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Analog 5

Analog 5

Titel: Analog 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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war.
    Eine Stunde später waren wir sorgfältig eingewiesen worden und hatten uns eine Anzahl von Zeichnungen und handgemalten Plänen des Innenbereichs der Festung angesehen. Wir waren soweit, wie wir das sein konnten.
    Der größte Teil unserer Mitverschwörer war bereits in kleinen Gruppen von zwei oder drei Leuten vorgegangen. Jeder trug ein bunt eingewickeltes Päckchen mit einem Geschenk als Zeichen der Ehrerbietung, das der Baron von seinen Gästen verlangte, um die hochgestellten Besucher aus der Heimat davon zu überzeugen, daß in seinem Distrikt alles in Ordnung war.
    Dieses eine Mal waren die Syllsintaag mehr als gern bereit, bei dieser Scharade mitzuspielen. Auch Ssaroth würde ein bunt eingepacktes Päckchen in die Festung hineintragen. Es war rechteckig und ungefähr so groß wie die Frühstücksbox eines Kindes.
    Es hörte auf den Namen ‚Frettchen’.
     
13
     
    „Ah, der Gesetzgeber des Rossa-Clans! Willkommen in meinem Haus!“
    Der Sprecher war ein obszön fetter Mann mit überhängenden Rändern über den Augen und mißgestalteten Zähnen. Er trug eine dunkle Uniform mit einem Lederkoppel, an dem ein Halfter und ein ornamentaler Dolch hingen. Bax erwiderte seine Begrüßung mit einer tiefen Verbeugung.
    „Seien Sie gegrüßt, Exzellenz. Ich hoffe, Ihrer Familie geht es gut.“
    „Recht gut, Grafftar Transtas, recht gut. Bis auf meinen Jüngsten, Cephiel. Ich weiß einfach nicht, was ich mit dem Jungen noch anfangen soll, wenn er nicht damit aufhört, sich mit den eingeborenen Mädchen einzulassen. Auf der anderen Seite genießen eure Weibsbilder die Aufmerksamkeiten unserer jungen Männer, ist es nicht so?“
    Der Gouverneur besaß eine tragende Stimme. Er schien nicht zu bemerken, daß sich in der gesamten großen Halle Syllsintaag-Rücken verkrampften. Wenn Bax den gleichen Wunsch verspürte, ihn zu erdrosseln, wie ihn anscheinend alle anderen fühlten, so zeigte er es nicht.
    „Exzellenz, ich möchte Ihnen meine Cousine und ihre Freunde vorstellen – Mullarow Transtas, ihr Sohn Vrieler, seine Frau Harla …“ Wir alle küßten die ausgestreckte Handfläche des Vecks, als wir vorgestellt wurden. (Felira hatte recht. Sie stinken tatsächlich.) „… Mullarow, das ist unser Gastgeber, Baron Ylgost’t Prasilwant.“
    Jouniel zog ihren ‚kichernde Matrone’-Akt ab, während ich mein Bestes tat, das Bild eines dummen, aber ehrlichen Kraftprotzes zu vermitteln.
    Der Baron schien alles zu schlucken.
    „Sie waren schon immer ein treuer Diener, Grafftar. Ich möchte Ihnen einen besonderen Gefallen erweisen. Nennen Sie mir, was Sie wollen.“
    „Ich habe nur einen einzigen Wunsch, Exzellenz. Meine Tochter wird in der Brolis-Basis festgehalten. Wenn Sie sich vielleicht bei dem Gouverneur dieses Distrikts dafür verwenden könnten, daß sie mir zurückgegeben wird …“
    „Hmmmphh. Wenn ich das Kind an Sie zurückgebe, werden andere mich mit der gleichen Bitte bestürmen. Ich werde darüber nachdenken müssen.“
    „Sie sind sehr freundlich, Exzellenz.“
    „Entschuldigt mich, Kinder, aber ich muß mich um meinen Ehrengast kümmern. Nur zu gern würde ich einen Diener schicken, aber wir dürfen den großen Mann ja schließlich nicht beleidigen, oder?“ Damit watschelte er davon und verschwand in der Menge.
    „Was war das mit der Freigabe von Felira?“ fragte ich in einer Stimme, die gerade laut genug war, um die wenigen Zentimeter bis zu Bax’ Ohr zu tragen.
    „Das war ein Test. Ich wollte herausbekommen, ob man ihm schon von dem gestohlenen Gleiter berichtet hat.“
    „Und?“
    „Ich bin nicht sicher. Der Baron ist ein schlauer alter Fuchs, und vielleicht hat er mit mir nur gespielt.“
    Mit diesem beunruhigenden Gedanken nahmen wir unsere Rolle wieder an und begannen umherzugehen. Felira und ich bemühten uns sorgfältig, einer Unterhaltung mit irgendwelchen Leuten aus dem Weg zu gehen, die wir nicht vorher im Haus getroffen hatten. Felira führte den größten Teil der Gespräche. Ich spielte meistens meine Rolle und glotzte meine Umgebung an.
    Jemand hatte sich eine Menge Mühe mit dem Umbau der nüchternen Wände der ursprünglichen Festung gegeben und dabei einen Architekturstil geschaffen, der eine Mischung zwischen dem späten Rokoko und einem frühen Pariser Bordell war. Wie durch die schlechtsitzende Uniform des Gouverneurs wurde dadurch das Gefühl noch verstärkt, daß die alten Kriegsherren diesen Ort verlassen hatten und ihre verweichlichten, käuflichen Nachkommen an

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