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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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vermittelte, ihre Mutter und ihr Vater gingen der unentbehrlichsten, wertvollsten Betätigung nach, die man sich überhaupt ausmalen konnte. Das Dasein außerhalb der Hegemonie der VMKP strotzte von schwerwiegenden Gefahren, Bedrohungen der Menschheit insgesamt, denen entgegenzutreten Davies und Bryony Hyland die Kühnheit und Entschiedenheit hatten. Im Fernraum lauerten mörderische Risiken; dort benötigte man Eigenschaften wie Tapferkeit, Entschlossenheit und Idealismus.
    Wie hätte ein Kind das alles in Frage stellen können? Wem hätte es anvertrauen sollen, daß es sich im Stich gelassen fühlte? Vernachlässigt?
    Als Morn endlich in das Alter hineinwuchs, in dem sie die richtigen Worte kannte, hätten sie nicht mehr glaubwürdig geklungen. Alleinsein?
    Vernachlässigung? Nein. Sie hatte gelernt, sich ihren Vater wie einen Adler vorzustellen, der am Himmel kreuzte, um Räubergesindel auszumerzen. Und ihre Mutter wie eine Pantherin, sanft und weich in der Gemeinschaft mit ihrem Nachwuchs, aber mit Zähnen und Krallen die Feinde ihrer Jungen zu bekämpfen bereit.
    Darüber hinaus brachten Großeltern, Tanten und Onkel – und genauso Morns Eltern, wenn sie auf Urlaub daheim weilten – mit aller Selbstverständlichkeit die Anschauung zum Ausdruck, daß auch Morn einmal Polizistin werden müßte. Gerade weil sie als gescheit und tüchtig galt, man sie liebte, unterstellte man, daß sie in die Fußstapfen ihrer Eltern trat.
    Morn hatte ernst genickt, als wäre sie mit ihrer Berufung einverstanden. Tatsächlich jedoch hatte sie schon damals gewußt, daß sie nichts Falscheres tun könnte. Sie würde nie eine echte Polizistin sein.
    Während das Leid ihres Allein-oder Vernachlässigtseins an Glaubhaftigkeit verlor, nahm ihre Ablehnung zu. Doch es gab in ihrem Leben dafür keinen Spielraum, und darum verschwieg sie ihre Unwilligkeit.
    Anstatt mit Enthusiasmus ihren Eltern nachzueifern, entwickelte sie allmählich Groll.
    Doch schon damals, in ihren Kinderjahren, hatte sie ihre Unlust zu bezähmen vermocht und sich davon nichts anmerken lassen.
    Aber ihr Groll wich nach und nach der Scham – ihre gesamte Gefühlswelt wandelte sich –, als man sie über den Tod ihrer Mutter informierte.
    Natürlich erhielt sie zuerst von ihren Großeltern zur Kenntnis, daß Bryony den Tod gefunden hatte. Im Innersten ihres Wesenskerns, in dem sie von ihrer Mutter ein Image der Unbesiegbarkeit hätschelte, hatte sie die Nachricht nicht geglaubt, bevor sie sie von ihrem Vater noch einmal hörte. Er kam auf Urlaub nach Hause, nachdem das Raumschiff, auf dem er Dienst als Erster Offizier versah, der VMKP-Kreuzer Intransigenz, beschädigt auf der Astro-Reede der Orion-Sphäre gedockt hatte. Sobald die vorschriftsmäßige Berichterstattung im VMKP-Hauptquartier es ihm erlaubte, setzte er sich mit Morn zusammen und schilderte ihr den Vorfall.
    Sie hat uns alle gerettet, erzählte er. Man will ihr posthum die Tapferkeitsmedaille verleihen. Wahrscheinlich vermutete er, es sei Morn wichtig, das zu erfahren. Hätte sie sich nicht für uns geopfert, wären wir allesamt verloren gewesen.
    Er hatte seine Tochter auf dem Schoß sitzen und die Arme um sie geschlungen, während er sprach. In Anbetracht der Umstände mußte sie noch nicht unbedingt als dafür zu alt gelten. Seine Stimme – die Stimme eines Mannes, der das Verdienst seiner Frau zu hoch bewertete, um gegen ihr Schicksal aufzubegehren – hatte einen klaren, festen
    Klang. Dennoch rannen ihm Tränen aus den Augen, sammelten sich an dem Bollwerk seines Kinns und tropften auf Morns kleine Brüste.
    Wir hatten einen Notruf des Erzumladedepots im Bereich der Orion-Sphäre empfangen. Wegen eines Überfalls. Ein Illegaler hatte das Depot brutal attakkiert, einen Großteil der Wohnanlagen und Kontrollzentren zusammengeschossen, sämtliches für den Weitertransport vorbereitete Erz gebunkert und sich verdrückt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wäre es nicht soweit gekommen, hätte der Illegale gewußt, daß wir in der Nähe sind. Aber niemand wußte Bescheid. Wir sind auf Jagd gewesen. Selbstverständlich posaunen wir unsere Aktionen nicht hinaus. Wir haben im Depot Medikamente, medizinische Ausstattung und Personal hinterlassen und uns danach an die Verfolgung des Illegalen gemacht.
    Das Raumschiff nannte sich Liquidator. Schnell flog es nicht, und anscheinend hatte es keinen Ponton-Antrieb. Aber es verfügte über schwere Bewaffnung, eine Bewaffnung wie ein Schlachtschiff. Von diesem Raumer

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