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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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schon immer gewusst, dass ihres eine Tätowierung sei. Mir macht das nichts aus, im Gegenteil – sie wollte unbedingt beweisen, dass wir ein gemeinsames Schicksal haben, und das lässt meine Liebe zu ihr nur noch tiefer werden.
    Auf dem Bett, unter der Karte aus dem Wahrsageautomaten, hielten wir uns in den Armen, ganz keusch bis auf die Hand an ihrer Brust.
    Wenn ich in Stormys Wohnung bin, habe ich immer das Gefühl, dass die Zeit stillsteht.
    In diesen Räumen bin ich mit mir in Frieden. Ich vergesse meine Sorgen. Die Probleme von Pfannen und Poltergeistern sind von mir genommen.
    Hier kann mir kein Schaden geschehen.
    Hier kenne ich mein Schicksal und bin damit zufrieden.
    Hier lebt Stormy, und wo sie lebt, gedeihe ich.
    Wir schliefen ein.
    Am folgenden Morgen klopfte jemand an der Tür, als wir
gerade beim Frühstück saßen. Weil wir nicht reagierten, rief Terri Stambaugh bald darauf im Flur nach mir. »Ich bin’s, Oddie. Mach auf. Es ist jetzt an der Zeit aufzumachen.«
    Wenn Terri, meine mütterliche Freundin und Retterin, mich rief, dann konnte ich nicht Nein sagen. Als ich die Tür öffnete, sah ich, dass sie nicht allein gekommen war. Auch der Chief und seine Frau Karla standen im Flur, und Little Ozzie. Alle Menschen, die mein Geheimnis kennen – dass ich die Toten sehe –, hatten sich bei mir versammelt.
    »Wir haben bei dir angerufen«, sagte Terri.
    »Ich hab gedacht, es sind Reporter«, sagte ich. »Die lassen mich und Stormy einfach nicht in Ruhe.«
    Sie kamen in die Wohnung, und Little Ozzie zog die Tür zu.
    »Wir sitzen gerade beim Frühstück«, sagte ich. »Können wir euch vielleicht etwas anbieten?«
    Der Chief legte eine Hand auf meine Schulter. Diese schuldbewusste Miene, diese traurigen Augen. Er sagte: »Es muss jetzt Schluss damit sein, Junge.«
    Karla hatte eine Art Geschenk mitgebracht. Aus Bronze. Eine Urne. »Oddie«, sagte sie, »der Gerichtsmediziner hat ihren armen Körper freigegeben. Hier drin ist ihre Asche.«

66
    Für eine Weile war ich verrückt geworden. Wahnsinn liegt in meiner Familie. Wir haben eine lange Geschichte, uns aus der Wirklichkeit zurückzuziehen.
    Ein Teil von mir hatte schon in dem Augenblick, als Stormy zu mir in die Intensivstation gekommen war, gewusst, dass sie zu einer der noch auf dieser Erde verweilenden Toten geworden war. Die Wahrheit hatte zu sehr wehgetan, um sie zu akzeptieren. In dem Zustand, in dem ich mich an jenem Mittwochnachmittag befand, wäre ihr Tod eine Wunde zu viel gewesen, und ich hätte dieses Leben einfach losgelassen.
    Die Toten sprechen nicht. Ich weiß nicht, warum. Deshalb habe ich bei den Gesprächen, die Stormy und ich in der folgenden Woche führten, ihren Part übernommen. Ich habe an ihrer Stelle gesagt, was sie, wie ich wusste, sagen wollte. Ich kann fast ihre Gedanken lesen. Wir sind uns unermesslich näher als enge Freunde, näher als alle Verliebten. Stormy Llewellyn ist mein Schicksal, und ich bin ihres.
    Trotz seiner bandagierten Wunden hielt der Chief mich ganz fest in seinen väterlichen Armen, damit der Kummer aus mir herausströmen konnte.
    Später führte Little Ozzie mich ins Wohnzimmer. Er setzte sich neben mich aufs Sofa, das sich dabei in seine Richtung neigte.
    Der Chief zog einen Sessel heran. Karla setzte sich auf die Sofalehne neben mich; Terri ließ sich vor mir auf dem Boden nieder und legte mir eine Hand aufs Knie.

    Stormy, meine Wunderschöne, stand beiseite und beobachtete uns. Ich habe auf dem Gesicht eines Menschen nie einen liebevolleren Ausdruck gesehen als den, mit dem sie mich in diesem schrecklichen Augenblick beschenkte.
    Little Ozzie nahm meine Hand. »Du weißt, dass du sie jetzt gehen lassen musst, mein Junge.«
    Ich nickte nur, weil ich kein Wort herausbrachte.
    Lange nach dem Tag, über den ich gerade schreibe, hat Ozzie mir geraten, ich solle den Ton dieses Manuskripts so heiter wie möglich halten, indem ich mich wie die Titelfigur in Agatha Christies Buch Der Mord an Roger Ackroyd als unzuverlässiger Erzähler gebe. Also habe ich bei manchen Verben geschummelt. Oft habe ich im Präsens über Stormy und unsere gemeinsame Zukunft geschrieben, als wären wir in diesem Leben immer noch zusammen. Damit ist es nun vorbei.
    »Sie ist jetzt hier, nicht wahr?«, sagte Ozzie.
    »Ja.«
    »Und sie ist keinen Augenblick von deiner Seite gewichen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du willst doch nicht, dass deine Liebe zu ihr und ihre Liebe zu dir sie hier festhält, wo sie doch weiterziehen

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