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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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den Bach“, sagt Ricia. „Er schlängelt sich unter den Bögen grüner Zweige dahin. Durch sie fällt das Licht und glitzert in seinen Wellen. Ich lasse mich auf meine Knie nieder und trinke. Das Wasser ist kalt, klar und süß. Ich blicke mit meinen Augen auf und sehe die Gestalt einer jungen Frau; sie ist nackt, und ihr langes, wallendes Haar hat die Farbe der Blätter. Es ist eine Waldnymphe. Sie lächelt.“
    „Ja. Auch ich sehe sie“, bemerkt Kendrick. „Ich will mich ihr vorsichtig nähern. Sie darf keine Angst bekommen und fortlaufen. Sie fragt nach unseren Namen und nach unserem Weg. Wir erklären ihr, daß wir uns verlaufen haben. Sie weist uns den Weg zu einem Orakel, das wir um Rat fragen sollen.“
    Sie verlassen den Ort, um es zu finden.
     
    Die beiden brauchten etwas Schlaf, und zwar dringend. „Weck uns in einer Stunde. Kannst du das tun, Mark?“ bat Scobie.
    „Klar“, antwortete Danzig. „Aber wird das genug sein?“
    „Mehr können wir uns nicht leisten – nach den Rückschlägen, die wir bisher gehabt haben. Wir haben weniger als ein Drittel des Weges hinter uns.“
    „Ich habe jetzt über eine längere Zeit nicht mehr mit euch gesprochen“, sagte Danzig langsam. „Ich wollte euch bei eurer harten Arbeit mit meinen Reden nicht auch noch belasten. Trotzdem – glaubt ihr, daß es klug ist, jetzt noch weiter zu phantasieren, so wie ihr es tut?“
    Ein roter Schatten schoß durch Brobergs Wangen. „Hast du zugehört, Mark?“
    „Hmmm, ja, natürlich. Es könnte ja sein, daß ihr mir etwas Dringendes zu sagen habt, deshalb …“
    „Warum? Was könntest du in dem Fall schon unternehmen? Ein Spiel ist eine sehr persönliche Angelegenheit.“
    „Ja, ja. Aber …“
    Ricia und Kendrick lieben sich, wann immer sie es können. Ihr sonstiges Verhalten wies zwar nicht immer darauf hin, aber ihre Worte steckten voller Leidenschaft.
    „Wir behalten dich im Ohr, wenn wir dich brauchen, zum Beispiel als Wecker“, meinte Broberg schnippisch. „Anderenfalls schalten wir dich ab.“
    „Aber – schaut, ich wollte doch nicht …“
    Verlegen verstummte Danzig.
    „Das weiß ich“, seufzte Scobie. „Du bist ein prima Kerl, und vielleicht reagieren wir jetzt etwas überreizt. Trotzdem, hör uns nur zu, wenn wir dich darum bitten.“
     
    Tief in der Grotte sitzt Pythia auf ihrem Thron und schwankt hin und her in der Trance ihres Orakels. Kendrick und Ricia deuten ihre verschlüsselten Worte so, daß sie dem Hirschpfad in westlicher Richtung folgen sollen, bis sie einen einäugigen Graubart treffen, der dann die weitere Führung übernimmt. Aber sie sollen sich in seiner Gegenwart vorsehen, denn er ist sehr leicht in Wut zu bringen. Sie verbeugen sich ehrerbietig und verlassen die Grotte. Auf dem Weg hinaus entrichten sie ihre Geschenke, die sie mitgebracht haben. Da sie außer ein paar Kleidern und seinen Waffen nur wenig zu geben haben, legt die Prinzessin ihr goldenes Haar mit in den Schrein. Der Ritter sagt, daß sie auch kurzgeschoren wunderschön sei.
    „He, schau, wir haben bereits gut zwanzig Meter geschafft“, sagte Scobie mit schwacher Stimme, die die Anstrengungen nicht verbergen konnte. Zu Anfang ist die Reise durch das perlmutterne Land noch eine wahre Wonne.
    Aber bald wurde seine Hoffnung wieder gedämpft. „Dies scheint ebenfalls eine Sackgasse zu sein.“ Der alte Mann in seinem blauen Umhang und weitkrempigen Hut wurde in der Tat schrecklich wütend, als Ricia ihm einen Gefallen versagte und Kendrick ihn mit seinem Speer entwaffnete. Hinterhältig täuschte er Versöhnung vor und zeigte ihnen den Weg, den sie als nächsten einschlagen sollten. Aber an dessen Ende stehen feindliche Trolle. Die Reisenden entfliehen ihnen und laufen den Weg wieder zurück.
     
    „Mein Kopf ist wie vernebelt“, schimpfte Scobie. „Meine lädierten Rippen helfen mir auch nicht gerade weiter. Wenn ich jetzt nicht ein wenig schlafen kann, werden mir noch weitere Fehleinschätzungen unterlaufen, bis wir schließlich keine Zeit mehr haben.“
    „Auf jeden Fall, Colin“, sagte Broberg. „Ich halte solange Wache und wecke dich in einer Stunde.“
    „Was?“ fragte er verwundert. „Mark kann uns doch wecken.“
    Sie verzog ihr Gesicht. „Es gibt keinen Grund, ihn zu belästigen. Ich bin zwar auch müde, würde aber nicht schlafen können.“
    Er hatte nicht mehr den Witz oder die Kraft, mit ihr zu diskutieren. „Na schön“, sagte er. Er breitete die Isoliermatte über das Eis und fiel bald

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