Amnion Omnibus
Labyrinth des Massiffünf-Systems aufgespürt hatte.
Wahrscheinlich war die Defensiveinheit durch die Sturmvogel hineingeleitet worden. Aber wie, zum Teufel, hatten Sorus Chatelaine und Marc Vestabule miteinander in Kommunikation gestanden?
Die Amnion konnten Beschleunigungen mit beinahe Lichtgeschwindigkeit erreichen. Sie hatten die Mittel zur Kommunikation über unglaubliche Entfernungen hinweg. Vielleicht schafften ihre Abwehrfelder es sogar, das Feuer der gesamten zusammengefaßten Artillerie der Raumschiffe Min Donners zu absorbieren.
Sahen die Amnion seine und Vector Shaheeds Waffen? Hatten sie Möglichkeiten, um sie zu orten? Angus war nicht der Ansicht gewesen. Aber Angus war jetzt nicht hier. Marc Vestabule und die Amnion hingegen waren da.
Hinter der Luftschleuse lag ein großer Raum, der einer von Schwefel-und Lavaströmen zurückgelassenen, herausgebrannten Höhle ähnelte. Vielleicht speisten die Wände wirklich das Licht. Jede Handbreit der Schotts und Anlagen schien von innerer Hitze zu glosen. Davies vermutete, daß der hohe Raum ein Frachthangar war.
An allen Flächen ragten Gebilde empor, die aus Beton gegossenen Bäumen glichen, wahrscheinlich für Null-G— Verhältnisse geschaffene Laufkräne, hi scheinbar willkürlichen Winkeln breiteten sich von ihren Hauptbestandteilen und Auslegern mit Efeuranken vergleichbare Kabel aus. Auf Fußboden und Wänden kreuzten sich für Transportfahrzeuge bestimmte Magnetschienen.
Trotz der Fremdartigkeit behob der Anblick des Frachtraums eine von Davies’ Sorgen. Er hatte befürchtet, Marc Vestabule und Warden Dios könnten sie in irgendeiner kahlen, engen Kammer empfangen, wo sich ihnen keinerlei Chance zum Handeln bot.
Die tatsächliche Situation war schon schlimm genug… Zehn Meter hinter der Schleuse standen zwei Amnion auf dem Deck. Zwei von ihnen sahen wie Zwillinge aus: Jeder hatte vier Augen und daher Rundumsicht; jeder drei Arme und drei Beine. Die beiden anderen Amnion hatten ein abweichendes Äußeres. Der eine wies vier, der andere fünf Arme auf; und ihre Beine hätten ebensogut Arme sein können. Ausgestattet waren sie mit undefinierbaren Werkzeugen, die sie mit gesonderten Arbeitsärmchen bedienten. Um die unterschiedlichen Schultern hingen ihnen Taschen. Alle vier jedoch hatten die knorrige Haut gemeinsam, die bei den Amnion die Kleidung ersetzte. Alle vier hatten den lippenlosen Mund, die spitzen Zähne und die ausdrucksloskalten Augen ihrer Spezies.
»Ein Empfangskomitee«, murmelte Vector Shaheed.
»Wie entgegenkommend.« Davies schwieg dazu.
Er bemerkte keine Schußwaffen. Keiner dieser Amnion trug etwas an sich, das den Waffen ähnelte, die er in Station Potential gesehen hatte.
Auch das nahm ihm eine Sorge.
Vor den vier Geschöpfen schwebten zwei Menschen; oder vielmehr: ein Mann und ein imitierter Mensch.
Davies erkannte Marc Vestabule. Einmal war er dem Halbamnioni schon begegnet, und man durfte es als unwahrscheinlich betrachten, daß jemand Vestabules annähernde Menschenähnlichkeit je vergaß. Die menschliche Gesichtshälfte Vestabules zeigte eine Tendenz zur Beunruhigung, zu der seine Alien-Gesichtszüge einen deutlichen Gegensatz bildeten. An Ohr und Kehle gab es etwas zu sehen, das eine Ohrhörer-Mikrofon-Kombination sein mußte. Wenn er die Defensiveinheit kommandierte, brauchte er das Gerät, um zur Brücke Kontakt zu halten.
Sein Begleiter war Warden Dios.
Den VMKP-Polizeipräsidenten hatte Davies nie kennengelernt; er war dem Mann nie begegnet. Aber Morns Erinnerungen füllten die Lücke so gut wie persönliche Kenntnis. Sonderbarerweise schien er die gro ßen, kraftvollen Fäuste und die breite Tonnenbrust des Polizeipräsidenten schon länger zu kennen, als er lebte.
Auch das Pflaster, das über der Atemmaske Dios’ linke Augenhöhle bedeckte, gewahrte er wie einen merkwürdig bekannten Anblick; er wußte, daß es eine IR-Prothese verbarg, dank der Dios so erzählte man es jedenfalls an der Polizeiakademie – Lügen durchschauen konnte, egal, wer sie ihm auftischte. Und ebenso schien es, ihm wäre die unmittelbare Ausdruckskraft des sichtbaren Auges so vertraut, als hätte es ihn früher mehr als einmal gemustert.
Ihm war klar, daß VMKP-Polizeipräsident Dios ihn hinter der polarisierten Helmscheibe nicht sehen konnte.
Trotzdem hatte er das Empfinden, durch Dios’ Blick gründlich erforscht zu werden, als wollte der Polizeipräsident herausfinden, welche Art von Sohn Morn der Welt beschert
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