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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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benötigt, dauert ein einzelner Test auch kaum eine Mikrosekunde. Faust kann ein chemisches Forschungsprogramm, das in einem konventionellen Labor Jahrzehnte beanspruchen würde, in wenigen Minuten durchführen.“
    „Enthält er sonst noch etwas, Mr. Kull?“
    „Faust hat einen kleinen Schmelzofen plus einen Vorrat von tausenderlei Metallen und Legierungen. Er hat ein permutatives elektronisches Kopplungssystem, das eine fast unendliche Viel zahl von Stromkreisen schaffen kann. Er produziert sein eige nes Papier aus der Luft, selbstverständlich auf Kohlendioxidbasis. Und er hat neben verschiedenen anderen Hilfsmitteln einen kleinen Kernreaktor.“
    „Und Sie behaupten immer noch, Mr. Kull, diese ganzen Arbeiten, die Experimente, die Ideen zu allen Erfindungen, stammen von einem Mann im Irrenhaus?“
    „Ja, Sir, da Mr. Morissey Faust gebaut hat.“
    Das führte zu nichts. Er mußte etwas anderes versuchen. „Mr. Kull, Sie hörten Mr. Flagmans Aussage, nach der Faust im letzten Jahr etwa zwanzigtausend Patente in den Vereinigten Staaten beantragte. Erinnern Sie sich?“
    „Ja, es waren etwa zwanzigtausend.“
    „Aber wir haben keine Zahlen für dieses Jahr. Sagen wir mal, für die ersten sechs Monate. Können Sie uns die nennen?“
    Kull zögerte. Quentin Thomas bemerkte, daß der große Mann plötzlich unbehaglich dreinblickte. Aha, dachte er. Hier liegt meine Chance! Endlich!
    „Er beantragte etwa fünftausend.“
    Aber das, dachte Thomas, war nur die Quote für ein Vierteljahr. Februar, März, April. Sein Herz machte einen Sprung. Das war’s! „Wann hörte Faust auf zu erfinden?“ fragte er ganz leise.
    Kull wand sich im Zeugenstand und warf Ordway einen flehenden, um Beistand heischenden Blick zu. Aber Ordway schien völlig in seine Unterlagen vertieft zu sein.
    „Ich erinnere mich nicht mehr genau“, sagte Kull schließlich.
    „Vielleicht nicht genau. Aber Faust hat im Juni keine Patente beantragt, richtig?“
    „Ja, ich glaube schon.“
    „Und auch im Mai nicht. Und im April, wenn überhaupt, nur ganz wenige?“
    „Das ist korrekt.“
    „Warum nicht, Mr. Kull? Haben Sie ihn abgeschaltet?“
    „Nein, Mr. Thomas, wir haben ihn nicht abgeschaltet.“
    „Erklärte Faust seine Inaktivität Ihnen gegenüber?“
    „In gewisser Weise.“
    „Was genau sagte er?“
    „Das ergibt keinen Sinn.“
    „Lassen Sie das die Geschworenen entscheiden. Was sagte er?“
    „Faust behauptet, mit dem Erfinden im Feld der industriellen Technologie fertig zu sein. Er sagte, er wolle sich anderen Dingen zuwenden.“
    „Welchen anderen Dingen?“
    „Fünf Dingen“, sagte Kull ausweichend.
    „Bitte, zählen Sie sie auf, Mr. Kull.“
    „Nun, zuerst der Heilung verschiedener Krankheiten. Dann möchte er die Größe verschiedener Objekte verändern. Drittens will er sich um den Transport von Dingen kümmern. Viertes Unterfangen ist Projektion der Zukunft in die Gegenwart. Als fünftes möchte er die telekinetische Kontrolle über bestimmte chemische Vorgänge erringen.“
    Quentin Thomas mußte eine Pause einlegen, um das zu verarbeiten. Sprach Kull im Ernst? Der Präsident und Technische Direktor von UP schien todernst zu sein, und irgendwie war es ihm offenbar unangenehm, diese Dinge über seinen Erfindercomputer in aller Öffentlichkeit vor Gericht preisgeben zu müssen. „Hat Faust irgendeines dieser neuen Projekte demonstriert?“
    „Nein, natürlich nicht. Ich sagte Ihnen doch, das alles ergibt keinen Sinn.“
    „Ich habe keine Fragen mehr“, beendete Thomas das Verhör.
    „Mr. Ordway?“ fragte Speyer.
    „Nein, Euer Ehren.“
    „Dann können Sie gehen, Mr. Kull“, fuhr Speyer fort. „Und damit können wir uns auch, glaube ich, für das Wochenende zurückziehen.“
    „Euer Ehren“, sagte Thomas.
    „Ja?“ antwortete Speyer ungeduldig.
    „Nur noch eines, Euer Ehren. Die Verteidigung würde gerne Mr. Robert Morissey verhören, wenn er aufzufinden ist. Wir gehen davon aus, daß Mr. Kull als sein Rechtsnachfolger weiß, wo er sich befindet. Da Mr. Kull sich augenblicklich gerade im Gerichtssaal aufhält, möchte ich das Hohe Gericht bitten, ihn aufzufordern, Mr. Morissey herbeizuschaffen.“
    Ordway runzelte die Stirn. „Euer Ehren, wie mir bekannt ist, ist Mr. Morissey nicht nur geistig defekt, sondern auch schwer an einem Herzleiden erkrankt. Es könnte fatale Folgen haben, ihn zu transportieren. Ist es nicht so, Mr. Kull?“
    Kull blickte etwas überrascht drein, erholte sich aber rasch wieder.

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