Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
Vom Netzwerk:
hatte.
    Davies’ Stoffwechsel arbeitete zu intensiv heiß, als daß er sich im Innern eines EA-Anzugs hätte wohl fühlen können. Schweißtröpfchen spritzten ihm von der Stirn und verursachten an der Innenseite der Helmscheibe abstruse visuelle Brechungen und Verzerrungen. Ungeachtet des Stromverbrauchs stellte er die interne Kühlung auf maximale Leistung und erhöhte die Sauerstoffzufuhr aus den Tanks. Dennoch fühlte seine Haut sich erhitzt an, als hätte er Fieber – oder schämte sich vor dem VMKP-Polizeipräsidenten.
    Seinen Erinnerungen zufolge war Warden Dios ein Mensch, der von jedem in seiner Umgebung das Äu ßerste forderte – und dazu das Recht hatte, weil er selbst stets das Äußerste gab.
    Rasch blickte sich Davies um und vergewisserte sich, daß sich keine weiteren Amnion im Frachtraum aufhielten. Durch den Rand der Helmscheibe sah er, daß hinter Vector Shaheed die Irisblende der Luftschleuse noch offenstand. Mit einem Adrenalinschub pulste neue Furcht durch seine Venen. Planten die Amnion etwa, gewaltsam ins Kommandomodul einzudringen? Welchen Zweck hatten diese vielen Werkzeuge? Die Luken des Moduls aufzustemmen oder aufzuschneiden?
    Wenn die Schleuse des Kommandomoduls offen blieb, verursachte Kapitän Ubikwe womöglich Warden Dios’ Tod, ehe Angus überhaupt dazu Gelegenheit fand, irgend jemand zu retten.
    Im ersten Moment sprach weder Marc Vestabule noch Warden Dios ein Wort: Sie blickten den gesichtslosen Gestalten in EA-Anzügen nur stumm entgegen. Dann wandte der einstige Mensch sich an Dios. »Der Rückweg steht Ihnen offen, Warden Dios«, sagte er mit einer Stimme, die nach dem Abschuppen von Rostflocken klang. Er deutete auf den Ausgang. »Beabsichtigen Sie zu gehen?“
    Zu gehen…? Davies biß sich auf die Lippe, um sein Erschrecken zu bezähmen. Waren die Amnion bereit, Dios gehen zu lassen? Eine so wertvolle Geisel wie den VMKP-Polizeipräsidenten? Was für eine Übereinkunft hatte er mit ihnen ausgehandelt?
    Was hatten sie mit ihm gemacht? Warden Dios antwortete mit einem abfälligen Prusten.
    Mit dem Fuß stieß er sich leicht vom Deck ab und entfernte sich von den Amnion; näherte sich Davies und Dr. Shaheed allerdings lediglich um einen Meter. »Seien Sie unbesorgt«, meinte er barsch, als ahnte er, inwiefern sie Vestabules Angebot mißverstehen mochten.
    »Er weiß, daß ich nicht fort kann. Das ist nur seine mißratene Vorstellung von einem Witz.« »Die Ihnen gegebene Zusicherung lautete, daß Ihnen die Erlaubnis zum Gehen zugestanden wird«, ertönte hinter ihm Vestabules Stimme. »Diese Zusicherung habe ich eingehalten.“
    In sein Kehlkopfmikrofon fügte der Amnioni einen gutturalen Laut hinzu. Sofort schloß sich die Irisblende des Frachtraums.
    Warden Dios prustete ein zweites Mal. »Die Weise, wie sie ihre Versprechen halten«, schnarrte er, »zählt zu den größten Vergnügen im Umgang mit den Amnion.
    Wer von Ihnen« – der Polizeipräsident stellte die Frage, bevor Vestabule dazu Stellung nehmen konnte – »ist Davies Hyland?« Davies hob die Rechte, als legte er einen Eid ab. Ein Anfall von Panik beengte ihm die Brust. »Ich«, quetschte er trotzdem mühselig hervor.
    Dios maß ihn festen Blicks, ehe er in Vector Shaheeds Richtung schaute. »Dann müssen Sie Dr. Shaheed sein.“
    Shaheed neigte den Kopf. »Stimmt, Polizeipräsident Dios.« Er vollführte mit der Hand eine knappe Geste, die ein Achselzucken hätte sein können. »Ich hoffe, Sie entschuldigen, daß wir EA-Anzüge tragen. Wir sind nicht besonders scharf drauf, diese Luft hier zu atmen.“
    Mit düsterer Miene wehrte Warden Dios’ ab. »Da gibt’s nichts zu entschuldigen.« »Säumen Sie nicht, Warden Dios«, mahnte Marc Vestabule. »Wir müssen Fahrt aufnehmen. Sie haben sicherzustellen, daß wir auf keinen Widerstand treffen.« Dios schob das Kinn vor, als verbisse er die Zähne.
    »Ich will keine Zeit damit vergeuden, Ihnen zu danken«, sagte er zu Davies und Vector Shaheed. »Sie verdienen mehr Dank, als ich Ihnen ausdrücken kann.
    Aber ich möchte Ihnen meine Situation erläutern. Unser Gastgeber hat mir freundlicherweise ein Mutagen mit verzögerter Wirksamkeit injiziert. Ich nehme an, Sie wissen von der Existenz dieses Mutagens. Da er mir auch ein zeitweilig wirksames Gegenmittel gegeben hat, bin ich noch Mensch. Aber sobald die Wirkung nachläßt…« An seinen Kiefern traten Muskelknoten hervor. »Deshalb kann ich gar nicht von Bord gehen.« »Polizeipräsident Dios gehört jetzt zu

Weitere Kostenlose Bücher