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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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rechten Fuß hinter seinem Körper auf, um dann das Manöver mit dem linken Bein zu wiederholen, mit einer weit ausholenden, übertriebenen Bewegung, das Knie ganz hochgehoben, als ob sie eine absurde Pantomime vollführte.
    Als sie schließlich auf der anderen Seite stand, fühlte sie sich so ausgelaugt, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Sie warf noch einen letzten Blick auf Tobys Körper und verließ dann die Küche, stolperte durch den Flur und in die Toilette. Sie packte das Waschbecken mit beiden Händen, und dann wurde ihr schwarz vor Augen. Vielleicht war sie wirklich kurz ohnmächtig gewesen, denn das Nächste, woran sie sich erinnerte, war, dass sie sich aufrappelte, kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen ließ und dabei in den Spiegel starrte, aus dem ihr die unerbittlichen Augen einer Mörderin entgegenblickten.
    Für einen kurzen Moment standen ihre Eltern hinter ihr, genau so, wie sie in ihrem Traum am Fenster der Pension gestanden hatten, und musterten sie mit stiller Scham.
    »Das bin ich nicht«, flüsterte sie. Doch sie wusste, dass es eine Lüge war.
     
    Seine letzten Worte gingen ihr wieder durch den Kopf.
    Kendrick wird Craig töten.
    Konnte sie ihm glauben? Was könnte Toby dazu veranlasst haben, so etwas zu sagen?
    Sie wusste, dass Kendrick hier im Dorf war. Es war nicht undenkbar, dass Craig auch hier war. Vielleicht …
    Vielleicht war er gekommen, um nach ihr zu suchen. Vielleicht hatte er aufgegeben.
    Sie seufzte. Sie betrachtete ihr Spiegelbild und fasste einen Entschluss: Sie würde die Schmerzen in ihrem Bauch so lange ignorieren, bis sie wusste, dass Craig in Sicherheit war.
    Wenn er nicht aufgegeben hatte, durfte sie es auch nicht.

79
     
    Zehn Minuten, hatte Kendrick gesagt. Und dann würden sie sterben.
    Craig glaubte ihm. Er ertappte sich dabei, wie er die Sekunden zählte, und er wusste, dass er jetzt irgendetwas tun musste, wenn er seine Kinder noch einmal wiedersehen wollte.
    Zwei Minuten vor Ablauf der Frist ging das Licht wieder aus. Und diesmal blieb es aus.
    Kendrick hatte gerade noch einmal versucht, Kontakt mit seinen Leuten aufzunehmen. Die beiden, die er Toby hinterhergeschickt hatte, antworteten nicht. Jetzt, als es im Zimmer plötzlich dunkel wurde, reagierte er, als würden sie angegriffen. Craig sah, wie er eine Pistole zog und wie in Panik mehrere ungezielte Schüsse in Richtung Einfahrt feuerte. Es gab einen lauten Krach, als eines der großen Fenster zersprang.
    Der Bodyguard, Moss, stieß einen alarmierten Schrei aus und sprang auf seinen Boss zu. In der Verwirrung machte Craig einen Satz nach vorne und legte sein ganzes Gewicht in das Tackling, mit dem er Moss zu Fall bringen wollte, während er ihm zugleich die Waffe entwand.
    Beides misslang ihm. Moss war einfach zu stark. Er geriet ins Wanken, stürzte aber nicht. Craig hatte das Gefühl, gegen eine Mauer zu fliegen. Er versuchte das Handgelenk des Mannes zu packen, doch Moss ließ den Ellbogen zurückschnellen und erwischte Craig an der Brust, sodass ihm die Luft wegblieb. Von dem Schlag wurde er nach hinten geworfen, und im Halbdunkel sah er, wie Moss sich umdrehte und mit der Waffe auf ihn anzulegen versuchte.
    Dann flog etwas an seinem Kopf vorbei, und es tat einen dumpfen Schlag. Der kräftige Mann stöhnte und kippte nach hinten, wobei sich aus der Pistole ein Schuss löste. Craig ließ sich auch auf den Boden fallen, in Erwartung eines weiteren Schusses, der aber nicht kam. Stattdessen hörte er Moss gequält nach Luft ringen und halblaut fluchen.
    Dann sagte eine beherrschte Stimme: »Bleiben Sie, wo Sie sind, Craig. Eine Bewegung, und Sie sind tot.«
    Die Stimme kam aus nicht mehr als einem Meter Entfernung. Craig lag in unangenehm verrenkter Haltung am Boden, ein Bein unter einem Stuhl eingeklemmt. Er wäre gar nicht in der Lage gewesen, rasch aufzuspringen, selbst wenn er es gewollt hätte. Sein Aufstand war gescheitert.
    Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wagte er es, den Kopf ein Stück zu bewegen. George war auf den Knien, mit dem Gesicht zu Craig. Kendrick stand hinter ihm und hielt ihm die Pistole an den Kopf. Es war die klassische Hinrichtungspose, doch Georges Augen zeigten keine Spur von Resignation, im Gegenteil – sie flammten vor Entschlossenheit. Wie Craig hatte er nur auf den richtigen Moment gewartet.
    Kendrick sagte: »Moss, alles okay?«
    »Das Arschloch hat irgendwas nach mir geworfen«, stieß Moss hervor. Seine Stimme klang gepresst, als

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