Amnion Omnibus
mich in mehrerlei Hinsicht weit von den erhaltenen Anregungen entfernt.
Zum einen umfaßt Wagners Musikdrama Themen, die ich nicht aufgreifen möchte. Sein Werk enthält eine Form strukturellen Sexismus, die ich nicht goutiere. (Die Rheintöchter erinnern mich an eine Szene des Monthy Python-Films Die Ritter der Kokosnuß, in der ein Bauer König Arthur zuruft: »Aber Ihr könnt doch nicht im Ernst behaupten, Ihr hättet die Macht, nur weil so eine wäßrige Schlampe Euch ein Zepter in die Hand gedrückt hat.«) Und mich reizen keine Charaktere, deren Macht angeblich ihrer ›Unschuld‹ entspringt. Nach meinem Dafürhalten ist Siegfried nicht wegen seiner Unschuld furchtlos, sondern weil er fürs Leben zu dumm ist. Wagners Ansicht, daß Wissen Macht bändige, überzeugt mich nicht – wie man in den CHRONIKEN VON THOMAS COVENANT DEM ZWEIFLER nachlesen kann.
Zum zweiten verändert die Idee ›Angus Thermopyle‹ die fundamentalen Voraussetzungen und Möglichkeiten der Idee ›Richard
Menschen übergeht. Wenn das menschliche Leben im Weltraum Schutz benötigt, dann muß es ihn nicht durch Allväter und Walküren genießen, sondern durch die Nachfahren der Gibichungen.
Die Konsequenzen dieser Transformation sind überall erkennbar.
Ich will nur ein paar Beispiele anführen. Meine ›Götter‹ leiten ihre Fähigkeit zum Fortbestand nicht aus Unsterblichkeit ab, sondern aus ihrer Kontrolle über Informationen. Inzest wäre als Verstoß gegen die Ordnung, die die VMKP aufrechtzuerhalten verpflichtet ist, ohne Belang; also brauchen Angus und Morn keine Geschwister zu sein. Und ich verwende keine direkten Analogien zu Wotans Stab oder Alberichs Ring (obwohl Angus’ Begabung, Data-Nuklei zu frisieren, eine interessante Begleiterscheinung ist).
Trotzdem ist der Ring in jedem der vier Romane präsent, die der Wahren Geschichte folgen. Sobald Personen wie Warden Dios, Min Donner, Godsen Frik und Hashi Lebwohl den Schauplatz betreten, geschieht es, ließe sich sagen, ›voller Glorienschein‹ – dem Abglanz ihrer Wagnerischen Pendants. Und wer entspräche den Zwergen besser als die Amnion, die nichts Geringeres zum Ziel haben als die Zerstörung der natürlichen Existenz der Menschheit?
Ob es Angus und Morn gelingt, ihre Menschlichkeit zu bewahren (ganz zu schweigen vom Menschsein der ganzen Spezies), ist eine Frage, die nur aus einer Kreuzung zwischen der Wahren Geschichte und dem Ring des Nibelungen entstehen konnte.
Stephen R. Donaldson
Die wahre Geschichte Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12 Kapitel 13 Kapitel 14 Kapitel 15 Kapitel 16 Kapitel 17 Kapitel 18 Nachwort
H Stephen R. Donaldson Zweiter Roman des Amnion-Zyklus Stephen R. Donaldson Der Schritt zur Vision: Verbotenes Wissen Zweiter Roman des Amnion Zyklus Aus dem Amerikanischen von HORST PUKALLUS Deutsche Erstausgabe WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN HEYNE SCIECE FICTION & FANTASY Band 0605502 Titel der amerikanischen Originalausgabe: THE GAP INTO VISION: FORBIDDEN KNOWLEDGE Deutsche Übersetzung von Horst Pukallus Das Umschlagbild malte Ralph Voltz Redaktion: Wolfgang Jeschke Copyright © 1991 by Stephen R. Donaldson Erstveröffentlichung als Bantam Spectra Book by Bantam, a Division of BantamDoubledayDell Publishing Group, New York Mit freundlicher Genehmigung des Autors und Thomas Schlück, Literarische Agentur, Garbsen Copyright © 1996 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 1996 Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München Technische Betreuung: Manfred Spinola Satz: Schaber Satz-und Datentechnik, Wels Druck und Bindung: Ebner Ulm ISBN 3-453-10939-2 Für COLIN BAKER, Wer weiß wieviel Gutes er mir getan hat? ANGUS Milos Taverner strich stöhnend mit der Hand über seine fleckige Schädeldecke, als wollte er sich davon überzeugen, daß er den Rest seines Haars noch hatte, während er eine neue Nik anzündete. Dann senkte er den Blick auf die Festkopie des Vernehmungsprotokolls, die auf seinem Schreibtisch lag, und versuchte sich einen Ansatz zu überlegen, der sich bewähren könnte, ohne soviel Schwierigkeiten auszulösen, daß die Personen, die zufriedenzustellen man ihn bezahlte, sich gegen ihn wandten.
Er trug die Verantwortung für das fortdauernde Verhör Angus Thermopyles.
Es lief nicht allzu gut.
Darüber freuten sich einige Leute, während andere darum in Rage
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