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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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abzurufen.
    Die Kriminalisten in Gordejews Abteilung akzeptierten Nastja keineswegs auf Anhieb. Besonders ärgerte sie, dass Gordejew darauf bestand, sie müsse ein Zimmer für sich allein bekommen, was es in der Petrowka noch nie gegeben hatte. Anfangs benutzten sie Nastja sogar als eine Art Telefonfräulein, da sie ja ohnehin den ganzen Tag im Büro saß. Die Anerkennung für ihre Arbeit wuchs nur langsam und unter Schwierigkeiten. Dafür ließen diejenigen, die unmittelbar mit ihr zu tun hatten, nichts auf sie kommen. Dennoch hatte Nastja die chronische Befürchtung, die Erwartungen der anderen zu enttäuschen.
    Auch jetzt, als sie in dem niedrigen Sessel vor ihrem Chef saß, war sie darauf gefasst, gleich etwas Unangenehmes zu hören. Aber sie irrte sich.
    »Mir gefällt nicht, wie der Fall Filatowa bearbeitet wird«, sagte Gordejew unvermittelt. Das Aufundabgehen im Zimmer begleitete bei ihm das Nachdenken und die Suche nach einer Entscheidung. Nun blieb er stehen und setzte sich neben Nastja. Er hatte also eine Entscheidung getroffen. »Es sind von Anfang an viele Fehler gemacht worden«, fuhr er fort, »viele davon sind nicht mehr zu korrigieren. Kurz das Wesentliche: Filatowa kam in der Nacht vom Zwölften zum Dreizehnten von einer Dienstreise zurück. Der festgenommene Verdächtige hat ausgesagt, er habe sie vom Flughafen nach Hause gebracht – das lag auf seiner Strecke. Filatowa ließ ihm ihren Ausweis da und ging hoch in ihre Wohnung, um Geld zu holen. Nach fünfzehn, zwanzig Minuten hatte er das Warten satt, sah im Ausweis nach der Wohnungsnummer und ging hinterher. Die Wohnungstür war unverschlossen, nur zugeklappt. Die Filatowa lag leblos in der Küche vor dem Herd. Der Fahrer versuchte, sie zu beatmen, dann rief er einen Krankenwagen und verständigte die Miliz. Und da geht die Sauerei los. Zum Tatort kamen Golowanow und Bashow. Du kennst die beiden ja. Ziemlich üble Burschen, besonders Bashow. Der Fahrer ist zu allem Unglück ein ehemaliger Milizionär, arbeitet jetzt bei irgendeiner Firma. Und verdient natürlich entsprechend. Für Bashow und Golowanow ist er ein rotes Tuch. Sie haben sich regelrecht in ihn verbissen, ihm kein Wort geglaubt und ihn zweiundsiebzig Stunden festgehalten. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Der Fahrer wies sie auf zwei Dinge hin. Erstens: Während er im Auto auf die Filatowa wartete, verließ ein Mann das Haus. Zweitens: Auf dem Herd stand ein noch warmer Teekessel. Wenn der Fahrer die Wahrheit sagt, hat jemand die Filatowa in ihrer Wohnung erwartet. Unsere beiden Helden sind völlig ausgerastet, weil der Verdächtige seine Nase in die Spurensicherung steckte, und haben ihn angebrüllt. Im Protokoll wird der Teekessel natürlich nicht erwähnt. Der Hass auf den ehemaligen Kollegen, der nun mehr verdient als sie, hat sie völlig blind gemacht. Die Spurensicherung wurde schlampig durchgeführt. Sie haben sich darauf versteift, dass der Körper keine Strommarken aufwies, obwohl der Gerichtsmediziner ihnen mehrfach versicherte, das könne Vorkommen.«
    »Sie haben dem Sachverständigen nicht geglaubt?«, fragte Nastja erstaunt.
    »Wozu braucht man einen Sachverständigen, wenn man den Verdächtigten schon am Wickel hat?«
    »Und der Mann, der aus dem Haus kam?«
    »Das wurde auch nicht überprüft. Wenn der Fahrer nicht lügt und wirklich ein Mann aus dem Haus kam, egal, ob aus der Wohnung der Filatowa oder aus einer anderen, dann verließ er das Haus in jedem Fall genau zu der Zeit, die uns interessiert. Um drei Uhr nachts ist es so still, dass man selbst eine Mücke vorbeifliegen hört. Wenn dieser Mann existiert und er nicht der Mörder ist, könnte er ein wertvoller Zeuge sein. Aber nein!« Gordejew trat wütend nach einem Stuhl. »Kurz, Anastasija, ich möchte, dass du mal darüber nachdenkst. Morgen früh sind die zweiundsiebzig Stunden um, und der Fahrer wird entlassen. Ich bin mir sicher, dass sie nichts gegen ihn in der Hand haben. Die Informationen, die am Samstag und Sonntag zusammengetragen wurden, holst du dir von Mischa Dozenko. Und er soll den Festgenommenen so vernehmen, wie du es für richtig hältst.«
    »Vielleicht kann ich selbst mit ihm sprechen, Viktor Alexejewitsch?«, schlug Nastja schüchtern vor. »Das ist einfacher, als Mischa zu instruieren.«
    »Wir müssen ihn anlernen und nicht die Arbeit für ihn tun«, schnitt Gordejew ihr das Wort ab. »Ich verbiete dir, mit dem Festgenommenen zu reden. Das ist nicht deine Aufgabe.«
    Der Oberst

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