Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
Vom Netzwerk:
Gras. Da dachte Johannes an seines Vaters Grab, das auch einmal so aussehen würde wie diese, nun er es nicht besorgen und schmücken konnte. Deshalb setzte er sich nieder und riß das Gras ab, richtete die Holzkreuze auf, die umgefallen waren, und legte die Kränze, die der Wind von den Gräbern gerissen hatte, wieder an ihre Stelle, während er dachte, vielleicht tut jemand das gleiche an meines Vaters Grab, nun ich es nicht tun kann!
     
    Draußen vor der Kirchhofstür stand ein alter Bettler und stüzte sich auf seine Krücke. Johannes gab ihm die Silberschillinge, die er besaß und ging dann glücklich und froh weiter in die weite Welt hinaus.
     
    Gegen Abend wurde es schrecklich schlechtes Wetter. Johannes beeilte sich, um unter Dach und Fach zu kommen, aber es wurde rasch finstere Nacht; da erreichte er endlich eine kleine Kirche, die ganz einsam auf einem Hügel lag, die Tür stand zum Glück nur an gelehnt, und er schlüpfte hinein; hier wollte er bleiben, bis sich das schlechte Wetter gelegt hatte.
     
    "Hier will ich mich in eine Ecke setzen!" sagte er, "ich bin so müde und könnte wohl ein wenig Ruhe gebrauchen," dann setzte er sich nieder, faltete seine Hände und betete sein Abendgebet, und ehe er es wußte, schlief und träumte er, während es draußen blitzte und donnerte.
     
    Als er wieder erwachte, war es tiefe Nacht, aber das böse Wetter war vorübergezogen, und der Mond schien zu den Fenstern zu ihm herein. Mitten in der Kirche stand ein offener Sarg mit einem toten Mann darin, denn er war noch nicht begraben. Johannes fürchtete sich nicht, denn er hatte ein gutes Gewissen, und er wußte wohl, daß die Toten niemandem etwas zuleide tun; die lebenden bösen Leute sind es, die einem Böses zufügen. Zwei solcher lebenden Bösewichte standen dicht bei dem toten Mann, den man hier in die Kirche gesetzt hatte, bevor er beerdigt werden sollte; sie wollten ihm etwas Böses tun, ihn nicht in seinem Sarge liegen lassen, sondern ihn vor die Kirchentür werfen, den armen toten Mann.
     
    "Warum wollt Ihr das tun?" fragte Johannes, "das ist böse und schlecht, laßt ihn ruhen in Jesu Namen!"
     
    "Ach, Schnickschnack!" sagten die beiden häßlichen Menschen, "er hat uns an der Nase herumgeführt! Er schuldete uns Geld und konnte es nicht wiedergeben; nun ist er obendrein gestorben und wir bekommen keinen Schilling. Darum wollen wir uns nun rächen, er soll wie ein Hund draußen vor der Kirchentür liegen!"
     
    "Ich habe nicht mehr als fünfzig Reichstaler!"
     
    sagte Johannes, "das ist mein ganzes Erbteil, aber das will ich Euch gerne geben, wenn Ihr mir ehrlich versprechen wollt, den armen toten Mann in Frieden ruhen zu lassen. Ich werde schon ohne das Geld durchkommen; ich habe gesunde, starke Glieder, und der liebe Gott wird mir schon helfen."
     
    "Ja", sagten die häßlichen Menschen, "wenn du wirklich seine Schuld bezahlen willst, werden wir ihm gewiß nichts tun, darauf kannst du dich verlassen!" und so nahmen sie das Geld, das ihnen Johannes gab, lachten ganz laut über seine Gutmütigkeit und gingen ihrer Wege; aber Johannes legte die Leiche wieder im Sarge zurecht, faltete ihr die Hände, nahm Abschied und ging zufriedenen Gemütes durch den großen Wald.
     
    Ringsumher, wo der Mond durch die Bäume scheinen konnte, sah er die niedlichen kleinen Elfen lustig spielen; sie ließen sich nicht stören, sie wußten wohl, daß er ein guter, unschuldiger Mensch war, denn nur die bösen Menschen dürfen die Elfen nicht sehen. Einige von ihnen waren nicht größer als ein Finger, und ihre langen blonden Haare hatten sie mit einem Goldkamm aufgesteckt; sie schaukelten zwei und zwei auf den großen Tautropfen, die auf den Blättern und dem hohen Grase lagen. Manchmal rollte ein Tautropfen hinab, dann fielen sie hinunter zwischen die langen Grashalme, und es gab Lachen und Lärmen unter dem kleinen Volke. Es war ein gar niedlicher Anblick! Sie sangen, und Johannes erkannte deutlich all die hübschen Weisen, die er als kleiner Knabe gelernt hatte. Große bunte Spinnen mit silbernen Kronen auf dem Kopfe mußten von der einen Hecke zu der anderen lange Hängebrücken und Paläste spinnen, die, als der feine Tau darauf fiel, wie scheinendes Glas im klaren Mondenschein schimmerten. So währte es fort, bis die Sonne aufging. Dann krochen die kleinen Elfen in die Blumenknospen, und der Wind führte ihre Brücken und Schlösser mit sich fort, daß sie in der Luft dahin segelten, wie große

Weitere Kostenlose Bücher