ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)
Zweig und setzte ihn in die Erde, und dieses Zweiglein ist nun ein großer Baum geworden und kommt nun doch endlich zu seinem Hochzeitsstaat, wird Deiner Tochter Brautkranz!"
Es standen Tränen In des alten Mädchens Augen; sie sprach von dem Freund ihrer Jugend, von der Verlobung im Walde; sie dachte an das Wohl, das damals ausgebracht wurde, dachte an den ersten Kuß, - aber das sagte sie nicht - war sie doch eine alte Jungfer. An so vieles dachte sie, aber daran dachte sie nicht, daß vor ihrem Fenster noch ein Andenken aus jener Zeit hing: der Hals jener Flasche, die damals "Schwupp" sagte, als der Pfropfen knallte. Aber der Flaschenhals erkannte sie auch nicht, denn er hörte nicht darauf, was sie erzählte, er dachte nur an sich.
Der Kragen
Es war einmal ein feiner Kavalier, dessen Hausgerät aus einem Stiefelknecht und einem Kragen bestand; aber er hatte den schönsten Kragen von der Welt. Und von diesem Kragen sollen wir jetzt eine Geschichte hören. - Er war nun so alt geworden, daß er daran dachte, sich zu verheiraten; da traf es sich, daß er mit einem Strumpfband zusammen in die Wäsche kam.
"Nein," sagte der Kragen, "noch nie habe ich etwas so Schlankes und Feines gesehen, nie etwas so Weiches und Niedliches! Darf ich um Ihren Namen bitten?"
"Den sage ich nicht" sagte das Strumpfband.
"Wo sind Sie denn zu Hause?" fragte der Kragen.
Aber das Strumpfband war sehr schüchtern und fand es ungehörig, darauf zu antworten.
"Sie sind wohl ein Gürtel?" fragte der Kragen, "so ein inwendiger Gürtel? Ich sehe, Sie sind sowohl zum Nutzen als zum Putzen, liebes Fräulein."
"Sie dürfen mich nicht ansprechen" sagte das Strumpfband. "Ich glaube nicht, daß ich Ihnen Veranlassung dazu gegeben hätte."
"Wenn man so schön ist wie Sie," sagte der Kragen, "so ist das Veranlassung genug."
"Kommen Sie mir nicht zu naher" sagte das Strumpfband. "Sie sehen so männlich aus."
"Ich bin auch ein feiner Kavalier" sagte der Kragen. "Ich habe einen Stiefelknecht und einen Kamm." Das war ja nun nicht wahr, denn sie gehörten seinem Herrn, aber er prahlte.
"Kommen Sie mir nicht so naher" sagte das Strumpfband. "Daran bin ich nicht gewöhnt!"
"Zimperliese" sagte der Kragen, und dann wurden sie aus der Wäsche genommen! Sie wurden gestärkt, hingen im Sonnenschein auf einem Stuhl und wurden dann auf das Plättbrett gelegt; da kam das warme Eisen.
"Liebe Frau!" sagte der Kragen. "Liebe Wittfrau! Mir wird ganz heiß. Ich werde ein ganz anderer, ich komme ganz aus der Form, Sie brennen mir ein Loch! Hu! - Ich bitte um Ihre Hand."
"Laps" sagte das Plätteisen und glitt stolz über den Kragen hin; denn es bildete sich ein, es sei ein Dampfkessel, der zur Eisenbahn hinaus und dort Wagen ziehen sollte.
"Laps." sagte es.
Der Kragen faserte an den Rändern ein wenig, da kam die Papierschere und sollte die Fasern abschneiden.
"O," sagte der Kragen" "Sie sind sicherlich erste Tänzerin. Wie Sie die Beine strecken können. Das ist das Hübscheste, was ich je gesehen habe! Das kann kein Mensch Ihnen nachmachen!"
"Das weiß ich" sagte die Schere.
"Sie verdienten, eine Gräfin zu sein" sagte der Kragen. "Alles was ich besitze, ist ein feiner Kavalier, ein Stiefelknecht und ein Kamm . Hätte ich nur eine Grafschaft dazu."
"Er macht wohl gar einen Antrag" sagte die Schere; sie wurde jetzt böse und gab ihm noch einen tüchtigen Schnitt. Dann war er entlassen.
"Ich werde wohl letzten Endes um den Kamm anhalten müssen. - Es ist doch merkwürdig, daß Sie alle ihre Zähne behalten, liebes Fräulein" sagte der Kragen. "Haben Sie nie daran gedacht, sich zu verloben?"
"Ja, das können Sie sich doch denken!" sagte der Kamm. "Ich bin ja mit dem Stiefelknecht verlobt!"
"Verlobt" sagte der Kragen. Jetzt gab es keine mehr, um die er hätte anhalten können, und deshalb verachtete er das Freien.
Eine lange Zeit verging. Dann kam der Kragen in den Kasten beim Papiermüller. Dort war eine große Lumpengesellschaft, die feinen für sich und die groben für sich, wie es sich gehört. Alle hatten viel zu erzählen, aber der Kragen am meisten, denn er war ein ordentlicher Prahlhans.
"Ich habe so schrecklich viele Geliebte gehabt," sagte der Kragen, "daß ich Tag und Nacht keine Ruhe hatte. Aber ich war auch ein feiner Kavalier, immer gestärkt. Ich hatte einen Stiefelknecht und einen Kamm, die ich nie gebrauchtet. Sie hätten mich
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