Morn zuwider, wie sie
    errötete, ihr Körper ihr Innenleben preisgab. Sie verabscheute Nicks unverschämte Geilheit und haßte Mikka für ihre Feindschaft. Die Wut,
    die in ihr hauste, brach sich nun allmählich durch ihre Fassade Bahn.
    »Ihr wißt doch, daß ich von der VMKP bin. Ihr seid euch drüber im klaren gewesen, bevor ihr mich mitgenommen habt.« Beim Sprechen erstanden ihr neue Kräfte. »Was glaubt ihr, welche Geheimnisse ich außerdem hätte? Über was für eine ›Wahrheit‹ reden wir hier?“
    Nicks Benehmen blieb nonchalant; nur seine Augen verrieten, mit welcher durchdringenden Nachdrücklichkeit er sich auf Morn konzentrierte. »Befassen wir uns mit einer ›Wahrheit‹ nach der anderen.
    Wie kommst du auf die Idee, wir hätten gewußt, als wir dich gerettet haben, daß du ‘ne Astro-Schnäpperin bist? Wäre uns das klar gewesen, hätten wir doch gar nicht angenommen, daß du Hilfe nötig hast.« »Weil du einen Helfer beim Stationssicherheitsdienst haben mußt«, entgegnete Morn. »Sonst hättest du ihn unmöglich so hereinlegen können.« Sie brachte Angus’ Namen nicht über die Lippen; ihre Kehle konnte ihn sich einfach nicht abpressen. »Ich habe dir dabei geholfen, die Vorräte in seinem Raumschiff zu verstecken, aber ohne Unterstützung durch eine Person beim Sicherheitsdienst hättest du vorher gar keine Chance gehabt, sie zu klauen. Ohne jemanden bei der Sicherheit, der die Risikobereitschaft hatte, es dir zu ermöglichen, hättest du’s nie gekonnt. Vielleicht ist die Ursache der jetzigen Schwierigkeiten dort zu suchen. Kann sein, eurem Kontaktmann wird der Boden unter den Füßen zu heiß. Vielleicht bildet er sich ein, er braucht mich, um den Sicherheitsdienst davon abzulenken, wie die Vorräte entwendet worden sind. Aber darum geht’s momentan überhaupt nicht. Egal wer’s ist oder welche Beweggründe er dafür hat, euch zu helfen, er hat euch gegenüber bestimmt alles ausgeplaudert, was der Sicherheitsdienst über mich weiß. Er hat euch mitgeteilt, wer ich bin.« Nick widersprach ihr nicht. Ob er bei Frauen Intelligenz schätzte oder nicht, bei Morn fand er sich damit ab. Ausdrucksvoll breitete er die Hände aus. »Also siehst du unser Problem.“
    »Nein«, widersprach Morn. »Keineswegs. Ich habe selbst ein Problem, das mir Sorge macht. Ich verstehe nicht, warum...« »Dann will ich’s Ihnen vorsagen«, unterbrach Mikka sie so ätzend wie Salzsäure. »Sie sind ‘ne Polypin.

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