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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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erheben konnte. Er sprach nicht lauter, aber sein Tonfall erheischte Unterordnung. »Ihr denkt nicht richtig nach. Lind, du bist selbst verrückt, deshalb hast du so sehr was gegen Verrückte. Carmel, du hast dich bisher noch gegen jede irgendwie riskante Entscheidung aufgebäumt, die wir treffen mußten. Du neigst manchmal zu solcher Vorsicht, daß du für alles andere blind bist. Und du... .’« So schlagartig, als knallte er mit einer Peitsche, verlagerte er seine Beachtung auf Mikka.
    »Du bist bloß eifersüchtig.« Dann verfiel er wieder in maßvollen Ton. »Es gibt da einige interessante Einzelheiten, die du anscheinend außer Betracht läßt. Erstens muß Kaptein Thermogeil gewußt haben, wie er mit ihrem Problem zurechtkommen kann, sonst hätte er sie nicht bei sich behalten. Sie wäre für ihn eine zu große Gefährdung gewesen.
    Wenn er dazu imstande war, können wir uns ruhig der Mühe
    unterziehen, das gleiche zu versuchen. Das zweite ist, daß sie ‘n Grund haben muß, aus dem sie uns das alles auftischt.« Die Narben unter den
    Augen waren so blaß, als hätte er nie nach Morn gelechzt, käme so etwas für ihn niemals in Frage, musterte Nick sie. »Ich persönlich«, meinte er zum Schluß, »wüßte wirklich gerne, welche Begründung sie dafür anfuhrt.“
    Morn kostete einen flüchtigen Augenblick der Biestigkeit und des Triumphs aus. Niemand hatte sie auf das Z-Implantat angesprochen.
    Folglich hatte der Stationssicherheitsdienst es unerwähnt gelassen, als er ihre Rückkehr verlangte – und kein Mensch an Bord der Käptens Liebchen hatte die Wahrheit erraten. Nicht einmal Nick.
    Solange ihr wichtigstes Geheimnis bewahrt blieb, sollten keine Herausforderungen und Zumutungen sie kleinkriegen.
    »Es ist tatsächlich so«, erläuterte sie mit mehr Selbstsicherheit, als sie seit Tagen empfunden hatte, »daß es keine sonderlichen Schwierigkeiten aufwirft, das Problem zu meistern. Soweit ich es überblicke« – sie versuchte, sich dazu so nüchtern zu äußern, wie sie es als Betroffene konnte –, »betrifft mein HyperspatiumSyndrom ausschließlich Selbstvernichtungssequenzen. Ich habe keinerlei Drang, mir selbst oder anderen Leuten irgendwie was Handgreifliches anzutun. Und’s geht vorbei, sobald der G-Andruck nachläßt. Ihr könnt mich in meiner Kabine einsperren. Oder so verfahren, wie er es gemacht hat, nämlich mir Kat spritzen, bis die gefährliche Phase vorüber ist. Während der gesamten übrigen Zeit bin ich vollkommen harmlos. Ich kann euch sogar von Nutzen sein. Eingeweiht habe ich euch in alles« – sie nahm sich zusammen und übertünchte ihr Triumphgefühl mit Bitternis –,
    »weil ich glaube, euch vertrauen zu dürfen. Ihr habt nicht die Absicht gehabt, mich zurückzuschicken, als ich auf die Brücke gerufen worden bin, und ihr werdet mich nicht hinschicken, es sei denn, ich täte irgendwas, das euch Anlaß gibt, ‘s euch anders zu überlegen, zum Beispiel, ich verschwiege euch etwas, das sich für euch als Gefahr auswirken könnte. Ich bin der Auffassung, ihr habt eure Gründe dafür, daß ihr mich dem Sicherheitsdienst entzogen habt, und sie hängen bestimmt nicht mit.. « Sie stockte, weil sie nicht sofort die passende
    Ausdrucksweise fand. »Sie hängen gewiß nicht mit mir zusammen...“
    Nicht mit Sexualität und Wollust. »Es hat damit zu tun, daß ich VMKP-Mitarbeiterin bin.« »Weiter so, nur zu«, ermunterte Nick sie. Sein Lächeln hatte die Grimmigkeit zurückerlangt. »Verrückt oder nicht, du hast riesigen Unterhaltungswert.“
    »Du bist Pirat«, sagte Morn ihm frech ins Gesicht. »Du stehst in besserem Ruf als er, und nach allem, was er mir angetan hat, bin ich mir sicher, daß der Unterschied gerechtfertigt ist, aber das ändert nichts daran, daß du Pirat bist. Und du weißt, ich war Polizistin. Du hast es gewußt, bevor ihr mich rausgehauen habt. Und welcher Pirat nimmt denn wissentlich eine Polizistin an Bord? Solange ich bei euch bin, müßt ihr mich als Risiko ansehen. Ich könnte zu jedem Verbrechen, das ihr verübt, als Zeugin aussagen. Eigentlich müßtet ihr mich auf alle Fälle letzten Endes beiseitigen. Und selbst dadurch hättet ihr womöglich Verdruß. Jeder weiß, daß ihr mich mitgenommen habt.
    Nach meinem Tod müßtet ihr jedesmal, wenn ihr irgendwo im Human-Kosmos anlegt, meine Abwesenheit erklären. Was kann euch dazu veranlaßt haben, euch in eine so verzwickte Lage zu bringen?« »Ich geb’s auf.« Nick bleckte sein Lächeln nach allen Seiten.

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