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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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gestand Koina erschöpft ein. Hätte sie keinen Eid abgelegt, als Warden Dios’ Direktorin des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit ihre Pflicht zu erfüllen, wäre jetzt vielleicht für sie die Versuchung überstark gewesen, eine Schlappe zu bekennen. »Ich habe mich ganz einfach darum bemüht, uns Zeitverschwendung zu ersparen, indem ich die ganze Geschichte erzähle, wie ich sie kenne, um das Regierungskonzil korrekt zu informieren und ihm bei der Entscheidungsfindung behilflich zu sein.“
    Aber sie hatte einen Schwur geleistet. Und Warden Dios setzte an Bord der Stiller Horizont sein Leben aufs Spiel, um diese Menschen zu retten. Ungeachtet ihrer Verzweiflung brachte Koina es nicht über sich zu schweigen, solange sie noch etwas – irgend etwas – zu sagen hatte.
    »Und um ehrlich zu sein«, fügte sie hinzu, bevor Konzilsvorsitzender Len – oder der GOD – ihr dazwischenreden konnte, »ich hatte gehofft, daß währenddessen die benötigten Beweise eintreffen.« »Welche Beweise?« hechelte Cleatus Fane, als verspritzte er Gift. »Von wem?« Während Koina sich ihm direkt zuwandte, schwoll ihr Zorn, bis sie sich ihm ebenbürtig fühlte. »Von Direktor Hashi Lebwohl. Vom VMKP-OA-Sicherheitschef Mandich.
    Sie beschäftigen sich mit der Untersuchung der kürzlichen Kaze-Attentate.« Zur Antwort schwang er ihr seinen Rauschebart entgegen wie eine Keule. Er mimte schon lange das Unschuldslamm, war darin äußerst tüchtig. »Mein Gott, das ist ja unverantwortlich1. Wollen Sie ihm das etwa auch in die Schuhe schieben?« Koina dachte erst gar nicht ans Zögern. Sie wollte nur noch die Karten auf den Tisch legen. »Jawohl, das will ich«, bestätigte sie heftig, riskierte auch den Rest ihrer Glaubwürdigkeit. »Meiner Auffassung nach hat er diese Kaze ausgeschickt. Nach meiner Ansicht ist er derjenige, dem daran gelegen ist, im Regierungskonzil Konfusion zu stiften. Und ich glaube, daß er, wird er nicht aufgehalten, noch schlimmere Dinge anstellt.“
    In den Ohren jedes anderen Anwesenden mochte ihr Vorwurf wie purer Wahnsinn klingen; Cleatus Fane jedoch erwies sich als darauf vorbereitet. Durch den Ohrhörer erhielt er für sie unhörbare Informationen und Ratschläge. Die Unverblümtheit ihrer Beschuldigung verursachte ihm keine Sekunde des Zauderns.
    »Verehrte Konzilsdelegierte«, rief er, kehrte Abrim Len schwungvoll den Rücken zu, »uns wurde längst zuviel von diesem wirren Gewäsch in die Ohren geblasen. Direktorin Hannish hat aus der Krisensitzung eine regelrechte Farce gemacht. Aber damit ist jetzt Feierabend. Ich rede von keiner Forderung, sondern nenne eine Tatsache. Soeben habe ich nämlich die Mitteilung erhalten« – er deutete auf den Stöpsel in seiner Ohrmuschel –, »daß Generaldirektor Fasner die befehlshabende Direktorin Donner ihres Postens enthoben hat.
    Weil GD Fasner bezweifelt, daß die Amnion einen so wichtigen Mann wie Warden Dios je wieder gehen lassen, egal, welche Absprachen er mit ihnen vereinbart, wird Polizeipräsident Dios abgelöst. Binnen kurzem erfolgt die Ernennung eines neuen Polizeipräsidenten.
    Und ich bin sicher, eine seiner ersten Amtshandlungen dürfte darin bestehen, unter Direktorin Hannishs üble Nachreden einen Schlußstrich zu ziehen.“
    Erschrocken zuckte Koina zusammen. Unwillkürlich blickte sie hinüber zu ihren Kommunikationstechnikerinnen. Ist das wahr? fragte sie stumm.
    Zum Glück war eine der beiden Frauen so geistesgegenwärtig, sofort aufzustehen. »Direktorin Hannish“
    ihre Stimme zitterte nur leicht –, »dazu haben wir über unsere Standverbindung eine Stellungnahme der VMKP HQ-Stationszentrale erhalten.“
    »Was besagt sie?« fragte Koina rasch.
    Die Kommunikationsexpertin räusperte sich. »Befehlshabende Direktorin Donner hat ihre Amtsenthebung für null und nichtig erklärt.« Während sie die Nachricht zusammenfaßte, gewann ihr Tonfall an Nachdruck. »Gemäß der Artikel des VMKP-Statuts stammt ihre Amtsgewalt von Polizeipräsident Dios. Sie beharrt auf der Einschätzung, daß GD Fasner kein Recht zu ihrer Ablösung hat. Erst müßte er Polizeipräsident Dios absetzen. Eine Absetzung Polizeipräsident Dios’ kann aber nicht erfolgen, ohne daß er vorher darüber informiert wird, insbesondere nicht im Kriegszustand. Da Polizeipräsident Dios bisher nicht offiziell von seinem Posten entfernt worden ist, lehnt Direktorin Donner die Befolgung von GD Fasners Anweisungen ab.“
    Augenblicklich nahm die Frau wieder Platz, als wollte sie sich aus

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