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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Kate Wilhelm
Der Kreis
     
    Am letzten Tag im März fegte ein Blizzard über den südlichen Teil der Great Lakes, durch den Westen New Yorks und Pennsylvaniens, und raste mit Winden von siebzig Meilen pro Stunde auf die Hauptstadt zu. In einer Stunde fiel eine fünf Zentimeter dicke Schneeschicht. Julia beobachtete ihn von ihren breiten Fenstern über dem Hudson, vierzig Meilen von der Hauptstadt entfernt, und sie wußte, daß Martie diesen Abend nicht heimkommen würde. Der Schneesturm überzog innerhalb von Minuten alles mit Weiß, und der Wind war so kalt und heftig, daß das alte Haus unter seiner Gewalt ächzte. Julia tätschelte beruhigend das Fensterbrett. „Es ist bald vorbei, morgen haben wir April, und in drei bis vier Wochen bringe ich dir Narzissen.“ Das Haus ächzte lauter, und am Fenster wurde es ohne Ja cke zu kalt für sie.
    Julia kontrollierte die Heizung, indem sie die Kellertür öffnete und horchte. Wenn sie nichts hörte, war es gut. Wenn sie ein Keuchen und gelegentliches Fauchen vernahm, bestand Grund zur Beunruhigung; dann wür de sie Mister Lampert anrufen und ihn bitten, herüberzukommen, bevor sie eingeschneit war. Sie hörte nichts. Als nächstes warf sie einen Blick auf den Brennholz vorrat im Wohnzimmer. Längst nicht genug. Sie streif te Anorak und Stiefel über und ging zu dem Holzstoß neben dem alten Stall, den sie als Vorratsraum, Rum pelkammer, Garage und Atelier benutzten. Ein Schlit ten lehnte schräg an dem schindelgedeckten Gebäude aus grauem Stein, und sie stellte ihn auf den Boden und begann Holzscheite aufzuschichten. Als sie so viele hat te, wie sie ziehen konnte, kehrte sie um. Zuerst tastete sie sich mit einer Hand entlang der Stallmauer, dann zu dem Zaun aus Weidegeflecht, den sie und Martie vor drei Sommern am Rande des kleinen Wildbaches errichtet hatten, der den Hof teilte. Es war ein Umweg für sie, aber sicherer, als wenn sie versucht hätte, bei diesem dichten Schneegestöber geradewegs zum Haus zu gehen. Als sie wieder drinnen war, fühlte sie sich erstarrt. Ein gut geschütztes Thermometer zeigte zwar vermutlich kaum weniger als null Grad an, aber der eisige Wind hatte sicher um die minus fünf oder zehn Grad. Sie stand im Vorraum und überlegte, was es noch zu tun gab. Ihr Wagen war in der Garage, der von Martie stand am Bahnhof. Post? Sollte sie die Post, die eventuell im Kasten steckte, holen? Sie entschied sich dagegen. Außerdem glaubte sie nicht, daß der Briefträger schon vorbeigekommen war. Meistens blies Mister Probst auf seiner Trillerpfeife, wenn er etwas eingeworfen hatte, und sie hatte nichts gehört. Sie schälte sich aus den dicken Sachen und ging durchs Haus, sah alle Fenster nach, überprüfte die Riegel der Winterscheiben, Vor drei Wochen war es trügerisch warm gewesen, und sie hatte die Fenster geöffnet und einige sogar geputzt, bevor der Wind wieder umschlug. Das Haus war sicher.
    Sie hätte gern Martie angerufen, aber sie tat es nicht. Sein Chef mochte keine Privatgespräche während der Dienstzeit. Insgeheim verfluchte sie Hilary Boyle und wartete darauf, daß Martie sie anrief. Er würde es tun, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Als sie sich vergewissert hatte, daß alles erledigt war, setzte sie sich ins Wohnzimmer, wo das Feuer im Kamin niedrig brannte. Es war kein Licht angeknipst, und der Schneesturm hatte den Himmel verdunkelt. Das kleine Feuer glimmte heimelig in dem riesigen Kamin, und sein Schein fing sich in den Tongefäßen und Messingkrügen auf dem niedrigen Tisch davor. Der Raum war ein Schlauch, völlig unproportioniert, viel zu lang für seine Breite und mit einer sehr hohen Decke. Die Holzverkleidung der Stirnwände half ein wenig, ebenso die Aufteilung in einen kleineren Raum innerhalb des Raumes, mit dem Kamin als Mittelpunkt. Zwei Sessel und eine doppelsitzige Couch ergaben eine gemütliche Ecke. Die Farben waren Herbsttöne, leuchtend und gedämpft zugleich: orange und rot in dem gestreiften Bezug der Couch und der Kissen; rostbraun in den Sesseln; moosgrün der Teppich. Das Zimmer würde in Haus und Heim kaum einen Preis machen, hatte Julia gedacht, als sie das letzte Stück Messing für den Tisch anschleppte und die Wirkung beobachtete, aber sie liebte es, und Martie liebte es auch. Und sie hatte erlebt, daß sich in diesem Raum Leute entspannten, die sich schon lange nicht mehr entspannt hatten. In diesem Moment hörte sie es.
    Wenn der Wind auf ganz bestimmte Weise um das alte Haus pfiff, klang es wie

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