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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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dem Kommandomodul und der Posaune im Sinn hatte, wäre vergeudeter Aufwand, sollte es ihr mißlingen, auf dem Posten zu bleiben.
    Weil sie ihren Bruder so gut verstand, schickte sie sich an, ihm beim Selbstmord Beihilfe zu leisten.
    Genau wie Angus hatte er schon den EA-Anzug angelegt, obwohl es damit keine Eile hatte; der Flug zum Amnion-Kriegsschiff ließ ihnen genug Zeit. Nur sein Kopf war noch unbedeckt: Der Raumhelm lag neben Angus’ Helm auf dem Andrucksessel des Ersten Offiziers, während er auf der Brücke umherwanderte und leise vor sich hinpfiff. Mikka erkannte die Melodie: Sie gehörte zu einem Gutenachtliedchen aus ihrer gemeinsamen Kindheit, als ihre Mutter noch lebte und ihnen bisweilen vorsang.
    Bei seinem Gepfeife wäre sie am liebsten in gellendes Geheul ausgebrochen.
    So lange sie es durchhalten konnte, beschäftigte sie sich damit, die Diagnoseprogramme und Parameterchecklisten des Interspatium-Scouts zu wiederholen, vergewisserte sich, daß Angus’ Reparaturen zu stabilen Ergebnissen geführt hatten; der PulsatorAntrieb auf Kaltstart vorbereitet war; das passive Scanning hinlangte, um ihr alle erforderlichen Informationen zu verschaffen; die Akkumulatoren genug Energie für den Dispersionsfeldgenerator enthielten. Leider konnte keine noch so hohe Dosis von Wachmachern und Hype ihre Trauer lindern. Nach einer Weile zerfranste ihre Konzentration zu ungelindertem Gram.
    Ciros Pfeifen drohte sie wahnsinnig zu machen.
    »Muß das sein?« fuhr sie ihn an, als er das nächste Mal zwischen ihr und den Wandmonitoren vorbeischlenderte.
    Insgeheim schämte sie sich für ihre überflüssige Grobheit. Seine Entgegnung jedoch schmerzte sie noch stärker.
    Er blieb vor ihr stehen, sah sie mit plötzlichem Grauen in den Augen und ausdruckslosem Lächeln an. »Nein, muß es nicht.« Seine Stimme klang so trostlos wie ödestes Vakuum. Er war so besessen von den Singularitätsgranaten, daß es schien, als härten sie ihn schon eingesaugt. »Wenn du dagegen bist«, gestand er ihr dennoch halblaut und offenbar in vollem Ernst zu, »tu ich’s nicht.« Voller Kummer merkte Mikka, daß er ihr das größte und schauderhafteste Geschenk anbot, das er sich vorstellen konnte: das Geschenk seines Lebens; der Weigerung, bei Angus’ Plan mitzuwirken.
    Wenn du dagegen bist… Sofort wirbelte Angus wie eine Stichflamme zu ihm herum. Was? hätte er vielleicht gebrüllt. Du kleiner Scheißer, wir verlassen uns auf dich! Doch anscheinend erblickte er ein Spiegelbild des Todes in Mikkas Augen.
    Er beherrschte sich; biß die Zähne zusammen.
    …tu ich’s nicht. Mikka vermochte es nicht zu verkraften.
    Sie hatten Alternativen. Sie konnten den Platz tauschen. Mikka hatte die Möglichkeit, ihm zu zeigen, wie man einen Kaltstart vornahm: wie man das Dispersionsfeld nutzte; auf welche Scanningdaten er besonders achten mußte. Sie konnte versuchen, seine Aufgabe zu erledigen. Aber der Preis wäre für sie beide zu hoch.
    »Ach was«, antwortete sie und fühlte, wie ihr Herz Risse bekam wie ein altes Blatt Festkopie; doch er brauchte ihre Zustimmung nötiger als sie sein Geschenk. »Du weißt, was du zu tun hast. Das genügt mir.« Schroff wandte Angus sich ab, als wollte er seine Erleichterung verbergen.
    Nach und nach wich das Entsetzen aus Ciros Augen.
    Wenig später fing er wieder zu pfeifen an; streunte von neuem auf der Brücke umher.
    Er beabsichtigte zu sterben. Vor dieser Aussicht grauste es ihn nicht im geringsten.
     
    KOINA
     
    Von ihrem Sitzplatz neben Cleatus Fane strebte Koina Hannish durch die spürbare, allgemeine Spannung der EKRK-Deputierten und ihrer Mitarbeiter zu der Empore, wo Maxim Igensard dank der Delegierung durch Konzilsmitglied Sen Abdullah das große Wort führte.
    Ich würde Ihnen nun gern einige Fragen stellen, hatte der Sonderbevollmächtigte zu Koina gesagt. Fragen über Warden Dios und die Stiller Horizont. Über die Posaune und Verräterei. Doch Holt Fasners GOD hatte sich unverzüglich eingemischt. Sie müssen sich dem nicht aussetzen, lautete seine Koina erteilte Empfehlung. Ich beantworte seine Fragen. Die VMK hat sowieso die Verantwortung für die VMKP. Sowohl Maxim Igensard wie auch Cleatus Fane waren wohl Leute wie den kürzlich in die Luft gesprengten Godsen Frik gewöhnt – fügsame Büttel, für die der Dienst im RÖA nicht Aufrichtigkeit, sondern Ehrgeiz und Manipulation bedeutete. Jetzt mutmaßten sie vielleicht – jeder auf seine Weise, jeder aus seinen Gründen –, daß Warden

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