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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Plimplam!« macht, irgendwo hingehe. Und mein Privathandy, das »Zirrrp! Zirrrp!« macht, nehme ich natürlich auch mit. Kai könnte jeden Moment anrufen.
    Gut. Also irgendwo hingehen. Prima. Aber wohin? Shopping? Deprimierend. Ich muss mein Geld zusammenhalten. Sonst kann ich bald noch eine zweite mobile Hotelrezeption mit mir rumtragen. »Hallo, Hotel Royal … Ach nein, falsches Handy, für Sie bin ich Pension Peinlich.« Dann doch lieber sparen.
    Café kostet auch was. Aber ich kann ja einfach mal spazieren gehen. Argh! Spazieren gehen. Und zu Mittag einen Seniorenteller. Alles klar. Wenn ich wenigstens einen Hund als Rausgeh-Grund hätte. Und überhaupt, was soll ich anziehen? Rock und Sandalen mit Absätzen? Jeans und Turnschuhe? T-Shirt? Bluse? Badeanzug? In Korea gehen die Leute gerne im Schlafanzug auf die Straße, habe ich gehört. Wäre mal was Neues.
    Na ja. Ich könnte das anziehen, was ich sonst für einen ganz normalen Arbeitstag angezogen habe. Das Problem ist nur, dass es immer völlig wurscht war, wie ich rumgelaufen bin. Wenn mich überhaupt mal jemand in meiner Filmschnitt-Höhle aufgesucht hat, haben wir über das geredet, was die Schauspieler auf meinen Monitoren anhatten. So ein Spaziergang in der Stadt, das ist einfach was ganz anderes. Wäh, schon wieder dieses Wort. Ich bleibe einfach zu Hause.
    Plimplam! Plimplam!
    K AI    Einerseits, ja, ich hätte länger ausschlafen können. »Kai Findling Architekten« ist mein eigenes Büro. Als Chef kann ich kommen und gehen, wann ich will. Und natürlich habe ich mich letzten Freitag bis in die späten Abendstunden auf einen möglichen Anruf von Frau Klapphorst Anfang dieser Woche vorbereitet. Und selbstverständlich bin ich am Samstag alles nochmal durchgegangen.
    Andererseits, nein, lieber doch nicht.
    Gestern war ja die Party. Und man kann nie wissen, an welchen Stellen der Alkohol einem etwas vom Hirn weggeknabbert hat. Vor allem dieses orangefarbene Zeug von Lara, von dem ich am Ende dann auch diverse Gläser intus hatte, könnte Schaden angerichtet haben. Deswegen habe ich mich heute Morgen gegen alle empörten Widerstände meines Körpers um acht aus dem Bett gerollt, zwei Aspirin gefrühstückt und bin über die Straße ins Büro gekrabbelt. Alles andere wäre leichtsinnig gewesen.
    Frau Klapphorst leitet das Deutschland-Büro der französischen Stararchitektin Amélie Bleudkinon. Und wenn alles gut läuft, kriegen wir von ihr den Auftrag, die Bauleitung für die pompöse Löwenstein-Villa zu übernehmen. Für mich wäre das die langersehnte finanzielle Rettung. Für das Büro Bleudkinon ist die Löwenstein-Villa aber nur ein kleiner Fisch. Die bauen sonst riesige Museen, Opernhäuser, Konzernzentralen und was weiß ich. Wenn die Klapphorst erst mal am Telefon ist, geht alles zack, zack. Und wenn mir dabei was Wichtiges durchrutscht, dann haben wir viele Monate Spaß an den Folgen.
    Na ja, falls sie überhaupt anruft.
    Nein, in diese Richtung darf ich gar nicht erst denken.
    Sie wird anrufen. Und ich bin gerüstet. Den Kaffee mit Croissant, den ich mir jetzt als zweites Frühstück in der kleinen Bäckerei im Nebengebäude gönne, habe ich mir mehr als verdient. Und ich sollte nicht so schlingen, es gibt keinen Grund. Joan sitzt seit neun an ihrem Platz und nimmt alle Anrufe entgegen. Selbst wenn Frau Klapphorst ausgerechnet jetzt anriefe, wäre alles in bester Ordnung. Viel doofer wäre, wenn ich im Büro säße und sich gleichzeitig Frau Klapphorst auf dem Bürotelefon und Lara auf meinem Handy melden würden. Ehrlich, ich wüsste wirklich nicht, welchen …
    Na ja, falls Lara überhaupt anruft.
    Nein, in diese Richtung darf ich gar nicht erst denken.
    Sie hätte doch sonst nicht nach meiner Nummer gefragt. Das Einzige, was schiefgehen kann, ist, dass sie und Frau Klapphorst gleichzeitig anrufen, Punkt.
    Ein paar Minuten später ist das Croissant Geschichte. Ich ächze wieder los. Es war gestern wirklich eine sehr ungünstige Kombination von zu viel und zu spät. Aber Lara war es dreimal wert. Hoffentlich ruft sie bald an. Ich will so gerne wieder sehen, wie sie ihre Haare nach hinten wirft und … Nein, nicht verlieben. Nur wiedersehen.
    Mein Büro breitet sich in einer alten Fabriketage aus. Verzierte gusseiserne Stützen, vier Meter hohe Gewölbedecken, riesige Fenster, Platz ohne Ende. Wirklich ein Prachtstück. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob es ein Fehler war, dass wir vor einem halben Jahr aus der umfunktionierten

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