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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Lederstiefel. Jeder hatte ein langes Schwert über den Rücken geschwungen, das von einem Koppel, welches schräg von rechts nach links über die Brust gespannt war, gesichert wurde. In dem Koppel trugen zwei von ihnen derb gearbeitete Dolche, fast Schlachtermesser mit einem als Schlagring ausgeführten Griff.
    Was mich am stärksten interessierte, waren aber die Musketen, die sie in den Händen hielten. Ich starrte in vier klaffende schwarze Mündungen. Die Kolben, die ich in dieser Perspektive nicht so genau erkennen konnte, sahen mehr nach einem fernöstlichen als nach westlichem Stil aus. Der Zündmechanismus war eine Kreuzung aus Revolver- und Flintsteinschloß.
    Ich lächelte und hob die Arme, die Handflächen ihnen zugewandt.
    Ich sagte „Freund“ und kam mir töricht dabei vor.
    Einer der Männer, dessen Lederkleidung etwas stärker verziert war, als die der anderen, öffnete den Mund und sprach einen kurzen Satz. Es war ein Kauderwelsch, das mich ein bißchen an das Bellen eines Hundes erinnerte. Was immer diese Worte bedeuteten, sie enthielten die Schärfe eines Befehls.
    „Was meinst du?“ fragte Haret über meine Schulter.
    Der Befehl wurde wiederholt, diesmal von einer harschen Geste des Musketenlaufs begleitet.
    „Er will, daß wir von Dal weggehen, denke ich“, meinte Haret.
    So hatte ich es auch verstanden. ‚Verlaßt sofort den Schauplatz, oder ihr kriegt was über den Kopf schien etwa der Kern der Unterhaltung zu lauten. Wir gingen einige Schritte zurück.
    Ein anderer scharfer Befehl drang durch die kalte Luft, und der vierte Mann lockerte seine Waffe und überquerte die Lichtung, bis er über Dal stand. Zwei Tage lang hatten wir eine Brühe aus Kaninchenfleisch in Dal hineingeschüttet, und er hatte sie instinktiv hinuntergeschluckt, aber in anderer Hinsicht zeigte er keine Anzeichen eines Erwachens. Der Einheimische beugte sich nieder und fuhr mit seinen Fingern fachmännisch durch Dals Haar. Offensichtlich wußte er, was er tat, und fand schnell die Beule im Schädel des Zeitwächters.
    Dann folgte eine schnelle Konferenz mit bellenden Lauten, die plötzlich mit mehreren Befehlen endete. Noch bevor ich wußte, was geschah, packten rauhe Hände meine Arme und drehten sie mir auf den Rücken, bis die Handgelenke über Kreuz lagen. Ich stand stocksteif, als ein ungegerbter Lederriemen darum gewunden wurde. Als ich sicher verschnürt war, gingen meine beiden Fänger dorthin, wo Haret lag, und wiederholten die Prozedur.
    Als wir beide gesichert waren, wandten sie ihre Aufmerksamkeit wieder Dal zu. Ich hatte den Eindruck, daß die beiden jüngeren – Teenager mit Flaumbärten und gut entwickelter Akne – vorhatten, Dal zu töten, um sich die Mühsal seines Transports zu ersparen. Der dritte Befehlsempfänger, der den Arzt spielte, wirkte unentschieden. Der Anführer war jedoch offensichtlich nicht geneigt, auch nur einen Gefangenen zu verlieren, und nach einigen Minuten des Streits schnitten seine drei Begleiter im Walde Zweige für eine Tragbahre, während er sich auf den Lauf seines Gewehrs stützte und uns wachsam beobachtete.
    Innerhalb einer halben Stunde konnte unsere ganze Gesellschaft aufbrechen und durch den dichten Wald in Richtung des schmalen Baches, den Haret und ich am ersten Tag entdeckt hatten, marschieren. Der Anführer ging am Kopf der Marschsäule, gefolgt von uns und gefolgt von dem scharfäugigen Arzt als Bewachung. Die beiden Jugendlichen bildeten murrend die Nachhut. Ihnen war die Aufgabe zugefallen, die Trage zu transportieren.
    Am Bach stießen wir auf vier an eine zwischen zwei Bäumen gespannte Halteleine gebundene, zottige Pferde. Es gab wieder Diskussionen über den Bau einer Pferdesänfte und eine kurze Ruhepause, in der die Sänfte konstruiert wurde. Dann waren wir plötzlich wieder auf den Beinen. Diesmal ritten der Anführer und der Doktor jedoch, während Haret und ich hinterherstolperten. Die anderen beiden folgten mit der Sänfte im Schlepptau.
    Wir wanderten den ganzen Tag lang, immer abwärts, und hielten erst an, als es zu dunkel war, um die Flußkiesel und abgebrochenen Zweige unter den Füßen zu sehen.
    Haret und ich verbrachten dicht aneinander gedrängt eine ungemütliche Nacht, zusammengeschnürt wie ein Paar preisgekrönter Schweine. Dann dämmerte es, und es gab ein kleines Frühstück aus ledrig trockenem Fleisch, und es ging weiter.
    Es war noch nicht Mittag, als wir den Wald verließen und eine weite Lichtung mit kniehohem Unterholz und

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