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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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darauf in tiefen Schlaf.
    Broberg setzte sich neben ihn. Sie hatten jetzt die Hälfte der Strecke gemeistert. Von ein paar Pausen abgesehen, mußten sie dafür zwanzig Stunden hart kämpfen. Je schwieriger und gefährlicher der Anstieg wurde, desto schwächer wurden ihre Kräfte und desto dumpf er wurde ihr Verstand. Falls sie die Oberfläche erreichen würden und Danzigs Signal ausmachen könnten, läge immer noch ein mehrstündiger, harter Marsch vor ihnen, bis sie endlich in Sicherheit sein würden.
    Saturn, Sonne und Sterne schienen durch sein Visier. Broberg blickte in Scobies Gesicht und lächelte. Nein, er sah nicht aus wie ein griechischer Gott. Schweiß, Sorge, Bartstoppeln und die vielfältigen Zeichen der Anstrengung lagen in ihm, aber – mit ihrer Schönheit war es auch nicht zum Besten bestellt.
    Prinzessin Ricia wacht neben ihrem Ritter in der Zwergenhütte. Er schläft, und sie zupft eine Harfe, die ihr der Zwerg geliehen hat, bevor er zur Arbeit in seine Mine gegangen war. Sie singt ein Schlaflied und versüßt so die Träume Kendricks. Sie legt die Harfe zur Seite, berührt mit ihren Lippen sanft die seinen und fällt in den gleichmäßigen, tiefen Schlaf.
     
    Scobie wachte nicht mit einemmal auf. „Ricia, Geliebte“, flüstert Kendrick und sucht sie mit seiner tastenden Hand. Er wird sie mit seinen Küssen aufwecken …
    Er raffte sich auf und stand wieder auf seinen Füßen. „Mein Gott!“ Sie lag da, unbeweglich. Er hörte ihren Atem in seinem Kopfhörer, bevor er von seinem eigenen Puls übertönt wurde. Die Sonne stand nun noch höher am Himmel. Er konnte sehen, daß sie sich bewegt hatte. Die Sichel des Saturn war schmaler geworden. Er zwang seinen Blick auf die Uhr an seinem linken Handgelenk.
    „Zehn Stunden“, keuchte er.
    Er kniete nieder und schüttelte seine Begleiterin. „Wach auf, um Himmels willen!“ Ihre Augenwimpern zuckten. Sie war mit einemmal hellwach, als sie den Schrecken auf seinem Gesicht wahrnahm.
    „Oh, nein“, sagte sie. „Bitte, nein.“
    Scobie richtete sich wieder auf und schaltete sein Funkgerät ein. „Mark, kannst du mich empfangen?“
    „Colin!“ antwortete Danzig. „Gott sei Dank! Ich wäre beinahe verrückt vor Sorge geworden.“
    „Noch ist es nicht soweit, mein Freund. Wir haben nur gerade ein zehnstündiges Schläfchen hinter uns.“
    „Was? Wie weit seid ihr denn bis jetzt gekommen?“
    „Auf ungefähr vierzig Meter Höhe. Die Strecke vor uns scheint sehr viel schwieriger zu sein als der Weg bis hierher. Ich fürchte, wir werden es nicht schaffen.“
    „ Sag das nicht, Colin“, flehte Danzig.
    „Es ist meine Schuld“, erklärte Broberg. Sie stand stocksteif, die Fäuste geballt, und die Gesichtszüge waren hart wie die einer Maske. Ihre Stimme klang eisig. „Er war am Ende und brauchte etwas Schlaf. Ich wollte ihn wieder wecken, bin aber darüber selbst eingeschlafen.“
    „Es war nicht deine Schuld, Jean“, sprach Scobie.
    Sie unterbrach ihn. „Doch. Es war meine. Vielleicht kann ich es wiedergutmachen. Nimm meine Treibstoffzelle. Bisher habe ich dir noch nicht helfen können. Du könntest jedoch das Boot erreichen und überleben.“
    Er griff nach ihren Händen und hielt sie fest umschlossen.
    „Wenn du glaubst, daß ich dazu in der Lage wäre …“
    „Wenn du das nicht bist, sind wir beide verloren“, sagte sie standhaft. „Ich möchte mich lieber mit einem reinen Gewissen verabschieden.“
    „Und was ist mit meinem Gewissen?“ rief er. Er beruhigte sich, befeuchtete seine Lippen und sagte: „Außerdem trägst du dafür keine Verantwortung. Der Schlaf hat dich überrascht. Hätte ich vorher darüber nachgedacht, wäre ich zu der Einsicht gelangt, daß dies so kommen mußte. Ich hätte Mark informieren müssen. Die Tatsache, daß du die Gefahr auch nicht erkannt hast, zeigt, wie müde und geistesabwesend auch du gewesen bist. Und … auf dich warten Tom und die Kinder. Nimm meine Zelle.“ Er machte eine Pause. „Und meinen Segen.“
    „Soll Ricia ihren treuen Ritter im Stich lassen?“
    „Wartet, Augenblick. Hört einmal zu“, schaltete sich Danzig dazwischen. „Seht mal, ach, es ist schrecklich, aber – zum Teu fel, entschuldigt, aber ich muß euch noch einmal daran erinnern, daß euer Drama bloß das richtige Handeln beeinträchtigt. Nach euren Beschreibungen kann ich mir nicht vorstellen, wie es ei ner allein schaffen sollte. Gemeinsam gelingt es vielleicht immer noch. Ihr seid jetzt wenigstens ausgeruht. Die

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