Analog 06
Landefeld.
Die vorhandenen Waffen konnten leicht den Panzer einer Rosanerlarve durchdringen, von empfindlichen Menschenleibern ganz zu schweigen, doch zum Glück waren die Wachen beschäftigt. Sorrel hatte keine Gelegenheit, sich anzusehen, wovon sie abgelenkt wurden – seine Schutzbrille versperrte ihm den Blick zur Seite –, doch offensichtlich schlugen sich die UL-Techniker großartig. Nur ein Wächter sah die drei Menschen kommen. Der rosanische Führer sprang ihn an und warf ihn zu Boden. Beim Sprung war ihm jedoch die Spitze des Larvenspießes in die Brust gedrungen, und er wand sich in Krämpfen auf dem Boden. Wandra schrie. Sorrel stieß sie auf die Einstiegsschleuse zu. Ein zweiter Schallzertrümmerer heulte auf, und die Menschen hasteten durch die Luke, die sich hinter ihnen schloß.
Alle drei zitterten und keuchten. „Wir müssen starten“, stieß Cal hervor und wandte sich in Richtung Pilotenkabine.
„Nein“, sagte Sorrel. „Laß es! Sie haben nichts, womit sie unseren Asteroidenschirm durchdringen könnten. Sie würden die Arbeit von Generationen benötigen, wenn sie einen der schweren Tunnelstrahlbohrer von der untersten Ebene heraufschaffen wollten. Außerdem würden wir es früh genug bemerken.“ Sorrel keuchte noch immer. Er hatte das Gefühl, daß er zuviel redete.
„Daisy“, wies er den Computer an, „zeig uns den Höhlenhaupteingang!“
„Jawohl, Sir.“
Cal und Wandra folgten Sorrel in die Ruhekabine. Jeder ließ sich auf seine Lieblingsliege fallen, dann betrachteten sie das Bild des Einganges auf dem Schirm. Mehrere Rosaner lagen in grünen Lachen von geronnenem Blut – die vier, die ihnen bei der Flucht geholfen hatten, waren auch darunter.
„Verflucht!“ murmelte Cal.
Jetzt war ein Zug ernst blickender Rosaner zu sehen, dessen Mitglieder alle die Medaillons der Supremi-Oberen trugen. Sie gossen ätzende Säure über das Hirnblut der Verräter, der Menschenfreunde.
Voller Schrecken ballte Wandra die Fäuste. „Ihr Schweinehunde!“ schrie sie zu dem teilnahmslosen Bildschirm hinauf.
„Bildschirm aus, Daisy!“ befahl Sorrel.
„Ich werde sie töten!“ stieß Cal hervor, und er eilte mit neuer Kraft zum Waffenschrank hinüber.
Sorrel sprang auf und vertrat ihm den Weg. „Du wirst doch nur selbst getötet.“
„Geh mir aus dem Weg!“ brüllte Cal und stieß Sorrel vor die Brust.
„Laß es sein, du Idiot!“ schrie Sorrel verzweifelt, dann schlug er zu. Zweimal traf er Cal in der Magengrube, einmal am Auge.
Überrascht ging Cal zu Boden. Als er wieder auf den Beinen war, hatte Sorrel schon eine Hypnopistole aus dem Medikamentenkoffer gezogen. Cal versuchte eine Finte, doch Sorrel erwischte ihn mit der Hypno. „Weichling“, stammelte Cal, während seine Pupillen sich bereits nach oben kehrten. Sorrel fing ihn auf. „Ich werde diese Verbrecher umlegen, warte nur, bis ich wieder wach bin!“
Aber als Cal wieder erwachte, waren die Verbrecher, ihre Gefolgsleute und die gefangenen Freunde bereits gestorben.
Zwei Tage später hielt Sorrel einen Kriegsrat ab. Sie saßen in der Ruhekabine und gingen die Möglichkeiten durch. „Laß uns ein Schlachtschiff rufen“, war Cals erster, nicht ganz ernstgemeinter Vorschlag.
Sorrel fröstelte. „Toll! Unter Zwang arbeiten die Rosaner sicher ganz hervorragend. Bei den Menschen ist es ja ähnlich.“
Wandra kaute auf den Nägeln. „Besteht denn keine Möglichkeit, Verbindung mit den neuen Führern aufzunehmen?“
Sorrel zuckte die Achseln. „Sie wissen, wie sie uns erreichen können. Die Sprechverbindungen sind in einem ausgezeichneten Zustand. Ich fürchte nur, daß sie kein Interesse daran haben. Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, daß sie uns vergessen haben.“
„Was? Sie haben ihre Götter vergessen?“ höhnte Cal.
Daisy gab ein Alarmsignal. „Wir haben Besuch.“
Sorrel blickte auf. „Sind sie bewaffnet?“
„Nein.“
„Dann wollen wir sie uns mal ansehen.“ Der Bildschirm flackerte auf und zeigte eine kleine Gruppe von Rosanern. Die beiden Anführer – sie hielten sich so, daß ihre Rücken ständig dem Höhleneingang zugekehrt waren – trugen stolz die Medaillons der UL-Techniker. „Gib uns eine Sprechverbindung nach draußen, Daisy“, sagte Sorrel, wobei er sich erhob. „Hallo!“ Er winkte den Rosanern zu. „Es freut mich, daß endlich wieder jemand bei uns vorbeischaut.“
Ein Teil der Besucher wandte den Blick ab. Sie murmelten und legten die Hände auf die Schultern.
Weitere Kostenlose Bücher