Amnion Omnibus
wir’s spannend machen. Allerdings wissen wir ja sowieso nicht, ob sich Kapitän Thermopyles Plan bewährt. Ich habe keine Ahnung, was passiert, wenn man ‘m Superlicht-Protonengeschütz Abdichtmaterial in die Mündung füllt.« Ruhig zog er seine Schlußfolgerung. »Also liegt die letztendliche Entscheidung bei Ihnen.« Vector Shaheed räusperte sich. »Was ist mit Ciro, Kapitän?« »Er ist draußen.« Dolph Ubikwes Tonfall vermittelte den Eindruck eines Achselzuckens. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob wir uns auf ihn verlassen können.
Wahrscheinlich müssen wir, was das Davonkommen anbelangt, auf Mikka Vasaczk und die Posaune bauen.“
Davies erahnte hinter Kapitänhauptmann Ubikwes ruhiger Fassade einen Anklang der Besorgnis; doch um sich damit zu beschäftigen, fehlte ihm die Zeit. Vestabule hatte schon befohlen… Stumm blickte er Vector Shaheed um Zustimmung an. Dr. Shaheed erwiderte nochmals Davies’ Blick und nickte. Ein versonnenes Lächeln verzog seinen Mund.
In Davies’ Kehle erstickte ein Stöhnen. »Richten Sie Vestabule aus«, gab er zur Antwort, nachdem er mühsam geschluckt hatte, »daß wir kommen. Wir müssen bloß noch die Helme aufsetzen.« Vor Grausen kippte er den Schalter des Interkom-Apparats mit unnötiger Vehemenz.
Scheiße. Sie mußten gehen. Jetzt oder nie. Egal, was wurde.
Er griff sich den Raumhelm, stülpte ihn über den Kopf, rastete die Verschlüsse ein. Sofort zeigte das Display im Innern des Helms Grünstatus an. Er adjustierte die Polarisierung der Helmscheibe, um möglichst optimale Sicht zu haben, dann drehte er sich um und warf Vector Shaheed einen letzten Blick zu.
Auch Dr. Shaheed hatte inzwischen den Raumhelm aufgesetzt. Die reflektierende Außenfläche seiner Helmscheibe entzog sein Gesicht völlig Davies’ Blick. »Ich vermute«, nuschelte Dr. Shaheeds Stimme aus Davies’ Helmlautsprecher, »ich sollte jetzt eine kurze Rede mit dem Thema halten, daß Ehre höher als Tod zu bewerten ist. So ist’s Tradition.« »Scheißen Sie drauf«, empfahl Davies kurzerhand.
»Ich möchte lieber aus dem Überleben eine Tradition machen.“
Morn hatte unter übleren Umständen überlebt.
Grimmig tippte er den Öffnungscode ins Kombinationsschloß der Luftschleuse.
Aber seine Hände zitterten, während die Finger die Tasten drückten. Bei allem, was er anfing, hatte er das Empfinden der Unzulänglichkeit. Sein gesamtes Dasein war zerbrechlich wie Glas geworden, und er hatte Sorge, das eigene Übermaß angestauter innerer Anspannung könnte es auslöschen, bevor überhaupt irgend jemand anderes die Gelegenheit erhielt, es zu bedrohen.
Vector Shaheed hatte recht gehabt. Kapitulation wäre würdevoller gewesen.
An der Kontrolltafel blinkten Warnlämpchen, während das Schleusentor zur Seite rollte. Die Servomotoren betätigten den Mechanismus mit kräftigem Brummen.
Davies’ Außenmikrofon übertrug gedämpftes Fauchen, als die Atmosphäre der Schleusenkammer sich den Druckverhältnissen des Raumschiffshangars anglich.
»Viel Glück«, erklang Kapitän Ubikwes Stimme ein letztes Mal aus dem Helmfunk. Danach trennte das Kommandomodul die Verbindung.
Das Schleusentor öffnete sich Schwaden gelblichen Lichts. Sowohl Außen-wie Innentor der Schleuse des Amnion-Kriegsschiffs standen offen und ließen die Art von Beleuchtung herausdringen, die die Aliens bevorzugten; die gleichen schwefelgelben Lichtverhältnisse, in denen Davies auf Station Potential geboren war und deren er sich lebhaft entsann. Die bloße Erinnerung verursachte ihm Brechreiz. Es schien, als ob dieses Licht auf den rauhen Materialien und unregelmäßigen Flächen des Raumschiffs haftete und sich darauf verstärkte; man hätte meinen können, daß alles Amnionische, auf das es fiel, es speiste.
Davies wartete nicht auf Vector. Indem er sich verkrampft von Halte-zu Haltegriff hangelte, verließ er das Kommandomodul und wechselte über in die Defensiveinheit.
Vector Shaheed folgte ihm weniger linkisch. Schwerkraft rief bei ihm dauernde Beschwerden hervor. Gewichtslos konnte er sich freier bewegen.
Davies mutmaßte, daß Sensorinstrumente ihn und Dr.
Shaheed scannten, während sie die Luftschleuse der Stiller Horizont durchquerten; allerdings erkannte er nirgends Instrumente dieser Art. Aber die Amnion erzeugten ihre Technik mittels Zuchtverfahren, die er nicht im entferntesten verstand.
Plötzlich beschäftigte ihn die Frage, wie die Stiller Horizont eigentlich die Posaune im enorm ausgedehnten
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