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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Sorry, darüber denke ich anders«, sagte Jane ärgerlich.
    »Hören Sie zu, wenn Sie den übernächsten Tag noch erleben wollen, dann bleiben Sie der Auktion morgen fern. Haben Sie das verstanden, Jane Collins?«
    »Sicher. Sie haben ja laut genug gesprochen. Nur sage ich Ihnen, dass ich auf derartige Anrufe nicht reagiere. Ich ignoriere sie. Und erpressen lasse ich mich schon gar nicht. Wobei mich auch Drohungen nicht schrecken.«
    »Schade, ich hatte es gut mit Ihnen gemeint.«
    »So kann man sich irren!«
    Bei der nächsten Frage klang die Stimme wieder härter. »Sie bleiben also dabei?«
    »Sicher.«
    Der unbekannte Anrufer lachte wieder. »Sie haben ja noch eine Nacht. Da können Sie noch ein wenig nachdenken.«
    Mehr sagte der Mann nicht. Die Leitung war tot und Jane saß starr auf ihrem Stuhl und bewegte sich erst einige Sekunden später wieder. Da stellte sie langsam das Gerät zurück in die Ladeschale.
    Danach atmete sie tief durch. Dieses Telefonat hatte sie völlig überrascht. Aber der Mann wusste Bescheid. Sie hatte tatsächlich einen außergewöhnlichen Job angenommen. Diesmal ging es nicht darum, eine Person zu überwachen, um Beweise für eine Schuld zu verschaffen, nein, der neue Job war schon ungewöhnlich. Und auch so etwas wie eine Premiere in ihrer beruflichen Laufbahn.
    Ein Bischof namens Aldo Makarew hatte sie angerufen und ihr den Auftrag erteilt, eine alte Ikone zu ersteigern, die für eine Auktion freigegeben worden war. Der Bischof selbst wollte sich bei der Auktion nicht blicken lassen. Über seine Gründe hatte er nichts verlauten lassen. Oder nur wenig. Er hatte gemeint, dass er auffallen würde, und da war es eben besser, eine neutrale Person zu schicken, die Jane Collins nun mal war.
    Zudem hatte der Bischof großes Vertrauen in sie gesetzt. Auf Nachfrage war ihm bestätigt worden, dass sie einen guten Ruf hatte und man sich auf sie verlassen konnte.
    Jane Collins hatte sich eine knappe Bedenkzeit erbeten, sie auch erhalten, doch dann hatte sie zugestimmt. Ja, der Auftrag interessierte sie, weil es mal etwas völlig Neues war und ganz und gar aus dem alltäglichen Rahmen fiel.
    Der Bischof war sehr froh gewesen, als er von ihrer Zustimmung erfahren hatte. Sie hatten danach Einzelheiten besprochen und auch über das Honorar geredet, das sehr ordentlich war. Man hatte ihr auch ein Limit gegeben, wie weit sie bei der Versteigerung bieten durfte. Die Summe war sechsstellig, worüber sich Jane Collins schon gewundert hatte.
    Wenn das alles zutraf, dann musste die alte Ikone von großem Wert sein. Da konnte sie sich gut vorstellen, dass auch andere Bieter hinter ihr her waren. Dass sie allerdings mit Drohungen versuchten, einen Mitkonkurrenten einzuschüchtern, stieß der Detektivin schon sauer auf und machte sie misstrauisch.
    Trotz der hohen Summe, die im Raum schwebte, fand die Versteigerung nicht bei Christie’s oder Southeby’ s statt, sondern in einem anderen Auktionshaus, das Jane nicht mal vom Namen her kannte. Sie hatte schon nachschauen müssen und herausgefunden, dass dieses Auktionshaus klein, aber auch fein war.
    Sie war gespannt auf diesen Job gewesen, und jetzt war sie angespannt. Dieser Anruf war sehr ungewöhnlich, und Jane Collins war sich sicher, dass er ernst gemeint war.
    Aber wer konnte dahinterstecken?
    Ein Land fiel ihr ein: Russland!
    Es war zwar nicht das alleinige Land der Ikonen, die waren auch in anderen Ländern verehrt worden, aber viele dieser Bilder mit den heiligen Motiven stammten aus Russland, und der Name des Bischofs deutete ebenfalls darauf hin.
    Deshalb ging sie davon aus, dass auch der Anrufer zu diesem Kreis gehörte. Von seiner Stimme her hatte sie darauf nicht schließen können, und das interessierte sie im Moment auch nicht. Sie dachte nur an die unverhüllte Drohung, die im Raum stand und die sie nicht einfach aus ihrem Gedächtnis streichen konnte.
    Wer so etwas sagte, der spaßte nicht, das stand für sie fest. Jetzt überlegte Jane, wie es weitergehen könnte, wobei sie nur zwei Alternativen hatte.
    Entweder hingehen und sich dem Job stellen. Oder dem Rat des Anrufers folgen und alles aufgeben.
    Das hatte Jane Collins noch nie getan. Sich ins Bockshorn jagen lassen, das gab es bei ihr nicht. Aber sie musste vorsichtig sein, denn die Drohung war ernst gemeint gewesen. Da kannte sich die Detektivin aus.
    Sie blieb vor dem Computer sitzen und dachte nach. Wie sollte sie reagieren? Den Anruf einfach ignorieren? Nein, das konnte sie nicht.

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