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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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jedesmal mehr weh. Auch in diesem Drama war ich dazu verurteilt, Guildenstern zu sein, ein Guildenstern für die alten Damen und ein Guildenstern für die Lichtschleier. Es war die Hölle.
    Ich rasierte mich und ging langsam zum Theater hinüber. Wir spielten vor einem vollen Haus. Die Fremden kamen; Sir Francis schien sehr besorgt darüber, daß er so leicht an die Wand gespielt worden war. Ich ging an den umgestürzten Autos und den riesigen Parkuhren, die aus dem Nichts erschienen waren, vorbei nach Hause.
    Als ich kurz vor Mitternacht am Einschlafen war, kam mir ein Gedanke: Wir sollten doch jeden Morgen zwei Stunden frei haben, oder? Ich hatte nun schon seit Monaten diese beiden Stunden verschlafen.
    Ich beschloß, mich um sechs Uhr zum Aufwachen zu zwingen.
     
    Um 6.30 Uhr riß ich mich hoch, zog unauffällige Jeans und ein T-Shirt an und ging hinunter.
    Der leuchtend helle Sommermorgen traf mich wie ein Hammer. Gestern abend war es noch Herbst gewesen. Alles war zu bewundern: der Abfall, den der leichte Wind langsam über den Bürgersteig trieb, die Kühle der Luft, die Helle des Sonnenlichts …
    Zwei Penner lehnten sich gegen den ersten von den Pfählen der Fremden. Sie hatten ihre Augen geschlossen und machten einen sehr friedlichen Eindruck, und deshalb schlich ich mich weg. Aus Gullys stieg Dampf, die Menschen drängten sich aneinander vorbei, und bis auf das beharrliche Summen wirkte alles erstaunlich normal.
    Bei einem anderen Pfahl stand ein Mann in einem schwarzen, dreiteiligen Anzug mit einer schreienden orangenen Krawatte und hielt ein Schild hoch, auf dem VON DÄNIKEN LEBT! gekritzelt war. Er hatte ein heruntergekommen aussehendes Publikum um sich versammelt, dem ich mich einen Augenblick lang anschloß.
    „… Mann, die Typen haben die Pyramiden gebaut! Das Empire State Building ! Sie sind die Götter! Alexander der Große war einer! Richard M. Nixon war einer! Gott war einer! … Und auch ihr könnt gerettet werden, wenn ihr mir nur einen Fuffziger auf den Altar der Buße hier werft! Halleluja! Vielen Dank, die Dame …“
    Ich ging weiter.
    Bei der nächsten außerirdischen Parkuhr tanzten ein paar Hare-Krishna-Typen immer wieder im Kreis herum, als hätten sie einen Missionar im Topf. In ihrer Mitte liebkoste ein glattrasierter dürrer Mann mit einer Brille den Pfahl, der dunkelrot glühte. Er wirkte verwandelt, fast schön, weit realer, als das Francis FitzHenry je werden konnte. Ich sah lange fasziniert zu; meine Gedanken waren durch die hypnotische Wiederholung ihres Gesangs abgestumpft.
    Sie hörten auf und rissen mich aus meiner Träumerei. Der dürre Mann kam zu mir herüber und begann, vertraulich und eindringlich auf mich einzuflüstern. „Wußtest du, daß sie nur einige Mikrons dick sind? Wußtest du, daß sie T’tat heißen? Wußtest du, daß sie ein geteiltes Bewußtsein besitzen, das weit über Raum und Zeit hinausreicht? Wußtest du, daß sie in ihrer Entwicklung unglaublich weit fortgeschritten sind, hä?“
    „Sie reden aber nicht wie die Hare-Krishna-Leute.“
    „He! … Ach, die Kleider meinst du. Eigentlich habe ich einen Doktor vom M.I.T. Ich rede mit ihnen, weißt du.“
    „Ehrlich?“
    „He, wirklich! Hör mal, komm her.“ Er zog mich grob zu dem Pfahl hinüber, der gerade aufgehört hatte zu glühen. „Setz dich hierher, entspanne dich, berühre den Pfahl. Totempfahl, göttliche Antenne, was es auch ist. Hörst du nichts …?“
    Hallo.
    Ich zitterte. Die Stimme war so nahe; sie redete in mir. Ich zog mich hastig zurück.
    „He, wußtest du, daß sie viele Farben haben und daß eine jede Farbe den Status anzeigt, der vom Alter abhängig ist? Wußtest du das vielleicht, hä? Wußtest du, daß sie sich erst an das kollektive Bewußtsein anschließen, wenn sie fast eine halbe Milliarde Jahre alt sind, daß sie solche Lernzentren in der gesamten Galaxis betreiben, daß sie ursprünglich aus dem großen Andromeda-Nebel stammen? Ohne Scheiß, Mann!“
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    „Hier, greif noch mal zu, beim zweitenmal ist es nicht mehr so schlimm.“ Er war ein reines Nervenbündel und zuckte am ganzen Körper. „Tut mir leid, daß ich mich so aufführe. Das ist meine einzige Chance, mich normal zu verhalten, verstehst du, für den Rest des Tages bin ich entweder bekifft oder ich schlafe, wie es im Drehbuch steht. Ich kann es kaum erwarten, bis wir alle aufwachen!“
    Ich streckte eine Hand aus. Hallo.
    „Gibt es keine Methode, wie wir ihnen

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