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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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hätten vielleicht Anzeichen von Zivilisation sehen können, wenn es nicht so gottverdammt bewölkt gewesen wäre.“
    „Und diejenigen, die uns abgeschossen haben, hätten uns auch besser gesehen. Sei froh über dieses Wetter. Es hat uns wahrscheinlich das Leben gerettet … für eine Weile zumindest.“
    „Wo ist der Waffenschrank?“
    „Durch die Tür hinter dir und dann der zweite rechts.“ Sie wies mir mit den Augen den Weg.
    Ich erhob mich aus meiner gebückten Haltung und erstarrte dann mitten in der Bewegung. Ich war bereits durch die Tür hinter mir getreten. Dahinter war nur Wald. Ich setzte mich wieder, indem ich mich schwer auf das Deck plumpsen ließ.
    „Die Waffen waren im hinteren Teil des Schiffs?“
    „Ich fürchte, ja.“
    Ich wiederholte das kurze, scharfe englische Wort, welches Dal vorher benutzt hatte. Irgendwie fühlte ich mich danach besser.
    Wir verbrachten den Rest der vom Tageslicht erhellten Stunden damit, unsere geringen Vorräte zu überprüfen. Das Ergebnis war entmutigend. Wir hatten keine Nahrung, kein Wasser, keine Waffen. Bei Dunkelheit zeigte sogar unsere Beleuchtung die Anspannung. Wir schalteten das Licht ab, um die Batterien zu schonen. Ich griff mir ein Nachtglas für den Fall, daß wir in der Nacht Besuch erhielten, während Haret in meinen Armen einschlief.
    Die nächsten drei Tage verbrachten wir damit, uns etwa einen halben Kilometer vom Wrack entfernt einzurichten. Wir zimmerten eine rohe, schiefe Hütte, und ich fing zum Essen einige Kaninchen. Haret hütete Dal und das kleine Lagerfeuer.
    Am Ende des dritten Tages hatten wir darin schon eine gewisse Routine bekommen.
    „Ich denke über diese Kaninchen nach“, meinte ich, als ich einem dieser fetten Tiere, die ich vorher hatte fangen können, die Haut abzog.
    „Was ist mit den Kaninchen?“ fragte Haret, die einen weiteren kleinen Kaninchenrumpf wie einen Zuckerhut über dem Feuer röstete.
    „Wieso Kaninchen? Wieso nicht kleine, behaarte Dinosaurier oder laufende Quallen oder Vögel mit Zähnen?“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Die verschiedenen Universen der Parazeit waren seit dem Urknall voneinander getrennt, richtig? Warum ähneln sich dann die Flora und Fauna? Sie sollten sich als unabhängige Zeitlinien entwickelt haben, ohne irgendein gemeinsames Erbe. Warum sollten uns die anderen Zeitlinien so genau kopieren – nur weil meine Linie Menschen mit zwei Armen, zwei Beinen und einem Kopf hervorgebracht hat?“
    Sie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: „Niemand weiß das sicher.“
    „Hm?“
    „Ja, natürlich gibt es Theorien. Die meisten Leute nehmen an, daß es eine natürliche, wechselseitige Befruchtung zwischen den Universen gibt. Daß unter selten entstehenden Bedingungen die Zeitbarrieren zusammenbrechen und dann Tiere oder Menschen gelegentlich vom einen Universum ins andere überwechseln. Niemand hat bisher einen derartigen Vorgang erklärt, aber so lautet die Theorie.“
    Ich dachte darüber nach. Es schien einen gewissen Sinn abzugeben. Verschwanden nicht stets auf geheimnisvolle Weise Menschen? Warum nicht durch Mutter Naturs eigene Version eines zeitdurchquerenden Shuttles? Es war sicherlich glaubhafter als eine Million Fälle von paralleler Evolution.
    Ich wurde von einem heftigen Atemzug Harets aus meiner Träumerei gerissen. Ihr Gesicht war plötzlich weiß vor Angst.
    „Was ist los?“
    Sie brauchte einen Moment, um ihre Stimme wiederzufinden. Sie antwortete mit einem heiseren Flüstern: „Hinter uns schleichen sich vier Männer an. Ich glaube, sie haben noch nicht bemerkt, daß ich sie entdeckt habe.“
    Meine Gedanken rasten für einige Sekunden und suchten einen Ausweg, während meine Augen umherschweiften. Ich überdachte ein Dutzend gewagter Fluchtversuche in genauso vielen Sekunden und verwarf jeden genauso schnell. Das scharfe Knacken eines Zweiges, der unter einem Fuß zerbrach, hallte über die Lichtung, und ich tat das Intelligenteste, was mir einfiel.
    Ich stand langsam auf, wobei ich meine Hände gut sichtbar vom Körper abspreizte, drehte mich um und … lächelte.

 
12
 
    Es waren hochaufgeschossene, zwei Meter große, rotbärtige Konquistadoren.
    Das war zumindest mein erster Eindruck. Er währte nicht lange. Beim zweiten Blick erkannte ich, daß ihre Rüstung nicht der Spaniens im 16. Jahrhundert ähnelte. Nur die spitzen Helme waren ähnlich. Ansonsten trugen sie Lederrüstungen, die denen der Römer ähnlich sahen, und grüngefärbte, kniehohe

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