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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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dieser Burg stürmen können“, sagt Kendrick. „Aber sie werden uns belagern, bis wir vor Hunger sterben.“
    „Bisher hast du noch nie deinen Mut sinken lassen, mein Ritter“, entgegnet Ricia und küßt seine Schläfe. „Sollen wir nicht weiter suchen? Diese Mauern sind uralt. Wer weiß, welche vergessenen Zauber in ihnen verborgen liegen? Schwingen aus Phönixfedern? Wir werden lachend durch die Lüfte unserer Heimat entgegenfliegen …“
    „Ich fürchte mich nicht, holde Freundin, aber unser Schicksal ist uns nicht gnädig.“ Kendrick berührt seinen leuchtenden Speer, der gegen die Mauer gelehnt stand. „Ohne dich wird die Welt traurig und grau sein. Doch wir können nur noch unserem Schicksal tapfer begegnen.“
    „Wir sind glücklich, denn wir sind zusammen.“ Ricia lächelt verführerisch. „Ich habe in einem Raum ein Bett stehen sehen. Wir sollten dorthin eilen.“
    Kendrick legt seine Stirn in Falten. „Wir sollten lieber unseren Geist und unsere Seele in Ordnung bringen.“
    Sie stößt ihn auffordernd in die Seite. „Später, ja. Außerdem, wer weiß, vielleicht ist die Bettdecke eine Tarnkappe. Mit ihr werden wir unerkannt unseren Feinden entfliehen können.“
    „Du träumst.“
    In ihren Augen flackert Angst auf. „Was wäre, wenn ich träumte?“ Ihre Stimme bebt. „Mein Traum kann uns befreien, wenn du nur hilfst.“
    Scobie schlug seine Faust ins Eis. „Nein!“ rief er zornig. „Wenn ich sterbe, so möchte ich in der Welt sterben, die wirklich existiert.“
    Ricia zieht sich von ihm zurück. Er bemerkt, wie der Schrecken in ihr aufkommt. „Du, du Rasender, Geliebter“, stammelt sie.
    Er drehte sich herum und faßte sie an den Armen. „Denkst du denn gar nicht an Tom und deine Jungen?“
    „An wen …?“
    Kendrick senkt seinen Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich habe es auch vergessen.“
    Sie lehnt sich an ihn, dort in luftiger Höhe. Über ihnen zieht ein Falke seine Kreise. „Dies ist bestimmt der Wohnsitz eines bösen Zaubers. Oh, mein Herz, mein Leben. Wir müssen ihm entrinnen! Hilf mir den Weg zu finden, der uns errettet.“ Doch ihr Flehen scheint ihr selbst vergebens; aus ihren Worten spricht die Angst vordem Ungewissen.
    Kendrick richtet sich auf. Er legt seine Hand auf Wielands Speer, und es ist, als ob von diesem Kraft in ihn strömt. „Das ist wahr, ein böser Zauber“, sagt er. Seine Stimme ist stark. „Weder möchte ich in seiner Dunkelheit gefangen bleiben noch erdulden, daß er dich mit Blind- und Taubheit schlägt, meine Herrin.“ Er reißt ihren Blick an sich und gibt ihn nicht wieder frei. „Es gibt nur einen einzigen Weg in die Freiheit. Er führt durch die Pforten des Todes.“
    Sie erschaudert und bringt kein Wort hervor.
    „Ricia, uns bleibt nur dies eine – wir müssen sterben. Laß uns wie unser eigenes Volk dahinfahren.“
    „Ich … nein … ich will nicht … ich will …“
    „Hier siehst du den Weg unserer Befreiung. Er ist scharf, ich bin stark; du wirst keinen Schmerz spüren.“
    Sie entblößt ihren Busen. „Dann mach es schnell, Kendrick, bevor mich der Mut verläßt!“
    Er stößt seine Waffe in das Ziel. „Ich liebe dich“, sagt er. Sie sinkt vor seine Füße. „Ich folge dir, edle Freundin“, sagt er. Er zieht den Stahl zurück, stemmt den Schaft gegen einen Stein und stürzt sich vornüber. Er fällt an ihre Seite. „Nun sind wir frei.“
     
    „Das war … ein Alptraum.“ Broberg war mit einemmal hellwach.
    In Scobies Stimme steckte noch die Erregung von vorhin. „Ich glaube, es war nötig, für uns beide.“ Er starrte geradeaus und ließ sich vom Licht des Saturns blenden. „Sonst wären wir wahrscheinlich … geistesabwesend geblieben oder zumindest wirklichkeitsfremd.“
    „Das wäre leichter gewesen“, murmelte sie. „Wir hätten nicht bemerkt, daß wir tatsächlich sterben müssen.“
    „Würdest du das vorziehen?“
    Ein Zittern ging durch Broberg. Ihr bisher entspanntes Gesicht nahm nun seine von Angst gezeichneten Züge an. „Oh, nein“, sagte sie leise, aber bestimmt. „Nein. Du hast recht. Danke, daß du mir wieder Mut gibst.“
    „Daran hat es dir nie gefehlt, Jean. Du hast nur mehr Phantasie als ich.“ Scobie wehrte mit einer Geste der Hand ab. „Gut, wir sollten jetzt den armen Mark benachrichtigen. Aber zuerst …“ Seine Worte verloren den anfänglichen Schwung. „Zuerst …“
    Sie ergriff mit ihrem Handschuh den seinen. „Was ist, Colin?“
    „Wir sollten jetzt entscheiden, was mit der

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