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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Wildblumen betraten. Bis dahin war der Bach zu einem beachtlich großen Fluß angewachsen. Ich sank dankbar in die Knie, als der Anführer einen kurzen Halt befahl. Ich sah mich um.
    In der Ferne thronte auf der Spitze eines weit entfernten Hügels, mit im blauen Dunst verschwimmenden Umrissen, ein Schloß wie aus einem alten Hollywood-Schinken.
    Der Anführer drehte sich im Sattel und folgte meinem Blick.
    „Fyalsorn“, erklärte er, darauf deutend.
    „Klar, Boß – Fyalsorn“, antwortete ich nickend.
    Das war offenbar unser Ziel. Es sah aus, als ob wir es fast erreicht hätten.

 
13
 
    Es dauerte noch einmal sechs Wanderstunden, bis wir die Stadt erreichten, die das auf dem Hügel erbaute Schloß säumte. Es war eine ummauerte Stadt mit den typischen engen und sich windenden Gassen, in denen die Häuser auch den kleinsten Sonnenstrahl, der durch die Wolken drang, zu erdrücken drohten.
    Wir wanderten durch die sich verdichtende Finsternis überfüllte Straßen mit all den Gerüchen eines orientalischen Basars entlang. Meine Nase sagte mir schnell, daß die hier Ansässigen Fleisch aßen, Gewürze von Minze bis Nelken kannten und eine besonders herzhafte Form des Tabaks anbauten. Alle diese stimulierenden Gerüche wurden jedoch überdeckt von dem Duft, der dem schmutzigen, schmalen Bächlein entströmte, das in der Mitte jeder Straße hinabfloß.
    „Was meinst du zu dem Lokalkolorit?“ fragte ich Haret, die neben mir vorwärts stolperte. Ich konnte ihrem Gesichtsausdruck entnehmen, daß sie sich an den ungegerbten Lederstreifen genauso wundscheuerte wie ich.
    Sie lächelte grimmig. „Ich glaube, ich verstehe die Anspielung“, meinte sie und rümpfte die Nase. „Es ist nicht das ‘Kolorit’, was mich stört.“
    Wir erreichten das Schloßtor, als es stockdunkel war. Als wir die Spitze des die Stadt überblickenden Abhangs erreichten, schnappte ich von der Anstrengung nach Luft. Dennoch blickte ich mich mit weit offenen Augen verwundert um. Schlösser sind in der Welt, aus der ich komme, aus der Mode.
    Fyalsorn – wenn das der Name der Burg und nicht der Stadt war – war anscheinend eine funktionierende Festung und nicht eines dieser Märchenschlösser, wie sie die bayrischen Könige und andere bevorzugt hatten. Es war komplett mit Geschützwällen, Türmchen und Türmen aus Sandsteinblöcken errichtet worden. Wir überquerten eine Zugbrücke, die eine von Menschen ausgehobene Kluft überspannte, und betraten den Hof direkt hinter dem Tor. Dort erlebte ich meine erste Überraschung.
    Ich hatte unsere „Gastgeber“ unbewußt auf dem Niveau eines Europas im 16. oder 17. Jahrhundert angesiedelt. Aber auf einer Seite des Hofes stand eine mit Kohle gefeuerte Dampfmaschine, die schwarzen Rauch aus ihrem hohen Sandstein-Schornstein schnaufte und schnaubte. Das war aber nur die kleinere Überraschung. Die Krieger des 14. Jahrhunderts hätten eine Dampfmaschine bauen können, wenn sie gewußt hätten, wie. Die Technik, einen Mann in eine bewegliche Rüstung aus Eisenplatten zu zwängen, die leicht genug war, daß er auf einem Pferd sitzen konnte, war in jeder Hinsicht so entwickelt wie die, einen Dampfkessel herzustellen.
    Aber unsere Fänger waren weit über eine primitive Nutzung des Dampfes hinausgekommen. An die Maschine war ein dürftiger elektrischer Generator angeschlossen. Es gab keinen Zweifel über die Natur des großen Schwungrades, denn das Innere des Hofes wurde vom grellen Licht der Kohlefadenlampen erhellt, die hoch oben an der umlaufenden Mauer befestigt waren.
    „Eine ziemlich entwickelte Zeitlinie“, meinte Haret, sich umblickend. „Wir sollten mit ihnen verhandeln können.“
    Ich nickte. „Wenn sie uns nicht gleich an die Dalgiri verkaufen.“
    Die vier Reiter stiegen ab und ließen die Pferde von Burgwachen wegführen. Andere Wachen schnallten die Sänfte vom vierten Tier und brachten sie ebenfalls weg. Wir wurden über eine Treppenflucht hinauf in einen großen Saal geführt, der von weiteren Kohlefadenlampen erleuchtet wurde.
    Auf ein bellendes Kommando unseres Anführers hin stoppten wir in der Mitte des großen Saals, und zwei Burgwachen durchschnitten unsere Riemen. Innerhalb von Sekunden jagte Feuer durch meine Hände, als das Blut wieder zu fließen begann.
    Als das schlimmste Brennen vorüber war und sich in feine Nadelstiche verwandelt hatte, wurden wir durch eine Türöffnung und eine lange Wendeltreppe hinaufgeführt. Oben war eine verschlossene Tür. Eine der Wachen

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