Amok: Thriller (German Edition)
benutzen«, sagte Kendrick. »Er wird Craig erschießen, und ich werde George erschießen, wenn Sie nicht auf der Stelle die Waffe hinlegen.«
»Hör nicht auf ihn«, sagte Craig. »Er war in das Massaker verwickelt. Toby hatte es nur auf die Caplans abgesehen. Es war Kendrick, der Carl dazu überredete, all die anderen zu ermorden.«
»Ich weiß«, sagte Julia. »Und ich weiß auch, warum.«
Kendrick lächelte noch immer, strahlte immer noch Zuversicht aus. »Sie wissen gar nichts. Geben Sie mir die Pistole, dann lasse ich Sie vielleicht am Leben. Aber auch nur vielleicht.«
Jetzt griff George ein. »Er blufft. Erschießen Sie ihn jetzt. Machen Sie sich keine Gedanken um mich. Erschießen Sie ihn.«
Julias Finger krümmte sich um den Abzug. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass George recht hatte. Die besten Überlebenschancen hätte sie, wenn sie jetzt feuerte, während Kendricks eigene Waffe auf George gerichtet war. Aber bei diesem Szenario war es wahrscheinlich, dass auch George sterben würde. Kendrick wusste es, und er setzte darauf, dass sie zu einer solchen Skrupellosigkeit nicht fähig wäre.
»Ich kenne Ihren wahren Namen«, sagte Julia. »Und ich weiß, auf wen Sie es in Wirklichkeit abgesehen hatten.«
Kendricks Gesichtsausdruck veränderte sich. Es lag ein wenig mehr Respekt in seiner Stimme, als er erwiderte: »In diesem Fall dürften Sie auch wissen, wie leicht ich mich wieder aus der Affäre ziehen kann.«
»Können Sie das denn? Ihre ganze Macht und Ihren Reichtum aufgeben?«
»Das kann ich mir alles zurückholen. Es ist leicht, zu Macht und Reichtum zu kommen, wenn man über die richtigen Eigenschaften verfügt.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Craig. »Ist dieser Mann nun Kendrick oder nicht?«
»So nennt er sich«, sagte Julia. »Sein richtiger Name ist Robert Meade. Ist es nicht so? Robert Meade, von der Insel Montserrat.«
Craig konnte hören, was Julia sagte, aber er wurde nicht recht klug daraus. Das war auch nicht so wichtig, solange sie nur nicht aufhörte zu reden. Während alles sich auf sie konzentrierte, rückte Craig Zentimeter um Zentimeter auf dem Teppich vor.
Moss saß noch am Boden, war aber zur Seite gesackt und lehnte am Sofa. Ein paar Mal schon hatte er für ein paar Sekunden die Augen geschlossen. Er hielt sich immer noch das verletzte Bein; seine Waffe musste also ganz in der Nähe am Boden liegen. Craig kroch immer näher heran und tastete mit der Hand nach der Waffe, während er zwischen Kendrick und Julia hin und her blickte und ihrem Dialog zu folgen versuchte.
Kendrick war also nicht sein wahrer Name? George schien diese Information ebenso zu verwirren. Er sagte gerade etwas, als Julias letzter Satz endlich in Craigs Bewusstsein drang.
Robert Meade, von der Insel Montserrat.
Craig kannte diesen Namen. Er hatte ihn irgendwo schon einmal gelesen. Oder vielmehr gehört. Jemand hatte ihm von einem Mann namens Robert Meade erzählt.
»O nein«, hauchte er. »Nein …«
Julia sagte: »Es tut mir leid, Craig. Du hättest es nicht auf diese Weise erfahren sollen.«
»Mein Vater?«, fragte Craig.
Julia war sich nicht sicher, ob die Frage an sie oder an Kendrick gerichtet war, der jetzt Craig anstarrte. Julia nutzte den Moment, um rasch noch einen Schritt auf ihn zuzugehen und sich in eine bessere Schussposition zu bringen.
»Aber Kendrick stammt aus Trinidad«, sagte George. »Ich habe mich über ihn informiert. Er stammt aus gutem Hause.«
Kendrick kicherte. »Schon mal was von Identitätsdiebstahl gehört, George? Den echten Max Kendrick habe ich im Knast kennengelernt, vor über zehn Jahren. Die Aufseher fanden es wahnsinnig komisch, dass wir uns so zum Verwechseln ähnlich sahen. Wir hätten Zwillinge sein können. Kendrick war als Teenager von zu Hause weggelaufen. An dem Tag, als er mir erzählte, seine Familie habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, kam mir die Idee, mich als er auszugeben und mir etwas von ihrem Vermögen unter den Nagel zu reißen. Es war Jacques, der mich davon überzeugte, dass ich die Sache viel größer anlegen könnte. Und so habe ich am Ende alles bekommen.«
George gab einen Laut von sich, der wie ein Schluchzen klang. Kendrick versetzte ihm einen brutalen Stoß mit dem Pistolenlauf. Craig sah, dass Moss‘Augen geschlossen waren, und rückte noch ein paar Zentimeter vor.
»Als ich aus dem Knast kam, wusste ich alles über sein Leben, alle möglichen Details, die seine Eltern überzeugen würden. Er wurde ein paar
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