Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
einer Gerichtsverhandlung. Ich möchte fortfahren. Es besteht absolut kein Grund für diese Verzögerung. Die Gerechtigkeit hinausschieben, heißt die Gerechtigkeit verleugnen. Einspruch.“
    Speyer lächelte. „Der Antrag wird abgelehnt.“
    Thomas fühlte, wie ihm das Blut aus den Wangen wich. Er atmete tief ein.
    Speyer betrachtete ihn durchdringend. „Haben Sie noch etwas hinzuzufügen, Mr. Thomas?“
    „Nein, Euer Ehren.“
    „Ist damit also der von Ihnen übernommene Fall abgeschlossen?“
    „Nein, Euer Ehren, ich habe noch einen Zeugen.“
    „Rufen Sie ihn in den Zeugenstand, Mr. Thomas.“
    „Ich rufe James Cleveland.“ Er nickte dem Professor im Publikum zu. Cleveland trat vor, nannte seinen Namen im Zeugenstand und wurde vereidigt.
    „Bitte nennen Sie uns Ihren derzeitigen Beruf, Dr. Cleveland“, bat Thomas.
    „Ich bin Professor für Entomologie an der Universität von Missouri.“
    „Haben Sie ein Spezialgebiet?“
    „Ich bin Arachnologe, ich studiere Spinnen.“
    Speyer sah mit plötzlichem Interesse von seinem Farbenkasten auf.
    „Was für Studien betreiben Sie hinsichtlich der Spinnen?“ fragte Thomas weiter.
    „Die übliche Liste. Morphologie, Klassifizierung, Nahrung, Paarungsgewohnheiten, Vermehrung, Eiablage. Netze, wenn welche gebaut werden. Netzanalyse.“
    „Sagt Ihnen der Name ‚Atropos’ etwas?“
    „Das ist eine neue Spezies – eine Mutation von Klotho.“
    „Hatten Sie im Rahmen Ihrer Studien Gelegenheit, das Netzgewebe von Atropos näher zu untersuchen?“
    „Ja.“
    „Was für Tests haben Sie vorgenommen?“
    „Ich habe das Netz chemisch untersucht.“
    „Mit welchem Ergebnis?“
    „Das Netzgewebe besteht aus langen Ketten mit Aminosäurebausteinen, die über Wasserstoffbrücken miteinander verbunden sind. Bei den Aminosäuren handelt es sich um Glyzin, Alanin, Valin, Leuzin, Isoleuzin, Glutaminsäure, Tyrosin, Lysin und Arginin.“
    „Haben Sie ähnliche Analysen auch mit Fiber K angestellt, dem Gewebe, das von Welles Engineering hergestellt wird?“
    „Jawohl.“
    „Und was haben Sie herausgefunden?“
    „Die Substanzen sind identisch.“
    „Haben Sie die beiden Gewebe mit einem Röntgendiffraktometer untersucht?“
    „Auch das.“
    „Wie funktioniert das?“
    „Ein Röntgenstrahl wird in einem Winkel auf die Probe gerichtet, den man mit Theta bezeichnet. Wenn Theta verändert wird, wird der Strahl von den Molekülschichten reflektiert, über die er dahingleitet. Sind diese in einer regelmäßigen Form, so wird der Strahl gekrümmt und verursacht einen Ausschlag auf den Aufzeichnungsinstrumenten. Auf diese Weise läßt sich die innere Struktur einer Probe feststellen.“
    „Haben Sie die Struktur von Fiber K, dem Gewebe von Welles Engineering, ebenfalls untersucht?“
    „Ja.“
    „Können Sie sie beschreiben?“
    „Fiber K besteht aus langen, parallelen Ketten. Das Röntgenspektrogramm, erstellt mit den eben geschilderten Methoden, beweist, daß Fiber K aus Aminosäureketten besteht, die in der Länge durch Paptidbindungen gekoppelt sind und seitlich über Wasserstoffbrücken. Jede Kette bildet so ein Zickzackmuster.“
    „Haben Sie ein ähnliches Spektrogramm auch mit der Spinnenseide von Atropos angefertigt?“
    „Das habe ich.“
    „Mit welchem Ergebnis?“
    „Es war identisch mit der Substanz von Welles.“
    „Haben Sie auch Tests elektrischer Natur vorgenommen?“
    „Ja. Beide Fasern leiten den elektrischen Strom. Die Leitfähigkeit liegt bei beiden zwischen der von Kupfer und Aluminium.“
    „Kennen Sie eine Methode, die Spinnenseide von dem von Welles hergestellten Produkt zu unterscheiden?“
    Ordway sprang auf. „Einspruch! Euer Ehren, das läuft auf eine offensichtliche Schlußfolgerung hinaus. Die Verteidigung macht sich die Unwissenheit dieses Mannes zunutze, um die Gleichheit der beiden Substanzen zu verifizieren.“
    „Stattgegeben“, sagte Speyer.
    „Weiterhin“, sagte Ordway, „verletzt die ganze Diskussion über die Ähnlichkeit des Spinnennetzes und Fiber K das Gesetz des besten Beweises. Der beste Beweis für den Charakter des Gewebes ist das Gewebe selbst. Aber die Verteidigung legte es bisher nicht vor. Ich muß daher, zumindest aus rechtlicher Sicht, davon ausgehen, daß das Netz der Atropos überhaupt nicht existiert. Ich beantrage eine Streichung sämtlicher Aussagen des Zeugen zum Netz der Atropos und bitte darum, die Geschworenen zu instruieren, die ganze Aussage zu ignorieren.“
    „Dr. Cleveland“, sagte

Weitere Kostenlose Bücher