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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zu heben. Sie schob eine Hand durchs Bettgitter und drückte sie auf meine. Ich fand die Kraft, meine Finger zu einem liebevollen Knoten in ihre zu schlingen.
    Sie hatte viele Stunden draußen im Wartezimmer der Intensivstation gesessen, in ihrer Arbeitskluft, die sie so wenig leiden konnte. Rosa Schuhe, rosa Söckchen, rosa Rock, rosa-weiße Bluse.
    Ich sagte ihr, das seien bestimmt die fröhlichsten Klamotten, die man im Wartezimmer je gesehen habe, und sie berichtete mir, draußen sitze auf zwei Stühlen Little Ozzie, gekleidet in eine gelbe Hose und ein Hawaiihemd. Auch Viola sei da, und Terri Stambaugh.
    Als ich sie fragte, wo ihre flotte rosa Mütze geblieben sei, griff sie sich überrascht mit der Hand an den Kopf, weil sie offenbar erst jetzt bemerkte, dass da etwas fehlte. Die Mütze
war im Chaos des Überfalls auf das Einkaufszentrum verloren gegangen.
    Ich schloss die Augen und weinte, aber nicht vor Freude, sondern vor lauter Bitterkeit. Stormys Händedruck wurde fester, und das gab mir die Kraft, einzuschlafen und mich meinen Träumen von Dämonen zu stellen.
    Später kam sie zu einem zweiten fünfminütigen Besuch, und als sie sagte, wir müssten die Hochzeit wohl verschieben, bestand ich darauf, bei Samstag zu bleiben. Nach allem, was geschehen sei, werde die Stadt doch sicher auf den üblichen Amtsweg verzichten, und falls Stormys Onkel nicht bereit sei, uns entgegen der kirchlichen Vorschriften in einem Krankenzimmer zu trauen, dann gebe es ja immer noch Friedensrichter.
    Ich hatte gehofft, dass unserem Hochzeitstag die erste Nacht folgte, in der wir ganz zusammen waren. Aber die Heirat an sich war mir immer wichtiger gewesen als das, was sich daraus ergab, und das galt jetzt mehr denn je. Wir hatten ein ganzes, langes Leben vor uns, um miteinander zu kuscheln.
    Vorher hatte sie meine Hand geküsst. Nun beugte sie sich übers Gitter, um mich auf die Lippen zu küssen. Sie ist meine Stärke. Sie ist mein Schicksal.
    Ohne jedes echte Zeitgefühl schlief ich immer wieder ein.
    Meine nächste Besucherin, Karla Porter, kam, nachdem eine Schwester mein Bett hochgestellt und mir einige Schluck Wasser erlaubt hatte. Karla umarmte mich und küsste mich auf die Wange und auf die Stirn. Wir strengten uns an, nicht zu weinen, taten es dann aber doch.
    Ich hatte Karla vorher noch nie weinen sehen. Sie ist zäh. Das muss sie auch sein. Nun jedoch sah sie erschüttert aus.
    Ich befürchtete, dass es dem Chief wieder schlechter ging, aber sie sagte, das sei nicht der Grund.

    Sie konnte mir sogar die freudige Nachricht überbringen, dass der Chief gleich morgen früh aus der Intensivstation in ein normales Zimmer verlegt werden sollte. Aller Voraussicht nach würde er vollständig genesen.
    Nach dem Grauen im Einkaufszentrum wird allerdings keiner von uns mehr so sein, wie er früher war. Auch Pico Mundo hat sich für immer verändert.
    In meiner Erleichterung über den Zustand des Chiefs fiel es mir gar nicht ein, mich bei irgendjemandem nach meinen eigenen Verletzungen zu erkundigen. Stormy Llewellyn war am Leben; das Versprechen der Zigeuner-Mumie würde in Erfüllung gehen. Alles andere war mir einerlei.

64
    Am Freitagmorgen, nur einen Tag nachdem Chief Porter der Intensivstation entronnen war, ordnete der Arzt an, mich in ein Privatzimmer zu verlegen.
    Man gab mir einen der protzigen Räume, die wie eine Hotelsuite ausstaffiert sind. Es war sogar derselbe, in dem man mich hatte duschen lassen, als der Chief noch auf dem Operationstisch lag.
    Als ich Bedenken wegen der Kosten äußerte und daran erinnerte, ich sei nur ein Grillkoch, versicherte mir der Chefarzt persönlich, man werde mir alle Kosten, die über den von der Krankenversicherung bewilligten Betrag hinausgingen, gern erlassen.
    Die Sache mit dem Heldentum war mir überhaupt nicht recht, und ich wollte sie schon gar nicht dazu benutzen, um irgendeine Sonderbehandlung zu bekommen. Dennoch nahm ich das großzügige Angebot dankbar an, denn während Stormy mich in einem gewöhnlichen Krankenzimmer nur hätte besuchen können, konnte sie nun richtig einziehen, um Tag und Nacht bei mir zu sein.
    Die Polizei hatte in dem Flur vor meinem Zimmer einen Posten aufgestellt. Nicht, dass ich von jemandem bedroht worden wäre. Es ging darum, die Medien auf Distanz zu halten.
    Die Ereignisse im Einkaufszentrum hatten, wie man mir berichtete, weltweit Schlagzeilen gemacht. Ich wollte keine Zeitung sehen. Ich weigerte mich, den Fernseher anzuschalten.
    Alles in

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