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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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Amnion Ihren Tod anstreben. Von nun an gibt es für Sie nirgendwo im Weltall je wieder einen sicheren Zufluchtsort. Sie werden niemals außer Gefahr sein. Es wird keinem Fetzchen, keinem Partikel Ihrer DNS zu überdauern gestattet. Auch der Nachkomme, den Sie als Ihren Sohn bezeichnen, wird nicht vergessen. Jeder Erbe Ihres Fleischs wird für den Tod vorgemerkt.“
    Angus würdigte den Amnioni keines einzigen Blicks.
    Derlei Drohungen beeindruckten ihn nicht.
    »Ein Versprechen haben Sie gehalten«, maulte er Dios an. »Mal sehen, ob’s noch mal klappt.« Mit einer knappen Handbewegung warf er den Industrielaser dem Mann zu, der veranlaßt hatte, daß man ihn mit falschen Anschuldigungen ins Gefängnis brachte, für die VMKP rekrutierte und zum Cyborg unifizierte.
    Dios fing den Laserschweißbrenner mit der Faust auf, legte ihn sich auf den Handteller; überzeugte sich durch einen kurzen Blick davon, daß er noch Ladung enthielt.
    Dann schaute er Angus wieder in die Augen. Anscheinend verstand er Angus’ durch die Blume gestellte Frage. Aber er gab keine direkte Antwort.
    »Glauben Sie«, fragte er statt dessen seinerseits, »daß ich Sie deswegen freigelassen habe?« »Das versuche ich ja gerade herauszufinden«, raunzte Angus.
    Dios seufzte. »Ich habe es Davies Hyland und Dr.
    Shaheed schon mitgeteilt«, erklärte er mit betonter Deutlichkeit durch die Atemmaske. »Sie haben recht. Er hat mir ein Mutagen eingespritzt.« Seine freie Hand wies mit knapper Geste auf Vestabule. »Sobald die Immunisierungswirkung des Gegenmittels nachläßt, geht mein Dasein als Mensch zu Ende.« Eine Andeutung der Hoffnung glitzerte in Vestabules Menschenauge. Die Amnionhälfte seines Gesichts erwartete das weitere Schicksal mit vollständiger Ausdruckslosigkeit.
    Angus schwieg. Auch Davies und Vector Shaheed gaben keine Bemerkung von sich. Sie wußten so gut wie er, daß sie Dios nicht vor der Mutation bewahren konnten. Den letzten Rest von Nick Succorsos Antimutagen-Vorrat hatten sie verbraucht, um sich selbst zu immunisieren.
    Angestrengt blinzelte Dios Feuchtigkeit aus seinem Auge. Dann festigte sich sein Tonfall. Falten der Befehlsgewohntheit und Hinfälligkeit furchten sich tiefer in seine Gesichtszüge. »Höchstwahrscheinlich ist die Stiller Horizont während Ihrer kleinen Aktion nicht untätig geblieben. Was ist aus Suka Bator geworden?« Angus schnob – um zu lachen, hatte er zuviel Furcht.
    »Bestimmt haben Sie den Knall gehört. Den lauten Bums. Kurz bevor ich hier hereingesaust bin. Das war der Protonenemitter. Ich habe ihn mit Plexulose— Abdichtungsmasse zugeklebt. Den Amnion sind noch die Materiekanonen verfügbar, aber sie haben nur noch uns als Geiseln.« Entscheide dich, forderte er stumm. Erschieß einen von uns. Solange noch Zeit bleibt. Zeig uns, auf wessen Seite du stehst.
    Ein wüstes Schmunzeln hob die Ränder von Dios’ Atemmaske. »Ich schwöre bei Gott, Angus Thermopyle«, antwortete er gedehnt, aber in nachdrücklichem Ton, »manchmal bin ich auf Sie und Morn Hyland dermaßen stolz, daß ich vergesse, mich für mich selbst zu schämen.« Seine Faust umspannte den Griff des Lasers. So präzise, als wäre er auch ein Cyborg, schoß er einen Strahl roter Glut mitten in Marc Vestabules Gesicht.
    Vestabules Menschenauge weitete sich verblüfft, während er rücklings niedersackte. Seine Gestalt maß das grobflächige Deck, als brächte er damit die Krassheit des an ihm begangenen Verrats zum Ausdruck.
    Davies schien in seinem EA-Anzug einzusinken. »Gott sei Dank«, raunte er mit schwacher Stimme.
    Eine sonderbare Anwandlung der Erleichterung und des Bedauerns befiel Angus. Endlich hatte Warden Dios die Karten aufgedeckt.
    Und allem Anschein nach bedeutete es, daß er beschlossen hatte, an Bord der Defensiveinheit zu bleiben.
    Einen Sinn ergab es: Er war nicht mehr zu retten.
    Wenn sonst nichts, hatte Vestabule zumindest das erreicht. Dios war der logische Kandidat.
    Angus hätte darüber froh sein müssen. Und er war froh. Er benötigte Dios’ Raumhelm. Dennoch empfand der Mann, zu dem er geworden war, jetzt den Verlust von etwas Bedeutsamerem als eines unbeschädigten Raumhelms. Er verspürte das gleiche bittere, verwirrende Gefühl des Betrogenseins wie damals, nachdem er Morn zusammengeschlagen hatte: hatte den Eindruck, sich selbst zu verzweifeln, wenn er jemand anderem ähnliche Furcht zumutete, wie sie sein Leben beherrschte.
    »Uns läuft die Zeit davon, Angus«, bemerkte Vector Shaheed nervös.

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