Amnion Omnibus
Schwachstelle, die ihr zum Vorteil gedieh, erteilte er ihr eine sachliche Antwort. »Ich brauche ein Crewmitglied. Wie sonst könnte ich eine Astro-Schnäpperin mit HyperspatiumSyndrom als mein Crewmitglied einspannen?“
Zu guter Letzt nickte sie, als ob ihr seine Auskunft einleuchtete.
Während sie, in den Augen Jammer, sichtlich mit ihrer Furcht rang, stand sie auf und befolgte Angus’ Weisung. Sie strebte an ihm vorbei und durch den Korridor.
Aus keiner Veranlassung, die er hätte nennen können – keinem Anlaß, den er wußte –, händigte er ihr eine saubere Bordmontur aus, ehe sie die Hygienezelle betrat.
Doch als sie herauskam, hatte die unerklärliche Widersprüchlichkeit des eigenen Benehmens Angus mit grausamer Erbitterung erfüllt. Er
war ein Feigling; und wenn er Dinge verübte, die er selbst nicht verstand, Handlungen beging, die er überhaupt nicht beabsichtigte, ihm irgend etwas unterlief, das er gar nicht wollte, erlitt er einen Schreck.
Und sobald etwas ihm Schrecken einflößte, ergriff er Maßnahmen.
Er betrug sich wie ein Schlappschwanz. Er hätte sie in dem verdreckten Anzug stecken lassen sollen, um sie erst einmal hinreichend zu demütigen, sie zu lehren, was seine Macht über sie bedeutete. Was trieb er statt dessen eigentlich? Tat sie ihm etwa leid? Der bloße Gedanke daran weckte bei ihm den Wunsch, ihr die Arme zu brechen.
Lieber sähe er sie tot – eher würde er sie zertreten –, bevor er duldete, daß sie es dahin brachte, ihn zum Schwächling abzustempeln.
Trotzdem beherrschte er sich, bis sie von sich aus wieder zum Vorschein kam. Obwohl er vor Wut kochte, vor Ungeduld schäumte, ihm zumute war, als müßte ihn aus all der Erbostheit, in die er sich hineinerregt hatte, der Schlag treffen, wartete er, staute seine Gewalttätigkeit an, bis Morn Hyland die Tür öffnete und vor ihn trat.
Da verflog seine Selbstbeherrschung.
Er stand ohnehin längst am Ende seiner Zurückhaltung; nun zerstob sie bei ihrem Anblick vollends. Sie hatte sich gesäubert, und die Sauberkeit stellte ihre angeborene Schönheit wieder her. Wahrscheinlich sah Angus jetzt die schönste Frau vor sich, die er je aus der Nähe erblickt hatte. Und sie bewies einen gewissen Mut, indem sie einfach nur die Hygienezelle verließ; sie hatte die Fähigkeit, sich ihrem Schicksal zu stellen. In ihren Augen glomm eine Mischung aus Bangen und Trotz, die ans Herz griff, die Furcht vor dem, was er mit ihr machen konnte, vermengte sich mit der Weigerung, eingeschüchtert zu werden. Und er konnte mit ihr tun, was ihm paßte. Sie befand sich in seiner Gewalt; seine verschwitzten Finger umklammerten das Kontrollgerät ihres Z-Implantats. Also drückte er die Taste, die ihr das Bewegungsvermögen nahm. Dann legte er das Kontrollgerät weg und drosch Morn mit den bloßen Fäusten blutig, verunstaltete ihre Schönheit, damit sie ihn nicht mehr ängstigte.
Mehrere Stunden verstrichen, bevor er bemerkte, daß er nicht nur ihr, sondern auch sich selbst geschadet hatte.
Bestimmt hätte er mit Hilfe des Z-Implantats und des multifunktionellen Kontrollgeräts den Schaden in einigem Umfang ausgleichen können. Wenn sie das Bewußtsein einigermaßen zurückerlangt hatte, wäre es ohne Umstände möglich gewesen, sie zu allen möglichen Tätigkeiten zu zwingen, sie sich ihm in vielerlei Beziehung dienlich zu machen. Sicherlich könnte er ihr die durch die Prügel bedingten Beschwerden gedämpft haben. Dennoch wäre sie als Crewmitglied nutzlos geblieben; er hatte sie in einen Zustand versetzt, in dem sie keinesfalls zu lernen vermochte, was sie über die Strahlende Schönheit wissen mußte. Nun ersah er die Notwendigkeit, ihr Zeit zur Genesung zuzugestehen, ehe er aus ihrer Gegenwart irgendeinen wirklichen Nutzen ziehen konnte.
Mit anderen Worten, er hatte die Frist verlängert, für deren Dauer sich ihm empfahl, im Versteck auszuharren. Er hatte den Zeitpunkt hinausgeschoben, von dem an er, wenn vielleicht auch nicht in vollständiger Sicherheit, mit Morns Unterstützung wieder durchs All zu kreuzen imstande wäre, statt sie lediglich als Ballast an Bord zu haben.
Und wie gut er sich auch versteckt haben mochte, es änderte nichts an der Tatsache, daß sich ein unbewegliches leichter als ein bewegliches Ziel finden und treffen ließ.
Bloß für die Befriedigung, sie einmal richtig durchzuprügeln, hatte er sein Risiko verschärft.
Und ebenso hatte er sich in anderer, hintergründigerer Beziehung geschädigt. Sie
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